Previous Page  275 / 361 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 275 / 361 Next Page
Page Background

Es gab bis 1914 kein Volk , das meinem Herzen

näher stand als das polnische. W en ige Völker ha?

ben auch mir persönlich so viel Sympathie erwie?

sen. Es war desshalb ein hartes Opfer, das ich der

Pflicht brachte, als ich 1914 öffentlich das schlechte

Benehmen der Polen gegen die Juden angriff. Ich

hatte naiv geglaubt, dass man in der polnischen

Presse, die meine tiefgehende Sympathie für die

Polen kannte, Rücksicht auf meine Klage nehmen

würde. Es gehört zu den schlimmsten Erfahrungen

meines Lebens, dass man in einer so ernsten Ange?

legenheit nur pöbelhafte An twort gab, und seitdem

ist die gehässige Haltung der Polen den Juden

gegenüber dieselbe geblieben.

Die Juden haben berechtigten Anspruch auf

Schulen, wo in der jiddischen Sprache Unterricht

gegeben wird und vollen Anspruch auf Selbstver?

waltung in ihren inneren Angelegenheiten . W enn

sie erst in der Lage sein werden, über ihr Gesch ick

selbst zu bestimmen, werden sie — hochbegabt w ie

sie sind — die grossen Aufgaben bewältigen kön?

nen, vor die sie die Gesch ichte gestellt hat.

Zu diesen Aufgaben gehört die Verwirklichung

der zionistischen Kolonisation. D en Juden wird

die Gelegenheit geboten werden, ein Zentrum in

Palästina zu haben. In absehbarer Z eit wird die

jüdische Gesellschaft dort zu ohnmächtig bleiben,

um politischen Einfluss ausüben zu können. Aber

265