Strukturen, aus Armut, Krankheit
und Not aller Art zu finden: „Ihr wer-
det die Sprache der Menschen ler-
nen, ihr werdet ihre Nahrung essen,
ihr werdet euch kleiden wie sie.“
Die weiße Tageskleidung in Algerien
wurde damit zum Ordensgewand
und erklärt den Hintergrund der
Namensgebung der Weißen Väter
und Weißen Schwestern.
Aus der Bretagne kamen die ersten
acht jungen Frauen im September
1869 nach Algier. Schon Ende des
Monats folgten weitere aus Frank-
reich und Belgien. Die Formation
zum Ordensleben erfolgte mit
der Ablegung der ersten Gelübde
1871. Nach dem Willen des 1882
zum Kardinal erhobenen Gründers
sollten sich die Schwestern neben
caritativen und erzieherischen Auf-
gaben vor allem den einheimischen
Frauen zuwenden. „Er war davon
überzeugt, dass die Frauen eine
wichtige Rolle in der Transformation
der Gesellschaft spielen“, heißt es
in einer aktuellen Publikation der
Weißen Schwestern. Diese Auffas-
sung teilte auch die seit 1882 erste
Generaloberin Mutter Marie Salomé
(1847–1930), deren Verdienste als
kluge Lenkerin der jungen Genos-
senschaft durch schwierige An-
fangsjahre bis heute prägend und
unvergessen sind. 1894 – zwei
Jahre nach dem Tod Kardinal La-
vigeries – konnte sie Schwestern
dann auch in die subsaharischen
Regionen des afrikanischen Kon-
tinents entsenden.
Stammten die ersten Weißen
Schwestern vor allem aus Frank-
reich, verbreitete sich die Idee
zum Missionsberuf in Afrika auch
in Nordamerika und Europa. Das
Gründungsjahr einer deutschen
Provinz mit Sitz in Trier-Heiligkreuz
ist 1926, ein erstes Postulat wurde
bereits 1910 in Linz am Rhein er-
öffnet.
Mission
Die Kongregation päpstlichen
Rechtes hatte ihr Generalat zu-
nächst in St. Charles bei Algier,
seit 1960 befindet es sich in Rom.
Auf Algier bezieht sich auch die
offizielle Bezeichnung als Mis-
sionsschwestern mit dem Zusatz
‚Unserer Lieben Frau von Afrika‘,
jenem Gnadenbild einer Schwar-
zen Muttergottes, das dort in einer
Wallfahrtsbasilika unter diesem Ti-
tel verehrt wird. Umfasste die Ge-
nossenschaft 1966 noch 2.163
Schwestern weltweit, ging die
Anzahl der Ordensfrauen in den
Folgejahren kontinuierlich zurück.
2018 gehören 600 Schwestern
dazu – ein Drittel kommt jeweils
aus Europa und Nordamerika, ein
Drittel aus Afrika. Auf dem afrika-
nischen Kontinent gibt es Gemein-
schaften in den Staaten Algerien,
Tunesien, Mauretanien, Mali, Bur-
kina Faso, Ghana, Tschad, Kongo,
Ruanda, Burundi, Kenia, Uganda,
Malawi, Sambia und Tansania.
In Deutschland leben – Stand Ende
2018 – 86 Weiße Schwestern in
Trier, Neunkirchen an der Nahe und
in Köln, verteilt auf sieben Gemein-
schaften mit einem Durchschnitts-
alter von 82 Jahren. Vier Schwes-
tern wohnen im Service-Wohnen
des Köln-Ehrenfelder Senioren-
hauses Heilige Drei Könige. Mit
einemwunderbaren Gedanken se-
hen sie sich den Namenspatronen
des Hauses verbunden: „Gesandt
zu den Menschen das Licht zu ver-
künden.“ Nach ihren Möglichkeiten
stehen sie Mitbewohnern zur Seite
und geben Anteil an der Hoffnung,
die sie selbst erfüllt. Nach ihrem
Gründungscharisma gilt es „mitten
unter den Menschen ganz da zu
sein. Uns freuen mit denen, die
sich freuen, weinen mit denen, die
weinen.“
Eine Ordensschwester kümmert sich um Straßenkinder
in den Slums von Nairobi
Glauben | Leben
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CellitinnenForum 1/2019