Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  16 / 60 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 16 / 60 Next Page
Page Background

Schweizer Gemeinde 5/14

14

RAUMPLANUNG

sie beträchtliche Gestaltungsspielräume

haben. Natürlich ist es für die Gemein-

den eine enorme Aufgabe, Lösungen

für strukturelle Probleme zu entwickeln –

ich beobachte aber oft, dass sie mit der

Zeit Freude daran bekommen. Die Sied-

lungsentwicklung gehört zu den ureige-

nen Kernaufgaben der Gemeinden. Sie

sind nun gefordert, etwas aus dem Be-

stehenden zu machen – wie sie das tun,

können sie selber am besten bestim-

men.

Welche neuen Fragen kommen auf die

Gemeinden zu?

Die Anliegen, mit denen sich die Ge-

meinden an uns wenden, sind vielfältig,

doch drehen sie sich um ähnliche struk-

turelle Probleme. Meist werden diese

zuerst im Ortszentrum bewusst, oft an

einzelnen Problemliegenschaften: Soll

die Gemeinde eine Wirtschaft am Dorf-

platz kaufen, für die sich kein Pächter

mehr findet? Bei der Begehung merken

wir dann, dass man die Frage in einem

grösseren Rahmen betrachten muss:

Der ganze Ortsteil hat Probleme, Läden

ziehen weg, Durchgangsverkehr macht

das Wohnen unattraktiv, Wohn- und

Ökonomiegebäude stehen leer usw.

Aus der Distanz können wir eine ge-

samtheitliche Sicht einbringen, Poten-

ziale für mögliche Entwicklungen erken-

nen und zeigen, wie andere Gemeinden

mit ähnlichen Situationen umgehen.

Wo brennt es mehr, in den Agglomera-

tionen oder in Randgebieten?

Überall. In boomenden Agglomerations-

gemeinden ist zwar die Ausgangslage

eine ganz andere als in schrumpfenden

Berggemeinden. Die Aufgabe einer

nachhaltigen Siedlungsentwicklung ist

aber für alle eine enorme Herausforde-

rung.

Planen im Bestand ist gewiss komplex,

vor allem, wenn noch Auflagen vom

Ortsbild- und Denkmalschutz hinzu-

kommen. Der Eindruck entsteht, dass

Gemeinden das Potenzial ihres Be-

Wie kommt das verschärfte Raumpla-

nungsgesetz in den Gemeinden an?

Unterschiedlich. Einige treten sogar aus

der VLP-ASPAN aus mit der frustrierten

Begründung, sie könnten nun nicht

mehr planen, der Kanton schreibe ja

jetzt alles vor. Viele merken aber, dass

Ruedi Weidmann: Die VLP bietet ihr

Beratungsprogramm «Dialog Sied-

lung» Gemeinden an, die Fragen im Be-

reich der Ortsplanung haben. Wie hel-

fen Sie den Gemeinden?

Lukas Bühlmann:

Zuerst gehen wir auf

Ortsbesichtigung mit einem Gemeinde-

rat, dem Bauverwalter oder einer Be-

hördendelegation. Wir lassen uns die

Probleme erläutern, schauen aber auch

nach links und rechts und stellen Fra-

gen. Dann schreiben wir einen Bericht

mit einer Einschätzung der Lage und

schlagen der Gemeinde nächste Schritte

vor (vgl. Kasten). Diese bieten wir nicht

selber an, sondern empfehlen dafür pri-

vate Büros oder Hochschulinstitute. Je

nach Ausgangslage und Problemstel-

lung schlagen wir eine Machbarkeitsstu-

die, einen Studienauftrag oder eine Test-

planung mit zwei bis drei Planungsbü-

ros vor. Oder als günstigere Variante ein

Projekt mit Studierenden.

Warum war in ländlichen Gemeinden

Verdichten bisher kein Thema?

Weil die Gemeinden einfach neues Bau-

land einzonen konnten, wenn jemand

bauen wollte. Das ist viel einfacher als

Bauen im Bestand. Das ist nun vorbei.

Das Volk hat im März 2013 der Revision

des Raumplanungsgesetzes zugestimmt.

Nun merken die Gemeinden, dass sie

nicht mehr um die Innenentwicklung

herum kommen. Kleine und mittlere

Gemeinden – mit nebenamtlichen Ge-

meinderäten und minimalenVerwaltun-

gen – sind damit rasch überfordert.

Darum bieten wir die Beratung an.

Sie sprechen von Innenentwicklung,

nicht von Verdichten. Mit Absicht?

Ja. Verdichten, im Sinn von dichter und

höher bauen, ist nur ein Teil der Sied-

lungsentwicklung nach innen. Zu dieser

gehören auch Massnahmen, die das

Bauvolumen nicht vergrössern, son-

dern bestehende Bauten besser und

vielfältiger nutzen. «Innenentwicklung»

ist im ländlichen Raum auch weniger

ein Reizwort als «Verdichten».

«Gemeinden haben

viel Gestaltungsspielraum»

Die Revision des Raumplanungsgesetzes, die das Volk im März 2013 beschlossen hat, bedeutet

für Schweizer Gemeinden, dass sie kein Bauland mehr einzonen können. Planen und Bauen

im Bestand verlangt kleinen Gemeinden viel ab. Direktor Lukas Bühlmann von der Vereinigung

für Landesplanung (VLP-ASPAN) erzählt, was er in den Dörfern erlebt.

Dialog Siedlung

Das Bevölkerungswachstum, die

zahlreichen Ansprüche an den Raum,

die zunehmende Mobilität und der

scharfe Standortwettbewerb verlan-

gen von den Städten und Gemein-

den eine sorgfältige Weiterentwick-

lung ihrer Siedlungen. Das neue Be-

ratungszentrum «Dialog Siedlung»

der Vereinigung für Landesplanung

(VLP-ASPAN) unterstützt Städte und

Gemeinden bei Fragen zur Verdich-

tung, Zentrumsplanung, Gebietser-

neuerung und zur Förderung der

Siedlungsqualität. Dabei hilft ihnen

eine noch im Aufbau befindliche

Datenbank mit Best-Practice-Bei-

spielen. Die Dienstleistung wird lan-

desweit angeboten und erfreut sich

schon im ersten Jahr einer regen

Nachfrage.

Informationen:

www.vlp-aspan.ch

Lukas Bühlmann,

Bild: zvg

Direktor VLP-ASPAN.