Der hl. Antonius von Padua gehört
zu den beliebtesten Heiligen West-,
Mittel- und Südeuropas. ‚Il Santo‘,
‚der Heilige‘ sagt man in Italien –
das reicht. Seine Volkstümlichkeit
basiert vor allem auf seinen Schutz-
patronaten, die seiner Fürbitte an-
vertraut werden. So wird der hl.
Antonius traditionell von denen
angerufen, die etwas verloren oder
verlegt haben. Jeder kennt doch die
Unruhe, mehr noch die Qual, wenn
ein wichtiger Gegenstand nicht
am Platz ist und gesucht werden
muss. Da liegt es nahe, nach einem
himmlischen Beistand zu rufen. Bei
unzähligen Menschen war und ist
das bis heute erfolgreich und so
lässt sich dann erleichtert sagen:
„Der hl. Antonius hat geholfen, dass
ich meinen Schlüsselbund, mein
Portemonnaie wiedergefunden
habe.“
In vielen Pfarrkirchen zählt er so-
zusagen zum ‚Inventar‘: Eine Figur
des jugendlichen Franziskaners im
Ordensgewand, die fürsorglich ein
kleines Kind auf den Armen trägt,
schmückt Wände oder Pfeiler.
Häufig ist in unmittelbarer
Nähe ein kleiner Behälter
mit Münzeinwurf für das ‚St.
Antoniusopfer‘ angebracht.
Die eingegangenen Beträge
zum Dank für die überirdische
Hilfe werden caritativen Zwecken
zugeführt und mancherorts als
‚Antoniusbrot‘ bezeichnet.
Erste Kontakte zu
Franziskanern
Sein Namenszusatz
‚von Padua‘, der ihn vom hl.
Mönchsvater und Eremiten
Antonius (†356 n.Chr.) unter-
scheidet, deutet auf eine italie-
nische Herkunft hin. Tatsächlich
wurde er aber 1195 in Lissabon
geboren. Sein klangvoller Geburts-
name war Fernando Martim de
Bulhões e Taveira Azevedo. Der
Sohn wohlhabender Eltern schlug
eine geistliche Laufbahn ein, die
es in sich haben sollte. Bereits mit
15 Jahren wurde er Augustiner-
Chorherr, zunächst in einemKloster
nahe seiner Heimatstadt, dann in
der damaligen Hauptstadt Coimbra,
wo sich Fernando mit Leidenschaft
seiner theologischen Ausbildung
widmete. Mit 25 Jahren empfing er
die Priesterweihe. Im gleichen Jahr
1220 kam er mit dem neuen Orden
der Franziskaner in Berührung, vor
allem mit dessen missionarischer
Strahlkraft. Er war tief getroffen vom
Glaubenszeugnis einiger Franzis-
kanerbrüder, die in Marokko das
Martyrium erlitten hatten. Vor ihrem
Aufbruch nach Nordafrika hatte
er sie noch kennengelernt, nun
wurden ihre sterblichen Überreste
nach Coimbra zurückgebracht und
feierlich beigesetzt. Die aus Italien
stammenden Minderbrüder hatten
ihn durch ihre vorbildlich einfache,
man kann sagen apostolische Le-
bensweise begeistert.
Das schien auch sein Weg zu sein.
Gesagt getan: die Freistellung,
um sich den Franziskanern an-
zuschließen, konnte er erreichen.
Nach dem Eremiten Antonius,
Patron des Klosters Santo Antão
dos Olivãis, nahm er nun diesen
Namen an. Sein Ziel hatte er klar
vor Augen: Marokko und die Ver-
kündigung des Evangeliums. Eine
Tropenkrankheit, an der er direkt
nach seiner Ankunft litt, machte alle
Wegbegleiter des Lebens XXIII. Teil
Der heilige Antonius
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CellitinnenForum 2/2016
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