Table of Contents Table of Contents
Previous Page  116 / 132 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 116 / 132 Next Page
Page Background

114

Effekte hygiogenetischer Maßnahmen befasste sich das Referat von

W. Marktl.

Bei der Adaptation handelt es sich um eine Modifikation physiologischer Reak-

tionen, die sich bei länger dauernder Reizeinwirkung mit kontinuierlichem oder

intermittierendem Charakter einstellt. Das erwünschte Ziel der adaptations-

physiologischen Reaktionen ist eine Steigerung der Reaktionsökonomie und

von Kompensationsvorgängen. Sowohl bei Kuren als auch bei Sport mit dem

Ziel der Gesundheitsförderung werden adaptive Veränderungen angestrebt.

Adaptive Vorgänge betreffen jedoch nicht nur jene Reaktionen, die auf die

jeweilige spezifische Reizwirkung hin ausgelöst werden, sondern führen auch

zu Veränderungen der wechselseitigen Abstimmung verschiedener endogener

Funktionen. Die einzelnen adaptiven Veränderungen unterscheiden sich hin-

sichtlich ihres Charakters (funktionell, morphologisch etc.), des Zeitbedarfs für

ihre Entwicklung, ihrer Spezifität und ihrer funktionellen Bedeutung. Bei Kuren

werden in erster Linie Adaptationen im funktionellen Bereich angestrebt, beim

Sport kommen morphologische Adaptationen hinzu. Der Adaptationsvorgang

weist eine exponentielle Form auf, was bedeutet, dass die Veränderungen zu

Beginn der Adaptation rasch verlaufen und sich mit zunehmender Dauer ver-

langsamen. Wesentlich für das Verständnis nachhaltiger Effekte ist, dass die

adaptiven Veränderungen für ihre Rückbildung deutlich mehr Zeit benötigen

als für ihre Entwicklung.

In der Adaptationsphysiologie werden zwei Arten von Adaptation – die

toleranzsteigernde und die kapazitätssteigernde Adaptation – unterschieden.

Bei der toleranzsteigernden Adaptation spielen nervale Prozesse im Sinne von

Hemmung und Bahnung eine Rolle, während bei der kapazitätssteigernden

Adaptation hormonelle Mechanismen Bedeutung haben. Im Falle der Adap-

tation an eher alltägliche Reize steht die Toleranzsteigerung im Vordergrund,

was bedeutet, dass der Organismus die Reaktionsökonomie durch Erregungs-

minderung und damit mit einem geringeren Aufwand zu erhalten imstande ist.

Beim gezielten Einsatz adaptationsphysiologischer Vorgänge zum Zweck

der Gesundheitsförderung müssen bestimmte Reizparameter wie die Reiz-

qualität, die Reizstärke, die Dauer des Einzelreizes, das Reizintervall und die

Gesamtdauer der Reizserie beachtet werden. Damit ist gleichzeitig die Frage

der Gestaltung eines Kurplanes oder eines Trainingsplanes angesprochen.

Aus der Sicht der Adaptationsphysiologie kann der komplexe Begriff

Gesundheit als ein mittleres und ausgewogenes Adaptationsniveau aufgefasst

werden, das den Organismus in die Lage versetzt, die Belastungen des All-

tags in ökonomischer Weise zu bewältigen. Dabei kann auch eine vorüberge-

hende Entlastung und Schonung notwendig sein, um es dem Organismus zu