Previous Page  7 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7 / 68 Next Page
Page Background

teilweise schwerwiegenden Folgen

auslösen. Die häufigsten bakteriel-

len Infektionen sind: Lungenentzün-

dungen, Harnwegs-, Wund- oder

Hautinfektionen. Verbreiten sich die

Bakterien über das Blut im

ganzen Körper, spricht

man von einer Sepsis

(Blutvergiftung). Dies

kann im schlimmsten

Fall zum Ausfall von

Organen und damit

zu einer lebensbedrohli-

chen Situation führen. Bei

diesen bakteriellen Infektionen

sind in der Regel Antibiotika gut

wirksame Arzneimittel. Sie töten

oder schwächen die Wirkung der

Bakterien ab. Einige Bakterien

haben jedoch die Eigenschaft ent-

wickelt, gegenüber Antibiotika un-

empfindlich zu sein. Man spricht in

diesem Fall von ‚multiresistenten

Erregern‘ (MRE). Gegen diese Er-

reger wirken die üblichen Antibio-

tika nicht. Am bekanntesten ist

der ‚methicillinresistente Staphy-

lococcus aureus‘ – kurz: MRSA.

Multiresistente Bakterien

Bakterien vermehren sich sehr

schnell und in großer Zahl –

und sie sind ‚schlau‘. Immer

häufiger verändern sie ihr

Erbgut so, dass gegen sie

kein Medikament ankommt

und sie ihre Widerstands-

fähigkeit (Resistenz) gegen ein

oder mehrere Antibiotika (Multi-

resistenz) sogar weitervererben.

Grundsätzlich sind diese Bakterien

aber nicht gefährlicher als ande-

re. Sie rufen auch nicht häufiger

Infektionen hervor. Tritt aber eine

Infektion auf, lässt sich diese weit-

aus schwieriger behandeln, denn

nur durch Labortests kann man

herausfinden, welche Antibiotika

noch helfen.

Multiresistente Bakterien

entstehen vor allem, weil

Antibiotika zu häufig, zu

kurz oder zu niedrig

dosiert eingenommen

werden. Ein gutes

Beispiel ist die

Grippe. Eine

richtige Grippe

wird durch Viren

hervorgerufen, da ist

dann eine Therapie mit

Antibiotika völlig sinnlos.

In der Regel erkranken wir

an einem grippalen Infekt, der

ebenfalls durch Viren hervorgeru-

fen wird und auf keinen

Fall mit Antibiotika

behandelt werden

sollte. Fast jeder

hat aber mit einem

solchen Krank-

heitsbild schon

Antibiotika verordnet

bekommen, also sich einer voll-

kommen überflüssigen Antibiotika-

therapie unterzogen. Dieser falsche

oder ungehemmte Einsatz

hilft den Bakterien, sich

mehr und mehr vor den

Wirkstoffen zu schützen.

Ein weiteres Problem

steckt in unserer Nahrung.

Über den massiven Einsatz

hoher Antibiotikagaben in der

Massentierhaltung gelangen die

Medikamente unaufgefordert und

unkontrolliert in unseren Körper.

Bakterien können sich gut an sie

gewöhnen und so Resistenzen

ausbilden.

MRE-Besiedlung/

MRE-Infektion

Für gesunde Menschen mit einem

guten Abwehrsystem sind multi-

resistente Erreger meist vollkom-

men harmlos. Folgerichtig ist beim

Kontakt mit diesen Erregern, das

Risiko zu erkranken äußerst gering.

Gesunde Menschen können

Träger von multiresisten-

ten Erregern sein, ohne

selbst zu erkranken. In

diesem Fall spricht man

von der MRE-Besied-

lung. Die Betroffenen

wissen oft gar nicht,

dass sie MRE-Träger sind.

Problematisch wird es, wenn

die Erreger auf Menschen mit ge-

schwächter Abwehr übertragen

werden oder ein Träger von MRE

operiert wird. Die Keime können in

die Operationswunde eindringen

und eine Infektion auslösen.

Überall dort, wo wir es mit kranken

oder geschwächten Patienten zu

tun haben, treten die meisten MRE-

Besiedlungen/MRE-Infektionen

auf, also besonders in Krankenhäu-

sern und Senioreneinrichtungen.

In Deutschland entwickeln jedes

Jahr etwa 500.000 Menschen so-

genannte ‚Krankenhausinfektio-

nen‘, oft durch körpereigene Bak-

terien verursacht. Ungefähr 30.000

Infektionen gehen auf das Konto

von multiresistenten Erregern. Das

bedeutet, dass etwa sechs von

100 Krankenhausinfektionen durch

MRE ausgelöst werden.

Besonders gefährdet, mit MRE be-

siedelt zu sein oder eine MRE-Infek-

CellitinnenForum 4/2017

7

Titel | Thema