wollte das angesichts ungezählter
biblischer Aussagen bestreiten?
Christen verkünden das Evange-
lium, die ‚frohe Botschaft‘ vom end-
gültigen Heil, das Gott durch Jesus
Christus allen Menschen anbietet.
Christliche Freude
Wie sieht das in der Praxis aus,
ist denn die ureigene Wesensaus-
prägung christlicher Freude wirk-
lich sichtbar? Oder ist Frömmigkeit
immer nur mit nüchterner Ernst-
haftigkeit verbunden? „Die Chris-
ten müssten mir erlöster aussehen.
Bessere Lieder müssten sie mir sin-
gen, wenn ich an ihren Erlöser glau-
ben sollte.“ Die spottenden Sätze
des Philosophen Friedrich Nietz-
sche werden immer wieder zitiert,
und nicht zuletzt sind es Christen
selbst, die dem entschiedenen Re-
ligionskritiker Recht geben. Kann
man denn fröhlich sein bei Katast-
rophenszenarios und Schreckens-
meldungen, die über alle Medienka-
näle tagtäglich vermittelt werden?
Klagen, Verunsicherung und Ver-
bitterung über Veränderungen gibt
es vielerorts in Gemeinden und
anderen kirchlichen Gliederungen.
Und so stellen auch viele Christen
mit ehrlichem Bemühen die eigene
positive Ausstrahlung infrage. Ein
Umstand, der auch dem heiligen
Vinzenz Pallotti einen guten Rat
wert war. Er schrieb: „Durch ein
heiteres und frohes Gesicht können
wir beweisen, dass die Nachfolge
Christi unser Leben mit Freude er-
füllt. Heilige Heiterkeit und geistliche
Freude sind kostbare Früchte des
Heiligen Geistes. An ihnen erkennt
man die wahren Diener Gottes.“
In der Heiligen Schrift gibt es tat-
sächlich keinen expliziten Hinweis
darauf, dass Jesus gelacht hätte.
Wenn er aber geweint hat, wie über
den Tod seines Freundes Lazarus
(Joh 11,35), ist doch die nahelie-
gende Schlussfolgerung erlaubt,
dass er – wahrer Gott und wahrer
Mensch zugleich – eben auch ge-
lacht hat.
Österlicher Jubel
Um auf die Polemik Friedrich Nietz-
sche von den ‚besseren Liedern‘
zurückzukommen. An den öster-
lichen Liedern kann es nicht liegen,
die geradezu einladen, in den Ju-
belgesang angesichts der Über-
windung von Tod und Verzweiflung
einzustimmen: „Freu dich, erlöste
Christenheit, freu dich und singe
… sing fröhlich Halleluja“ ist nur
ein Beispiel unter vielen. „Wer je
erlebt und mitgefeiert hat, wie in der
Osternachtsliturgie das Osterfeuer
aufflackert, an seinen Flammen die
Osterkerze entzündet und in die
noch dunkle Kirche getragen wird,
wie der Lobgesang des ‚Exsultet‘
die Feiernden bewegt, wenn end-
lich das Gloria wieder angestimmt,
die Glocken es dem Dunkel der
Nacht verkünden und schließlich
der dreifache Ruf des Halleluja auch
die letzten Zweifel ausräumt: Der
Herr ist wahrhaft auferstanden, der
Tod ist besiegt, der erlebt, wie der
Glaube sich durch solch festliche
Feier einwurzelt“, so hat es Erich
Läufer einmal beschrieben.
Glauben und Freude sind nicht von-
einander zu trennen, sondern die-
ser Zusammenhang trägt vielmehr
Wesentliches zur Erneuerung der
Kirche bei. Die Freude des Evange-
liums oder die Freude am Evange-
lium ist Weg und Programm, wie es
Papst Franziskus in seinem ersten
apostolischen Schreiben ,Evangelii
gaudium‘ von 2013 auf den Punkt
bringt: „Die Freude des Evangeliums
erfüllt das Herz und das gesamte
Leben derer, die Jesus begegnen.
Diejenigen, die sich von ihm retten
lassen, sind befreit von der Sünde,
von der Traurigkeit, von der inneren
Leere und von der Vereinsamung.
Mit Jesus Christus kommt immer –
und immer wieder – die Freude. In
diesem Schreiben möchte ich mich
an die Christgläubigen wenden,
um sie zu einer neuen Etappe der
Evangelisierung einzuladen, die von
dieser Freude geprägt ist, und um
Wege für den Lauf der Kirche in den
kommenden Jahren aufzuzeigen.“
Titel | Thema
13
CellitinnenForum 2/2019