Previous Page  41 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 41 / 64 Next Page
Page Background

„Wenn man alt wird, dann…“ – Ja,

wie würden Sie den Satz weiter-

führen? Ist das Altwerden mit Sor-

ge und Last, dem Nachlassen der

Kräfte und einsamen Stunden eine

bittere Erfahrung? Oder schauen

Sie als junger Mensch mit Unge-

wissheit dem dritten Lebensab-

schnitt entgegen, weil man gar nicht

weiß, was auf einen zukommt? Oft

höre ich in Begegnungen mit Be-

wohnern im Seniorenhaus, wie sie

in Erinnerung schwelgen, erzäh-

len und erzählen und in Freud und

Leid, die Liebe zu liebgewonnenen

Menschen wieder auflebt. Wenn

man alt ist, dann ist der angesam-

melte Schatz an Leben groß! Viel-

leicht ist es das, was uns die Bibel

an Ratschlägen mit auf den Weg

gibt: Vorzusorgen für den Schatz im

Alter.

Schaut man in die Bibel, stellt man

in diesen uralten Weisheitstexten

fest, dass uns Menschen die Frage

des Alterns, die Vorsorge für die

Tage, die da kommen, seit jeher

beschäftigen. Der alte Kohelet zum

Beispiel verpasst uns quasi einen

gutgemeinten Denkzettel:

Denk an deinen Schöpfer in

den frühen Jahren, ehe die

Tage der Krankheit kommen

und die Jahre dich erreichen,

von denen du sagen wirst:

Ich mag sie nicht!

(Kohelet 12,1)

Die Schatzsuche des Lebens will

also früh begonnen werden. Die-

sen Schatz tragen wir in zerbrechli-

chen Gefäßen, wie es Paulus später

sagt. Denn Krankheit und Leiden

gehören wie die Wellengänge des

Lebens genauso zur Schatzsuche

wie die Sonnenseiten des Lebens,

nur mögen wir es nicht so gern,

wenn uns der Gegenwind ins Ge-

sicht bläst. Vorsorge nach Kohelet

will also heißen: Gott, der selbst das

Leben und die Liebe ist, hat einen

unfassbaren Schatz in unser Herz

gelegt – sich selbst, das Leben!

Der Kompass für die Schatzsuche

ist genordet: Aber haben wir ge-

lernt, mit dem Kompass den Weg

zu finden?

Carpe diem – mehr als nur in den

Tag leben: Jeden Tag den Schatz

hüten, der uns durch Freud und

Leid gehen lässt, bis ins hohe Alter.

Dieser Schatz kann viele Gesich-

ter und Namen tragen oder durch-

littene Stunden, die einen haben

weitergehen lassen zum nächsten

Glück.

„Wenn man alt wird,…“ – Bauen wir

also mit an der Schatzkarte unseres

Lebens.

Schwester Katharina Cleff

Monastische Gemeinschaften

von Jerusalem

Wort und Mensch

Baue mit an der Schatzkarte deines Lebens

Glauben | Leben

41

CellitinnenForum 3/2019