Welchen Stellenwert hat das The-
ma Hygiene in Krankenhäusern?
Das CellitinnenForum sprach mit
Dr. Luba Lendowski, Ärztin für
Umwelt und Hygiene, Öffentlicher
Gesundheitsdienst (ÖGD), All-
gemeinmedizinerin und leitende
Krankenhaushygienikerin in den
Einrichtungen der Stiftung der
Cellitinnen zur hl. Maria.
Die Stiftung betreibt in Wuppertal
und Köln insgesamt acht Kranken-
häuser. An jedem dieser Standorte
befinden sich weitere Einrichtungen
wie beispielsweise das Hospiz oder
das Neurologische Therapiecen-
trum (NTC). Kann es bei so einem
breiten Angebot ein gemeinsames
Hygienekonzept geben? Welche
Aufgabe haben Sie als leitende
Hygienikerin bei der Planung und
Umsetzung?
Alle Einrichtungen verbindet das
gemeinsame und sehr wichtige
Thema der Vorbeugung von Kran-
kenhausinfektionen in allen Berei-
chen. Meine Aufgabe dabei ist es,
die Richtung und die Schwerpunkte
vorzugeben und über alle Häuser
die Prozesse zu steuern. Dabei ar-
beite ich eng mit den Kollegen aller
Einrichtungen zusammen. Das sind
in jedem Haus die hygienebeauf-
tragten Ärzte und die Hygienefach-
kräfte. Gemeinsam entwickeln wir
die besten Lösungen im Sinne der
Patientensicherheit und etablieren
sie in den Häusern.
Wie stellen Sie intern sicher, dass
alle Richtlinien eingehalten werden?
Gibt es regelmäßige Kontrollen?
Die Gesundheitsämter und die Be-
zirksregierungen führen regelmäßig
externe Kontrollen durch. Mindes-
tens genauso wichtig sind aber die
hausinternen Prüfungen durch die
Hygienefachkräfte. Sie kontrollieren
die Umsetzung der Hygienerichtlini-
en und korrigieren, wenn nötig. Ihre
Funktion besteht außerdem darin,
immer für die Beratung rund um
Hygienethemen zur Verfügung zu
stehen. Das gilt sowohl für alle Mit-
arbeiter als auch für die Patienten
und deren Angehörige.
Eine so aufwändige Struktur im All-
tag aufrechtzuerhalten, verursacht
sicherlich einiges an Kosten. Haben
Sie ein paar Zahlen und Statistiken
für uns?
Die Kosten teilen sich auf in Sach-
und Personalkosten. In einemKran-
kenhaus besteht ein Hygieneteam
aus rund 20 Personen, plus die
sogenannten ‚ABS-Experten‘, die
sich mit dem Problem von Anti-
biotikaresistenzen beschäftigen.
Alle benötigen regelmäßige Schu-
lungen. Damit sind die Personal-
kosten natürlich ein großer Posten,
der aber auch genauso notwendig
ist.
Daneben gibt es hohe Materialkos-
ten für Handschuhe, Einmalkittel,
Mundschutz etc., die bei jedem iso-
lierten Patienten vor jedemBetreten
des Zimmers neu angelegt werden
müssen. Und Händedesinfektions-
mittel wird natürlich literweise ver-
braucht. Die Intensivstationen ver-
brauchen jeweils fast 50 Liter in
einem Monat.
Haben Sie eine ‚Vision‘ davon, wo-
hin sich die Krankenhaushygiene
entwickeln wird, sagen wir in den
nächsten zehn Jahren?
Die gute personelle Ausstattung
in der Hygiene, die wir jetzt schon
haben und durch Ausbildung fort-
laufend verbessern, ist ein wichtiger
Baustein für die weitere Entwick-
lung. Neue Erreger und ihre Be-
kämpfung werden uns immer wie-
der vor neue Herausforderungen
stellen, für die wir gewappnet sein
müssen. Die Umsetzung aller hy-
gieneverbessernden Maßnahmen
in allen Krankenhausbereichen ist
eine wichtige Herausforderung, die
wir immer wieder neu annehmen
müssen. Das ist heute schon so
und wird sich auch in zehn Jahren
nicht geändert haben.
Infektionsgefahr mindern
Kliniken brauchen Hygiene nach Plan
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CellitinnenForum 4/2017
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