Zuhause bleiben
solange es geht
Ursula Jüdell und ihr Mann Peter hatten sich auf den Ruhestand gefreut. Sie wollten gemein-
sam reisen, ihren Hobbies nachgehen – was man sich eben vornimmt, wenn das Berufsleben
endet und man endlich viel Zeit zur Verfügung hat.
Aber leider spielte die Gesundheit von Peter Jüdell nicht so
mit. Verschiedene Herz-und Nierenerkrankungen zwangen
ihn zunehmend öfter zu einem Krankenhausaufenthalt.
Nach einigen Jahren kamen Parkinsonsymptome hinzu. Der
Alltag zuhause wurde immer beschwerlicher, immer mehr
musste seine Frau Ursula ihm abnehmen, immer seltener
bewegte er sich aus dem Haus. Als sich dann auch noch
erste Erscheinungen von Demenz zeigten, wurde Ursula
Jüdell klar: „Ich muss mich damit auseinandersetzen, dass
mein Mann dauerhaft Pflege braucht.“ Und gleichzeitig
war sie auch entschieden in ihrer Haltung: „Er bleibt hier,
ich übernehme das. Ich bringe es nicht übers Herz, meinen
Mann in eine Altenpflegeeinrichtung zu geben.“
Seit dieser Entscheidung sind rund vier Jahre vergangen.
Ursula Jüdells Leben hat sich komplett verändert. „Ich bin
heute sehr fremdbestimmt“, erzählt sie. „Ich helfe meinem
Mann beim Anziehen, beim Duschen, bei der Medikamen-
tengabe, ich organisiere und begleite seine vielen Arzt-und
Physiotermine. Das ist ein Fulltime-Job.“ Trotzdem bleibt
sie bei ihrer Entscheidung. „Wir sind seit 44 Jahren ver-
heiratet“, erklärt die pensionierte Lehrerin, „so lange ich es
schaffe, möchte ich meinen Mann in seinem gewohnten
Umfeld pflegen.“
Obwohl der Alltag oft ganz schön an den Nerven zerrt. „Vor
allem dieser Formular- und Behördendschungel, durch den
ich mich seit Jahren kämpfen muss, frustriert mich“, stöhnt
Ursula Jüdell. Als wahren „Glücksfall“ bezeichnet sie den
Kontakt zu Andrea Hettwer-Oexemann und Annette
Preuschl vom Team der Familialen Pflege am Petrus-
Krankenhaus. Als ihr Mann dort im Krankenhaus lag, lernte
sie beide über den Sozialdienst kennen. Sie erfuhr vom
Kursangebot der Familialen Pflege, wo sie nicht nur viele
nützliche Informationen für ihren Pflegealltag bekommen,
sondern sich auch mit Gleichgesinnten austauschen konnte.
Annette Preuschl half ihr, eine Pflegestufe zu beantragen,
dank der die Jüdells nun endlich die passenden Hilfsmittel
bestellen können. Außerdem kam die Pflegetrainerin mehr
als sechs Wochen persönlich zu ihnen nach Hause und gab
Ursula Jüdell bei ihren Besuchen viele wertvolle Tipps für
den Pflegealltag.
„Für die Angehörigen ist Pflege sehr anstrengend, sowohl
körperlich als auch seelisch“, erläutert Andrea Hettwer-
Oexemann. „Wir raten daher, Angebote wie das unsere
Das Projekt Familiale Pflege unterstützt Angehörige
mit individueller Beratung und viel Herz
Ursula Jüdell ist froh, den Kontakt zum
Team der Familialen Pflege am Petrus-
Krankenhaus gefunden zu haben. Meh-
rere Wochen kam Pflegetrainerin Andrea
Hettwer-Oexemann (im Bild rechts) sogar
zu den Jüdells nach Hause, um Ursula Jüdell
und ihren Mann Peter gezielt und indivi-
duell vor Ort zu beraten. Auch beim Antrag
auf die passende Pflegestufe bekam Ursula
Jüdell Unterstützung von den Pflegetraine-
rinnen.
Fotos: © Anna Schwartz
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Vitamin
W
– Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2018
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