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 Protonenpumpenhemmer sind die

wirksamsten Medikamente in der Thera-

pie säureassoziierter Erkrankungen, die zu

lebensgefährlichen Ulzerationen des Ma-

gens und Duodenums wie Blutung und

Perforation führen können. [1] Die auch

in der Laienpresse diskutierten Neben-

wirkungen einer Langzeittherapie mit PPI,

wie erhöhtes Frakturrisiko, erhöhtes Pneu-

monierisiko oder Begünstigung von C. diff.

Infektionen, ebenso wie Entwicklung von

Niereninsuffizienz oder Demenz führen

bei Patienten immer häufiger zu Rückfra-

gen hinsichtlich der Notwendigkeit der

Einnahme.

Unter einer dualen Therapie mit nie-

drig dosierter ASS und Clopidogrel wird

das Blutungsisiko durch Gabe eines Proto-

nenpumpenhemmers gesenkt. [1;2] Thie-

nopyridine wie Clopidogrel verursachen

keine Ulcera oder Erosionen des Gastroin-

testinaltraktes, können aber durch ihren

thrombozytenaggregationshemmenden

Effekt das Blutungsrisiko an existierenden

Wissen für

die Praxis

In Abhängigkeit patientenindividueller Risikofakto-

ren kann die dauerhafte Gabe eines PPI im Rahmen

einer low-dose ASS Therapie indiziert sein.

Foto: ©Fotolia.com – Andrey Popov

Wissen für die Praxis

Ist die Gabe von Pantoprazol auch bei alleiniger Therapie mit

low-dose ASS notwendig, nachdem die duale Thrombozyten-

aggregationshemmung mit Clopidogrel beendet wurde?

Läsionen, die durch ASS, NSAIDs oder

H.pylori verursacht sind, verstärken. [3]

In der Active A Studie (7500 Patienten)

traten bei Patienten mit Vorhofflimmern

unter ASS (75-100mg) Monotherapie pro

Jahr bei 1,3 % relevante (darunter 0,5%

gastrointestinale) Blutungen auf; in Kom-

bination mit Clopidogrel 2,0 bzw. 1,1 %. In

der fast 20.000 Patienten umfassenden

CAPRIE Studie traten in der 1,9 Jahre dau-

ernden mittleren Beobachtungszeit bei

2,0 % der Patienten unter Clopidogrel-Mo-

notherapie gastrointestinale Blutungen

auf, bei der Gruppe, die nur ASS (325mg)

erhielt, lag die Blutungsrate bei 2,7 %.[4]

Ein aktueller, großer systematischer Re-

view Artikel (2016) von Beobachtungsstu-

dien zum Blutungsrisiko unter Langzeit-

Low Dose ASS (75-325mg) zeigte in einer

gepoolten Auswertung ein RR von 2.3 (2.0-

2.6) für obere GI-Blutungen und von 1.8

(1.1-3.0) für untere GI-Blutungen. In den 4

Originalstudien, die explizit die Inzidenz

von oberen gastrointestinalen Blutungen

berichteten, betrug diese absolut 0,7-3,64

Fälle pro 1000 Personenjahre. Ein erhöhtes

Blutungsrisiko zeigte sich in der Kombina-

tion mit NSAIDs, Clopidogrel und SSRIs im

Vergleich zur Monotherapie [5].

Die Autoren eines Systematischen

Reviews aus 2 RCTs und 11 Beobachtungs-

untersuchungen aus dem Jahr 2015 zur

Fragestellung „ Should patients prescribed

long-term low-dose Aspirin receive Proton

Pump Inhibitors?“ kommen zu folgendem

Fazit: „Die gängige Praxis der Co-Verord-

nung von PPIs bei Patienten, die Langzeit

low-dose ASS erhalten, wird durch einige

Daten gestützt, aber die Evidenz ist eher

schwach. Es bleibt zum gegenwärtigen

Zeitpunkt unklar, ob der Nutzen der Co-

Verordnung von PPIs bei low-dose ASS-

Anwendern die potentiellen Risiken auf-

wiegt [6]

In Positionspapieren/Consensusdoku-

mentenwird die Gabe eines PPI bei hohem

Risiko für gastrointestinale Risiken em-

pfohlen, wobei anamnestisch bekannte

WISSEN FÜR DIE PRAXIS

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 / AKWL

Mitteilungs

blatt

04-2017