Kann man das große Werk christ-
licher Nächstenliebe des heiligen
Vinzenz von Paul in Form eines
Bildes verdeutlichen? Der Cari-
taswissenschaftler Martin Patzek
beschreibt es in Form einer per-
sönlichen Erinnerung über den
Gaslaternenanzünder in den Stra-
ßen vergangener Zeiten. „Abends,
bei Beginn der Dunkelheit, fuhr ein
Mann mit dem Rad von Laterne zu
Laterne und zog mit einer langen
Stange den Gashahn auf, sodass
die Lampe aufstrahlte. Den ganzen
Weg dieses Mannes konnte man
verfolgen an den Lichtern, die er
angezündet hatte. Wie sinnvoll ist
ein Menschenleben, wenn man sei-
nen Weg an all den Lichtern erken-
nen kann, die er angezündet hat.“
Vinzenz von Paul
hat dabei nicht nur
selber für Arme und
Notleidende Lichter
von Beistand und
Hilfe angezündet.
Er hat es auch ver-
standen, ‚lebendige
Lichter‘ zur Mitarbeit zu motivieren.
Das dabei schönste und wichtigste
Licht – um im Bild zu bleiben – war
zweifellos die heilige Louise von
Marillac, die zu seinen engsten Ver-
trauten gehörte.
Hl. Vinzenz von Paul
Die Lebenswege der beiden Hei-
ligen kreuzten sich im Jahr 1625.
In jener Zeit hatte der aus der Gas-
cogne im Südwesten Frankreichs
stammende Vinzenz schon seinen
Weg gefunden. Als nachgeborener,
aber begabter Sohn eines Klein-
bauern sollte er nach den Gepflo-
genheiten der Zeit Priester werden,
um dann mit den anfallenden festen
Einkünften des geistlichen Standes
die Familie zu unterstützen. Schon
mit 19 Jahren empfing er die Pries-
terweihe. Dann folgten ziemlich un-
stete Jahre. 1608 gelangte er nach
Paris, sein Ehrgeiz brachte ihn in
Beziehung zu hochadligen Kreisen,
was seine kirchliche Karriere förder-
te. Die Kontakte und Aufgaben, die
er dann hatte, verschafften ihm aber
zugleich eine neue Sicht auf seine
Berufung: Gegen die schlimme Ver-
Wegbegleiter des Lebens XXV. Teil
Die heilige Louise von Marillac
Gläserner Schrein mit den Reliquien der Heiligen in der Kapelle des
Mutterhauses der Vinzentinerinnen in der Pariser Rue de Bac
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CellitinnenForum 1/2017
Glauben | Leben