„Wenn man alt wird, dann…“ – Ja,
wie würden Sie den Satz weiter-
führen? Ist das Altwerden mit Sor-
ge und Last, dem Nachlassen der
Kräfte und einsamen Stunden eine
bittere Erfahrung? Oder schauen
Sie als junger Mensch mit Unge-
wissheit dem dritten Lebensab-
schnitt entgegen, weil man gar nicht
weiß, was auf einen zukommt? Oft
höre ich in Begegnungen mit Be-
wohnern im Seniorenhaus, wie sie
in Erinnerung schwelgen, erzäh-
len und erzählen und in Freud und
Leid, die Liebe zu liebgewonnenen
Menschen wieder auflebt. Wenn
man alt ist, dann ist der angesam-
melte Schatz an Leben groß! Viel-
leicht ist es das, was uns die Bibel
an Ratschlägen mit auf den Weg
gibt: Vorzusorgen für den Schatz im
Alter.
Schaut man in die Bibel, stellt man
in diesen uralten Weisheitstexten
fest, dass uns Menschen die Frage
des Alterns, die Vorsorge für die
Tage, die da kommen, seit jeher
beschäftigen. Der alte Kohelet zum
Beispiel verpasst uns quasi einen
gutgemeinten Denkzettel:
Denk an deinen Schöpfer in
den frühen Jahren, ehe die
Tage der Krankheit kommen
und die Jahre dich erreichen,
von denen du sagen wirst:
Ich mag sie nicht!
(Kohelet 12,1)
Die Schatzsuche des Lebens will
also früh begonnen werden. Die-
sen Schatz tragen wir in zerbrechli-
chen Gefäßen, wie es Paulus später
sagt. Denn Krankheit und Leiden
gehören wie die Wellengänge des
Lebens genauso zur Schatzsuche
wie die Sonnenseiten des Lebens,
nur mögen wir es nicht so gern,
wenn uns der Gegenwind ins Ge-
sicht bläst. Vorsorge nach Kohelet
will also heißen: Gott, der selbst das
Leben und die Liebe ist, hat einen
unfassbaren Schatz in unser Herz
gelegt – sich selbst, das Leben!
Der Kompass für die Schatzsuche
ist genordet: Aber haben wir ge-
lernt, mit dem Kompass den Weg
zu finden?
Carpe diem – mehr als nur in den
Tag leben: Jeden Tag den Schatz
hüten, der uns durch Freud und
Leid gehen lässt, bis ins hohe Alter.
Dieser Schatz kann viele Gesich-
ter und Namen tragen oder durch-
littene Stunden, die einen haben
weitergehen lassen zum nächsten
Glück.
„Wenn man alt wird,…“ – Bauen wir
also mit an der Schatzkarte unseres
Lebens.
Schwester Katharina Cleff
Monastische Gemeinschaften
von Jerusalem
Wort und Mensch
Baue mit an der Schatzkarte deines Lebens
Glauben | Leben
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CellitinnenForum 3/2019