Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015) - page 30

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Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
F rtbildung aktuell – Das Journal
Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 30
– as
r al
de Apothek k mmer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
am besten in Glasstopfenflaschen aufbe-
wahrt werden. Brom löst sich nur wenig in
Wasser. Es findet sich u. a. als Reagenz in
der Ph. Eur. zur Herstellung von Bromwas-
ser, einer gesättigten Lösung von Brom in
Wasser und findet Anwendung bei ver-
schiedenen Gehaltsbestimmungen, Iden-
titäts- und Reinheitsprüfungen. Elemen-
tares Brom wirkt stark ätzend und bildet
auf der Haut schmerzhafte Wunden und
bereits nach kurzem Einwirken Blasen.
Ether
Diethylether (Ether R Ph. Eur.) ist ein häu-
fig gebrauchtes Lösungs- und Fließmit-
tel, etwa in der Dünnschichtchromatogra-
fie. Diethylether war früher wesentlicher
Bestandteil der Arningschen Lösung (lat.
solutio Arning), einer ethanolisch-ethe-
rischen Lösung von Anthrarobin und Ich-
thyol. Ether siedet unter Normalbedin-
gungen bereits bei 35 °C und ist licht- und
luftempfindlich. Er neigt in Gegenwart
von Luftsauerstoff über Etherperoxy-Ra-
dikale zur Bildung von spontan explo-
dierenden kristallinen Hydroperoxiden
(Abb. 14) und muss unter Licht- und Luft-
ausschluss aufbewahrt werden.
In dieser Hinsicht sind Gebinde, wie in
Abb. 1 gezeigt, Glasflaschen vorzuziehen.
Peroxidexplosionen durch Erschütterung
oder Reibung im Flaschenhals sind eine
oft unterschätzte Gefahr.
Handelsübliche Ether sind in der Regel
stabilisiert (Natriumdiethyldithiocarba-
mat, 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol).
Durch übermäßig lange Lagerung werden
die Stabilisatoren aber unwirksam und es
können Peroxide entstehen.
Eine Prüfung auf Peroxide kann mittels
der Kaliumiodid-Stärke-Reaktion (s. Stär-
ke-Papier, Iodidhaltiges R, Reagenz Ph.
Eur.), mit Titanperoxidsulfat (Titandioxid
Ph. Eur., Identitätsprüfung B) oder mit
käuflichen Indikatorstäbchen (Abb. 15)
erfolgen. Sie zeigen Peroxide qualita-
tiv und halbquantitativ (Farbskala) durch
Eintauchen in das Lösungsmittel an.
Zur Peroxid-Vernichtung in organischen
Lösungsmitteln kann man Reduktionsmit-
tel wie z. B. schwefelsaure Eisen(II)sulfat-
Lösung einsetzen oder das Lösungsmittel
mittels einer Glassäule (Chromatographi-
erohr) mit basischem Aluminiumoxid fil-
trieren (ca. 30 g Al
2
O
3
für 250 mL Ether).
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Weißer Phosphor – eine weitere gefähr-
liche Hinterlassenschaft
Es kann nicht ausgeschlossen werden,
dass sich in den Vorratsräumen manch
alter Apotheke noch Bestände an Gelb-
em („Weißem“) Phosphor, meist unter-
gebracht in einer Phosphordose und in
einem sogenannten Phosphorschrank, be-
finden.
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Einen solchen in ein Mauerwerk
fest eingebrachten, verschließbaren Phos-
phorschrank zeigt Abb. 16.
Arzneilich wurde Weißer Phosphor, insbe-
sondere vor der Kenntnis des Vitamin D,
Abbildung 14:
Etherhydroperoxidbildung nach Lit.
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Sicherheitshinweis
Keinesfalls darf man Flaschen mit Di-
ethylether öffnen, wenn sich am Ver-
schluss eine weiße Kruste oder im In-
nern (Glasflaschen) ein Niederschlag
gebildet hat! Ältere Behältnisse mit Di-
ethylether sind vor Gebrauch gründlich
zu begutachten.
Vorratsflaschen sollte man nicht nach-
füllen, den Ether am besten immer
frisch beschaffen und verbrauchen!
Der Peroxidgehalt sollte periodisch
kontrolliert werden.
Abbildung 15:
Kommerziell erhältliche
Peroxid-Teststreifen.
Entsorgungs- und
Desaktivierungshinweis
Bromreste setzt man immer erst mit
Thiosulfatlösung um und bedeckt die
kontaminierte Fläche dann mit Ab-
sorptionsmaterial. Brom wird dabei
zu Bromid reduziert während Thiosul-
fat im Wesentlichen zu Sulfat, neben
Schwefel, oxidiert wird (Abb. 13).
2 SO
4
2–
+ 8 Br
+ 10 H
+
S
2
O
3
2–
+ 4 Br
2
+ 5 H
2
O
Abbildung 13:
Reduktive Inaktivierung von Bromresten durch Thiosulfat.
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36
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