Harn- und Stuhlinkontinenz betrifft
viele Menschen. Die Schätzungen
gehen aktuell von sieben bis zehn
Millionen Betroffenen in Deutsch-
land aus. Die Dunkelziffer ist hoch,
daher variieren die Zahlen stark.
Frauen sind grundsätzlich häufiger
von einer Harninkontinenz betroffen
als Männer. Durch Geburten und
der damit verbundenen Dehnung
des Beckenbodens sind sie einem
größeren Risiko ausgesetzt, dass
der Beckenboden in Mitleiden-
schaft gezogen wird. Grundsätz-
lich ist jedoch das zunehmende
Alter bei beiden Geschlechtern der
größte Risikofaktor. Während bei
den 40-jährigen Frauen rund acht
Prozent und bei den 40-jährigen
Männern rund zwei Prozent an einer
Harninkontinenz leiden, sind es bei
den über 80-Jährigen jeweils bis zu
40 Prozent. In Deutschland leben
mehr als zwei Millionen Menschen,
die eine behandlungsbedürftige
Harn- oder Stuhlinkontinenz haben
und älter als 60 Jahre sind.
Gleichgültig, um welche Art der In-
kontinenz es sich handelt, es gibt
eine Reihe von Behandlungsop-
tionen. Dafür müssen sich die Be-
troffenen an einen Arzt wenden und
das fällt vielen nicht leicht. Inkonti-
nenz ist ein Thema, über das nie-
mand gerne spricht. Das weiß auch
Dr. Monika Scheibe, Leiterin des
Kompetenzzentrums Beckenbo-
den am Heilig Geist-Krankenhaus:
„Bis die Patienten mit einer Harn-
oder Stuhlinkontinenz zu uns kom-
men, dauert es teilweise Monate
oder gar Jahre. Manche Patienten
versuchen, es so lange als möglich
zu verheimlichen und gehen nicht
mehr vor die Tür.“ Seit 20 Jahren
setzt sie sich dafür ein, dieses Ta-
buthema einer breiten Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Als ‚Initiati-
ve Beckenboden‘ Ende der neunzi-
ger Jahre gegründet und 2006 von
der Kontinenz Gesellschaft zerti-
fiziert, vereint das Kompetenzzen-
trum Beckenboden Experten aus
sieben Kliniken der Fachbereiche
Chirurgie, Gynäkologie, Urologie,
Innere Medizin, Radiologie, Anäs-
thesie und Neurologie. Außerdem
gehören besonders geschulte Phy-
siotherapeuten mit zum Team. Gut
vernetzt, werden Beschwerden des
Beckenbodens wie Senkungen,
Stuhl- und Harninkontinenz, aber
auch Schmerzsyndrome und Ver-
stopfungen behandelt. „Kontinenz
ist Lebensqualität“ lautet das Mot-
to des Kompetenzzentrums. „Oft-
mals gibt es eine Lösung, mit der
der Patient seine Lebensqualität
erheblich verbessern kann“, sagt
Scheibe. Einer Inkontinenz können
Männer und Frauen grundsätzlich
auch schon in jungen Jahren ent-
gegen wirken, indem sie den eige-
nen Beckenboden durch spezielle
Übungen stärken. Es lohne sich,
sich schon früh damit auseinander-
zusetzen, so Scheibe.
Tabuthema Inkontinenz
20 Jahre Kompetenzzentrum Beckenboden
Kompetenzzentrum
Beckenboden
ProPhysio GmbH
Graseggerstr 105 c
50737 Köln
Wenn Sie Fragen zu Ihren
Beschwerden haben:
0221 7491–8355.
Für spezielle Kurse zur
Stärkung des Beckenbodens:
0221 7491–8237
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CellitinnenForum 4/2018