25
TOP
NEWS
2 / 2016
Verlustes und die Gefahr, noch mehr zu verlieren. Der negative
Ausgangswert von -10% stellt als solcher noch kein Risiko dar, erst
die mögliche Abweichung von der Erwartung.
Und welche Formen der Risiken lauern nun wie die berühmten Riffe
unter der Wasseroberfläche der Kapitalmärkte? Eine ganze Menge:
Bonitätsrisiken, Ausfallrisiken (als schlimmste Fälle des Bonitäts-
risikos), Bewertungsrisiken, Zinsänderungsrisiken, Währungsrisiken,
Inflationsrisiken, politische Risiken (immer häufiger auch Noten-
bankinterventionen), Wertschwankungsrisiken und Liquiditätsrisiken,
um nur einige zu nennen.
Und man erkennt schnell: Dem Risikomanagement, also der Er-
kennung, Analyse, Überwachung und Kontrolle von Risiken,
kommt in der Kapitalanlage eine entscheidende Bedeutung zu.
Erst recht, seit stattliche Marktrenditen (Beta) nicht mehr einfach
vom Himmel fallen. Umso mehr stellt sich die Frage, welche Haus-
und Bordmittel sich im Rahmen des Risikomanagements empfeh-
len, welche Aufgaben man individuell auch selbst übernehmen
kann und will und welche man besser anderen überlässt.
Klar ist, das Risikomanagement hat etwas mit Selektion (Qualität
und Bewertung), Diversifizierung, Timing, Reaktionsgeschwindig-
keit und Disziplin zu tun und lebt mit der Schwierigkeit, dass sich
Risiken als Ex-ante-Betrachtungen, also im Vorhinein, nicht absolut
messen lassen. Meistens läuft es auf relative Betrachtungen ver-
schiedener Handlungsalternativen hinaus. Beispielhaft sei an dieser
Stelle nur die häufig zur Risikomessung und -bewertung herange-
zogene historische Volatilität angesprochen, die bei ausreichend
langem Anlagehorizont aus Sicht des Investors an Bedeutung ver-
liert. Sie kann tatsächliche Risiken überzeichnen und ist eine reine
Vergangenheitsbetrachtung. Zudem hat sich spätestens in der Im-
mobilienfondskrise gezeigt, dass Anlageformen mit geringer oder
keiner Volatilität deshalb nicht zwingend risikolos sind. Im Kern
geht es im Risikomanagement darum, strukturelle, systematische
und wertpapierspezifische Risiken von zyklischen oder saisonalen
zu trennen, sie gegeneinander abzuwägen und zu matchen.
Inhaber von Investmentfonds sind anderen Privatanlegern, die ihr
Schicksal selbst in die Hand nehmen, dabei grundsätzlich schon
einmal einen Schritt voraus. Schließlich streuen sie die Risiken in-
sofern automatisch, als den Fonds eine Mindestdiversifizierung ge-
setzlich vorgeschrieben ist und sich überdies auch mehrere Fonds
miteinander kombinieren lassen. Dabei gilt es vor allem drei Dinge
zu beachten: Erstens: Ein Fonds kann nur so breit streuen, wie es
ihm sein Anlageuniversum erlaubt. Beispielhaft kann ein Fonds
für deutsche Nebenwerte auch nur in solche investieren. Zweitens:
Bisweilen investieren Fonds ihren Anlagegrundsätzen folgend
sehr konzentriert (mindestens 15 Titel), obwohl sie breiter streuen
dürften. Und drittens: Bei zu starker Zerklüftung des Portfolios las-
sen sich keine zusätzlichen Diversifikationseffekte mehr erzielen.
Neben der Risikostreuung wird Fondsanlegern aber auch die Aus-
wahl der Titel abgenommen. Im Fall aktiv gemanagter Fonds über-
nimmt diese Aufgabe das professionelle Fondsmanagement, bei
passiven Strategien die Zusammensetzung des zugrunde liegenden
Index. Für beide Herangehensweisen lassen sich Argumente finden.
Und auch das Timing-Risiko lässt sich im Rahmen der Fondsanlage
relativ einfach verkleinern, indem man entsprechende Positionen
schrittweise durch Zukäufe verteilt oder sogar per Sparplan auf
den Automatismus des Cost-Average-Effektes setzt und damit das
Risiko einer Zeitpunktentscheidung auf einen Zeitraum verteilt.
Die Herangehensweise über Fonds bietet deshalb per se noch kei-
ne Erfolgsgarantie. Sie bietet aber gewisse Schutzmechanismen
gegen viele Risiken, die sich ein Anleger zunutze machen kann,
und erhöht dessen Erfolgsaussichten. Erst recht, wenn er die
Fondsauswahl und Kombination sorgfältig vornimmt, sich dabei
professionell beraten lässt und seine Anlageentscheidungen re-
gelmäßig kritisch hinterfragt.
ROLF KRAHE MEINT:
DAS LEBEN IST LEBENSGEFÄHRLICH LEBENSWERT
Viele Risiken des täglichen Lebens beherrschen wir und gehen
damit souverän um, ob im Haushalt, beim Autofahren, beim Sport
oder bei anderen Freizeitvergnügen. Die Dosierung des Risikos ist
dabei individuell, je nach Geschmack und Erfahrung. Wie selbstver-
ständlich lernen wir Entsprechendes in der Fahrschule oder ziehen
professionelle Hilfe und Unterstützung hinzu. Diese zielführende
Vorgehensweise lohnt sich auch bei der Geldanlage.
© SyB – Fotolia.com