teilweise schwerwiegenden Folgen
auslösen. Die häufigsten bakteriel-
len Infektionen sind: Lungenentzün-
dungen, Harnwegs-, Wund- oder
Hautinfektionen. Verbreiten sich die
Bakterien über das Blut im
ganzen Körper, spricht
man von einer Sepsis
(Blutvergiftung). Dies
kann im schlimmsten
Fall zum Ausfall von
Organen und damit
zu einer lebensbedrohli-
chen Situation führen. Bei
diesen bakteriellen Infektionen
sind in der Regel Antibiotika gut
wirksame Arzneimittel. Sie töten
oder schwächen die Wirkung der
Bakterien ab. Einige Bakterien
haben jedoch die Eigenschaft ent-
wickelt, gegenüber Antibiotika un-
empfindlich zu sein. Man spricht in
diesem Fall von ‚multiresistenten
Erregern‘ (MRE). Gegen diese Er-
reger wirken die üblichen Antibio-
tika nicht. Am bekanntesten ist
der ‚methicillinresistente Staphy-
lococcus aureus‘ – kurz: MRSA.
Multiresistente Bakterien
Bakterien vermehren sich sehr
schnell und in großer Zahl –
und sie sind ‚schlau‘. Immer
häufiger verändern sie ihr
Erbgut so, dass gegen sie
kein Medikament ankommt
und sie ihre Widerstands-
fähigkeit (Resistenz) gegen ein
oder mehrere Antibiotika (Multi-
resistenz) sogar weitervererben.
Grundsätzlich sind diese Bakterien
aber nicht gefährlicher als ande-
re. Sie rufen auch nicht häufiger
Infektionen hervor. Tritt aber eine
Infektion auf, lässt sich diese weit-
aus schwieriger behandeln, denn
nur durch Labortests kann man
herausfinden, welche Antibiotika
noch helfen.
Multiresistente Bakterien
entstehen vor allem, weil
Antibiotika zu häufig, zu
kurz oder zu niedrig
dosiert eingenommen
werden. Ein gutes
Beispiel ist die
Grippe. Eine
richtige Grippe
wird durch Viren
hervorgerufen, da ist
dann eine Therapie mit
Antibiotika völlig sinnlos.
In der Regel erkranken wir
an einem grippalen Infekt, der
ebenfalls durch Viren hervorgeru-
fen wird und auf keinen
Fall mit Antibiotika
behandelt werden
sollte. Fast jeder
hat aber mit einem
solchen Krank-
heitsbild schon
Antibiotika verordnet
bekommen, also sich einer voll-
kommen überflüssigen Antibiotika-
therapie unterzogen. Dieser falsche
oder ungehemmte Einsatz
hilft den Bakterien, sich
mehr und mehr vor den
Wirkstoffen zu schützen.
Ein weiteres Problem
steckt in unserer Nahrung.
Über den massiven Einsatz
hoher Antibiotikagaben in der
Massentierhaltung gelangen die
Medikamente unaufgefordert und
unkontrolliert in unseren Körper.
Bakterien können sich gut an sie
gewöhnen und so Resistenzen
ausbilden.
MRE-Besiedlung/
MRE-Infektion
Für gesunde Menschen mit einem
guten Abwehrsystem sind multi-
resistente Erreger meist vollkom-
men harmlos. Folgerichtig ist beim
Kontakt mit diesen Erregern, das
Risiko zu erkranken äußerst gering.
Gesunde Menschen können
Träger von multiresisten-
ten Erregern sein, ohne
selbst zu erkranken. In
diesem Fall spricht man
von der MRE-Besied-
lung. Die Betroffenen
wissen oft gar nicht,
dass sie MRE-Träger sind.
Problematisch wird es, wenn
die Erreger auf Menschen mit ge-
schwächter Abwehr übertragen
werden oder ein Träger von MRE
operiert wird. Die Keime können in
die Operationswunde eindringen
und eine Infektion auslösen.
Überall dort, wo wir es mit kranken
oder geschwächten Patienten zu
tun haben, treten die meisten MRE-
Besiedlungen/MRE-Infektionen
auf, also besonders in Krankenhäu-
sern und Senioreneinrichtungen.
In Deutschland entwickeln jedes
Jahr etwa 500.000 Menschen so-
genannte ‚Krankenhausinfektio-
nen‘, oft durch körpereigene Bak-
terien verursacht. Ungefähr 30.000
Infektionen gehen auf das Konto
von multiresistenten Erregern. Das
bedeutet, dass etwa sechs von
100 Krankenhausinfektionen durch
MRE ausgelöst werden.
Besonders gefährdet, mit MRE be-
siedelt zu sein oder eine MRE-Infek-
CellitinnenForum 4/2017
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