Background Image
Previous Page  24 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 64 Next Page
Page Background

Der hl. Antonius von Padua gehört

zu den beliebtesten Heiligen West-,

Mittel- und Südeuropas. ‚Il Santo‘,

‚der Heilige‘ sagt man in Italien –

das reicht. Seine Volkstümlichkeit

basiert vor allem auf seinen Schutz-

patronaten, die seiner Fürbitte an-

vertraut werden. So wird der hl.

Antonius traditionell von denen

angerufen, die etwas verloren oder

verlegt haben. Jeder kennt doch die

Unruhe, mehr noch die Qual, wenn

ein wichtiger Gegenstand nicht

am Platz ist und gesucht werden

muss. Da liegt es nahe, nach einem

himmlischen Beistand zu rufen. Bei

unzähligen Menschen war und ist

das bis heute erfolgreich und so

lässt sich dann erleichtert sagen:

„Der hl. Antonius hat geholfen, dass

ich meinen Schlüsselbund, mein

Portemonnaie wiedergefunden

habe.“

In vielen Pfarrkirchen zählt er so-

zusagen zum ‚Inventar‘: Eine Figur

des jugendlichen Franziskaners im

Ordensgewand, die fürsorglich ein

kleines Kind auf den Armen trägt,

schmückt Wände oder Pfeiler.

Häufig ist in unmittelbarer

Nähe ein kleiner Behälter

mit Münzeinwurf für das ‚St.

Antoniusopfer‘ angebracht.

Die eingegangenen Beträge

zum Dank für die überirdische

Hilfe werden caritativen Zwecken

zugeführt und mancherorts als

‚Antoniusbrot‘ bezeichnet.

Erste Kontakte zu

Franziskanern

Sein Namenszusatz

‚von Padua‘, der ihn vom hl.

Mönchsvater und Eremiten

Antonius (†356 n.Chr.) unter-

scheidet, deutet auf eine italie-

nische Herkunft hin. Tatsächlich

wurde er aber 1195 in Lissabon

geboren. Sein klangvoller Geburts-

name war Fernando Martim de

Bulhões e Taveira Azevedo. Der

Sohn wohlhabender Eltern schlug

eine geistliche Laufbahn ein, die

es in sich haben sollte. Bereits mit

15 Jahren wurde er Augustiner-

Chorherr, zunächst in einemKloster

nahe seiner Heimatstadt, dann in

der damaligen Hauptstadt Coimbra,

wo sich Fernando mit Leidenschaft

seiner theologischen Ausbildung

widmete. Mit 25 Jahren empfing er

die Priesterweihe. Im gleichen Jahr

1220 kam er mit dem neuen Orden

der Franziskaner in Berührung, vor

allem mit dessen missionarischer

Strahlkraft. Er war tief getroffen vom

Glaubenszeugnis einiger Franzis-

kanerbrüder, die in Marokko das

Martyrium erlitten hatten. Vor ihrem

Aufbruch nach Nordafrika hatte

er sie noch kennengelernt, nun

wurden ihre sterblichen Überreste

nach Coimbra zurückgebracht und

feierlich beigesetzt. Die aus Italien

stammenden Minderbrüder hatten

ihn durch ihre vorbildlich einfache,

man kann sagen apostolische Le-

bensweise begeistert.

Das schien auch sein Weg zu sein.

Gesagt getan: die Freistellung,

um sich den Franziskanern an-

zuschließen, konnte er erreichen.

Nach dem Eremiten Antonius,

Patron des Klosters Santo Antão

dos Olivãis, nahm er nun diesen

Namen an. Sein Ziel hatte er klar

vor Augen: Marokko und die Ver-

kündigung des Evangeliums. Eine

Tropenkrankheit, an der er direkt

nach seiner Ankunft litt, machte alle

Wegbegleiter des Lebens XXIII. Teil

Der heilige Antonius

24

CellitinnenForum 2/2016

Glauben | Leben