Previous Page  4-5 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4-5 / 32 Next Page
Page Background

Zuhause bleiben

solange es geht

Ursula Jüdell und ihr Mann Peter hatten sich auf den Ruhestand gefreut. Sie wollten gemein-

sam reisen, ihren Hobbies nachgehen – was man sich eben vornimmt, wenn das Berufsleben

endet und man endlich viel Zeit zur Verfügung hat.

Aber leider spielte die Gesundheit von Peter Jüdell nicht so

mit. Verschiedene Herz-und Nierenerkrankungen zwangen

ihn zunehmend öfter zu einem Krankenhausaufenthalt.

Nach einigen Jahren kamen Parkinsonsymptome hinzu. Der

Alltag zuhause wurde immer beschwerlicher, immer mehr

musste seine Frau Ursula ihm abnehmen, immer seltener

bewegte er sich aus dem Haus. Als sich dann auch noch

erste Erscheinungen von Demenz zeigten, wurde Ursula

Jüdell klar: „Ich muss mich damit auseinandersetzen, dass

mein Mann dauerhaft Pflege braucht.“ Und gleichzeitig

war sie auch entschieden in ihrer Haltung: „Er bleibt hier,

ich übernehme das. Ich bringe es nicht übers Herz, meinen

Mann in eine Altenpflegeeinrichtung zu geben.“

Seit dieser Entscheidung sind rund vier Jahre vergangen.

Ursula Jüdells Leben hat sich komplett verändert. „Ich bin

heute sehr fremdbestimmt“, erzählt sie. „Ich helfe meinem

Mann beim Anziehen, beim Duschen, bei der Medikamen-

tengabe, ich organisiere und begleite seine vielen Arzt-und

Physiotermine. Das ist ein Fulltime-Job.“ Trotzdem bleibt

sie bei ihrer Entscheidung. „Wir sind seit 44 Jahren ver-

heiratet“, erklärt die pensionierte Lehrerin, „so lange ich es

schaffe, möchte ich meinen Mann in seinem gewohnten

Umfeld pflegen.“

Obwohl der Alltag oft ganz schön an den Nerven zerrt. „Vor

allem dieser Formular- und Behördendschungel, durch den

ich mich seit Jahren kämpfen muss, frustriert mich“, stöhnt

Ursula Jüdell. Als wahren „Glücksfall“ bezeichnet sie den

Kontakt zu Andrea Hettwer-Oexemann und Annette

Preuschl vom Team der Familialen Pflege am Petrus-

Krankenhaus. Als ihr Mann dort im Krankenhaus lag, lernte

sie beide über den Sozialdienst kennen. Sie erfuhr vom

Kursangebot der Familialen Pflege, wo sie nicht nur viele

nützliche Informationen für ihren Pflegealltag bekommen,

sondern sich auch mit Gleichgesinnten austauschen konnte.

Annette Preuschl half ihr, eine Pflegestufe zu beantragen,

dank der die Jüdells nun endlich die passenden Hilfsmittel

bestellen können. Außerdem kam die Pflegetrainerin mehr

als sechs Wochen persönlich zu ihnen nach Hause und gab

Ursula Jüdell bei ihren Besuchen viele wertvolle Tipps für

den Pflegealltag.

„Für die Angehörigen ist Pflege sehr anstrengend, sowohl

körperlich als auch seelisch“, erläutert Andrea Hettwer-

Oexemann. „Wir raten daher, Angebote wie das unsere

Das Projekt Familiale Pflege unterstützt Angehörige

mit individueller Beratung und viel Herz

Ursula Jüdell ist froh, den Kontakt zum

Team der Familialen Pflege am Petrus-

Krankenhaus gefunden zu haben. Meh-

rere Wochen kam Pflegetrainerin Andrea

Hettwer-Oexemann (im Bild rechts) sogar

zu den Jüdells nach Hause, um Ursula Jüdell

und ihren Mann Peter gezielt und indivi-

duell vor Ort zu beraten. Auch beim Antrag

auf die passende Pflegestufe bekam Ursula

Jüdell Unterstützung von den Pflegetraine-

rinnen.

Fotos: © Anna Schwartz

5

Vitamin

W

– Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2018

Vitamin

W

– Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2018

Titelthema

4

Titelthema