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Man könnte meinen, eine Großfa-

milie sei am Tisch, als ich die Be-

wohnergruppe vom Seniorenhaus

Hermann-Josef-Lascheid aus Trois-

dorf-Spich mit ihren Betreuern im

Garten eines Ferienbungalows an

der Küste Zeelands, in Domburg,

antreffe. Es ist weit nach Mittag, in

der Routine eines Seniorenhauses

eher Ruhezeit, aber die drei Damen

und der Herr genießen ausgiebig

das ungezwungene Plauderstünd-

chen in der Sonne, „weil wir hier am

Meer sind und jede Minute auskos-

ten wollen. Und unsere Pflegenden

haben Zeit zum Erzählen und La-

chen, das tut uns allen gut!“

Frische Seeluft schnuppern –

Zeeland

Mit einem Kleinbus sind sie aus dem

Rheinland losgefahren, vollgepackt

mit Koffern, Pflegemitteln und einem

Rollator. Drei dünentaugliche Roll-

stühle haben sie angemietet, um

im Touristenmagnet Domburg mo-

bil zu sein, genau wie alle ande-

ren Urlauber. Keine Verpflegung?

„Das ist ja ein Stück Lebensfreude

im Urlaub“, erklärt Patricia Venster,

die verantwortliche Koordinatorin

aus der Sozial-kulturellen Betreu-

ung. „Die Bewohner genießen es,

täglich einkaufen zu fahren und auf

demMarkt Obst und Gemüse selbst

auszuwählen. Alle beteiligen sich an

der Zubereitung der Mahlzeiten. Das

weckt ihre Lebensgeister, neben der

Seeluft“, lacht sie.

In der Tat zelebrieren sie gemeinsam

die Mahlzeiten, die vier Bewohner

und ebenso viele Pflegekräfte, die

mit ihnen den Urlaub gestalten.

Schwester Georgia, die anlässlich

ihres Jubiläums vom Haus zur Fahrt

eingeladen wurde, lässt es sich nicht

nehmen, jeden Morgen mit Senio-

renhausleiterin Christiane Kröger

ins Dorf zu ziehen, um frische Bröt-

chen zu holen. Für das gemeinsame

Essen wird Gemüse und Salat von

den Bewohnern gesäubert und ge-

schnippelt, Nachtisch gerührt und

der Tisch gedeckt. „Sonst bekom-

men wir ja alles serviert“, meinen

die Bewohner, „im Urlaub machen

wir so viel wie möglich selbst.“ Eine

Dame spült und trocknet bevorzugt

die Gläser ab, einfach, weil es ihr

Spaß macht.

Für eine Woche haben sie den

Bungalow gemietet, in dem jeder

Bewohner einen Raum mit einem

der Pflegekräfte teilt. Das vermit-

telt Sicherheit in der zunächst un-

gewohnten Umgebung, vor allem

nachts, wenn man mal raus muss.

Das Seniorenhaus Hermann-Jo-

sef-Lascheid fährt seit mehreren

Jahren an die niederländische Küste.

Eine der Bewohnerinnen war sogar

schon mal dabei. Die drei Neuen sind

hellauf begeistert: „Gestern waren

wir Eis essen, veganes Eis, sowas

haben Sie noch nicht gesehen. Sol-

che Portionen!“ – „Ich habe nach

so vielen Jahren wieder das Meer

gesehen, glauben Sie mir, das hat

mich glücklich gemacht.“ – „So viel

draußen sein zu können, wie sonst

nie, das tut mir unendlich gut. Ich be-

wege mich viel mehr als sonst.“ Auch

die Abende sind natürlich länger als

zuhause, mit ausgedehntem Essen

und Käseplatte, mit einemGlas Wein

oder nur Wasser, bis Mitternacht.

Urlaub vom Seniorenhaus

Bewohnerfreizeit an der niederländischen Küste Zeelands und anderswo

Frische Luft in Zeeland

Kultur | Freizeit

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CellitinnenForum 3/2019