Previous Page  22 / 40 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 40 Next Page
Page Background

Ein Fall aus CIRS-Pharmazie

Was ist passiert?

Insulinpflichtiger Diabetiker erhielt

vom Neurologen eine Verordnung

über Propranololhydrochlorid (nicht

kardioselektiver Beta-Blocker ohne

vasodilatierende Wirkung).

Was war das Ergebnis?

Da der Patient eine Kundenkarte in der

Apotheke hat, konnte diese rechtzeitig

intervenieren. Nach Rücksprache mit

dem Arzt wurde der Patient auf Met-

oprolol (kardioselektiver Betablocker)

umgestellt.

Pharmazie

Gleichzeitige Anwendung von Insulin und Beta-Blocker

Folgendes Ereignis fiel an der Schnittstelle Apotheke-Patient auf:

>

CIRS-Pharmazie NRW ist eine

gemeinsame Initiative der Apothe-

kerkammern Nordrhein (AKNR) und

Westfalen-Lippe (AKWL). Die

Buchstaben „CIRS“ stehen für

Critical Incident Reporting-System,

zu Deutsch „Datenbank für

kritische Vorfälle/Ereignisse“. Es

handelt sich um ein internetge-

stütztes Fehlerberichts- und

Lernsystem zur anonymen Mel-

dung von Medikationsfehlern und

„Beinahe“-Medikationsfehlern in

der Apotheke.

Im vorliegenden Fall geht es um die In-

teraktion zwischen Insulin und Beta-

Blocker. Vor allem nicht kardioselektive

Beta-Blocker ohne vasodilatierende Wir-

kung, wie z. B. Propranolol, können die

hypoglykämische Wirkung von Insulin

verstärken und verlängern. Die gleich-

zeitige Anwendung von nicht kardiose-

lektiven Beta-Blockern und Insulin sollte

deshalb möglichst vermieden werden.

Der Fall zeigt, dass die öffentliche

Apotheke als Schnittstelle zwischen Arzt-

praxis und Patient eine wichtige Sicher-

heitsbarriere innerhalb des Medikations-

prozesses darstellt. In der Kundendatei

des Patienten war die Anwendung des In-

sulins vermerkt. Durch das „Plus“ an Infor-

mationen konnte der Medikationsfehler

in der Apotheke erkannt und dem Arzt ein

Lösungsvorschlag unterbreitet werden.

Ein „Plus“ an Informationen

Ein „Plus“ an Informationen bietet auch

der Medikationsplan. Dieser erleichtert die

einheitliche Arzneimitteldokumentation

Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereignis

und wie hätte es vermieden werden

können?

Der Arzt war weder durch Hausarzt oder

Diabetologen, noch durch den Patien-

ten selbst über seine Insulineinstellung

unterrichtet worden.

Wer berichtet?

Apotheker/Apothekerin

und die Kommunikation zwischen Apo-

thekern, Haus- und Fachärzten, Pflegern

und dem Krankenhaus.

Der Medikationsplan ersetzt in kei-

ner Weise Patientendokumentationen,

Arztbriefe, Entlassbriefe, Verschreibungen

oder die Kommunikation zwischen Heil­

beruflern. Jedoch schafft er mehr Trans-

parenz und trägt zur Verbesserung der

Arzneimitteltherapiesicherheit bei.

Orientierunghilfe für den Patienten

Mit der Einführung des Medikations-

plans wird zudem das Ziel verfolgt, dem

Patienten mehr Orientierungshilfe und

Sicherheit in der Umsetzung seiner

Arzneimitteltherapie zu geben. Es steht

in der Verantwortung des Patienten, den

Medikationsplan zu jedem Arztbesuch

und beim Einlösen von Rezepten oder

beim Erwerb von Selbstmedikation mit-

zubringen und in der Arztpraxis oder Apo-

theke vorzulegen. <

Foto: ©Fotolia.com – Agnes Sadlowska

AUS-/FORTBILDUNG UND AMTS

22

 / AKWL

Mitteilungs

blatt

04-2017

Machen Sie mit!

Erfassen Sie Medika-

tionsfehler in der

Apotheke online unter:

www.cirs-pharmazie.de WWW.CIRS-PHARMAZIE.DE