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„Wir haben allen Grund zum Fei-

ern“ – so lautet eine Überschrift

im jüngsten ‚Freundesbrief‘, den

die deutsche Region der Missions-

schwestern ‚Unserer Lieben Frau

von Afrika‘, auch ‚Weiße Schwes-

tern‘ genannt, zum Jahreswech-

sel 2018/2019 veröffentlichte. Die

Ordensfrauen haben in der Tat

ein beeindruckendes Jubiläum zu

feiern. Am 8. September 2019 –

dem Fest Mariä Geburt – begeht

die mittlerweile in drei Erdteilen tä-

tige Kongregation ihren 150-jähri-

gen Gründungstag im Gedenken

an den Beginn der Schwestern im

Jahr 1869. Gerade neun Monate

zuvor hatte damals die ebenfalls

neu errichtete Missionsgesellschaft

der Afrikamissionare (‚Weiße Vä-

ter‘) ihr Werk aufgenommen. Aus

diesem Grund konnte also schon

am 8. Dezember 2018 mit einem

Jubeljahr beider Ordensinstitute

begonnen werden.

Was liegt all dem zugrunde? Wie

beim Entstehen der meisten Kon-

gregationen verband sich auch bei

der Afrikamission ein epochales Er-

fordernis mit der Vision und der Tat-

kraft einer charismatischen Grün-

dergestalt. Der 1825 als Sohn eines

Zollbeamten im südwestfranzösi-

schen Bayonne geborene Charles

Martial Allemand Lavigerie wurde

bereits mit 23 Jahren zum Priester

geweiht. Für den Hochbegabten

schien sich dann eine akademi-

sche Karriere abzuzeichnen. Durch

verschiedene Umstände entdeck-

te er sein besonderes Interesse

an der christlichen Missionsarbeit

unter den Voraussetzungen des

französischen Kolonialsystems im

Fernen und Nahen Osten. 1861

wurde Lavigerie als promovierter

Kirchenrechtler zum Dienst an das

päpstliche Gericht nach Rom be-

rufen, was ihm aber keine Erfüllung

brachte.

Der Ordensgründer

So wurde er wenig später zum

Bischof von Nancy in Lothringen

ernannt und nach nur vier Jahren

1867 zum Erzbischof von Algier.

Dort konnte er seine Vorstellungen

von christlichem Apostolat und ca-

ritativer Zuwendung verwirklichen.

Nach einer schrecklichen Cholera-

epidemie galt seine Sorge vor allem

den Waisenkindern. Erstaunlich of-

fen betrachtete er deren religiöse

Erziehung: „Ich will, dass sie in jeder

Hinsicht die volle Freiheit behalten.

Wenn sie im Alter die Entscheidung

vorziehen, Mohammedaner zu wer-

den, so werde ich ihnen deshalb

nicht minder meine väterliche Lie-

be schenken.“ So formulierte er

es auch gegen erhebliche Wider-

stände.

Zur Verwirklichung seiner an der

Würde aller Menschen orientierten

Ideen christlicher Liebe gründete

er dann die beiden Missionsgesell-

schaften der Weißen Väter und der

Weißen Schwestern. Es ging ihm

darum, dass die Ordensleute das

Leben mit der einheimischen Bevöl-

kerung zu teilen bereit waren, um im

Miteinander Wege aus ungerechten

Orden vor Ort

Missionsschwestern ‚Unserer Lieben Frau von Afrika‘

Der Schwesternkonvent im Seniorenhaus Heilige Drei Könige

Glauben | Leben

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CellitinnenForum 1/2019