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16:00 Uhr in den Räumen der

Auxilia in Köln-Lindenthal, im Erd-

geschoss des Wohnstifts St. Anna.

Für Evi Fickert beginnt die Schicht.

Die junge Frau im roten Auxilia-

Shirt trägt bequeme Turnschuhe –

sie weiß warum, ich weiß es noch

nicht, werde es aber bald an den

eigenen Füßen erfahren. Bevor wir

in den roten Auxilia-Kleinwagen

steigen, sind noch schnell einige

Vorbereitungen zu treffen. Evi hat

Routine, das merkt man. Schnell

überprüft sie das Übergabebuch,

ob die Kollegen der Tagesschicht

wichtige Infos für sie hinterlas-

sen haben. Dann nimmt sie das

Smartphone aus dem Schrank

und schaut sich ihre Route für die

kommenden sechs Stunden an.

In dem Smartphone, erklärt sie

mir, ist alles Wichtige vermerkt.

Wann wir bei welchem Patienten

sein müssen, die Reihenfolge der

Fahrten und das, was bei jedem

Kunden zu tun ist. Wie viele Be-

suche denn heute anstehen, frage

ich beiläufig. 35! Das macht für

jeden Pflegebedürftigen 10 Mi-

nuten und 28 Sekunden inklusive

An- und Abfahrt.

Ich muss völlig entgeistert geguckt

haben, denn Evi lacht. „Da sind

rund zehn Besuche allein imWohn-

stift dabei. Das passt schon, keine

Sorge“, beruhigt sie mich. Konzen-

triert vergleicht sie die Route mit

den Hausschlüsseln im Schrank.

Einige Kunden haben Auxilia ihre

Schlüssel anvertraut für den Fall,

dass sie die Klingel nicht hören.

Schnell drückt mir Evi noch eine

Flasche Wasser in die Hand – „Die

werden Sie brauchen!“ –, schnappt

sich ihren Rucksack mit Einweg-

handschuhen und Handdesinfek-

tionsmittel und los geht‘s.

Es ist 16:20 Uhr, wir müssen nur

zweimal abbiegen, um im Stau zu

stehen. Schneckentempo auf der

Dürener Straße. Ich werde langsam

nervös, die Fahrerin nicht. Noch sei

alles im Plan. Während wir langsam

von Ampel zu Ampel rollen, erzählt

Evi, wie sie zur ambulanten Pflege

kam. Nach der Schule wollte sie ein

Jahr lang etwas für die Gesellschaft

tun. „Wenn das jeder machen wür-

de, dann sähe die Welt besser aus“,

meint sie. Das Jahr ist lange um,

sie ist mittlerweile 40 und immer

noch in der Altenpflege tätig. Lange

hat sie als Pflegehelferin gearbeitet.

Dann machte sie doch noch ihr

Examen zur Pflegefachkraft. „Das

hat mich herausgefordert. Ich trug

auf einmal Verantwortung, das war

schon eine Umstellung. Heute bin

ich froh, dass ich diesen Schritt

gewagt habe.“ Warum sie von der

stationären zur ambulanten Pflege

wechselte, will ich wissen. „Hier bin

ich mein eigener Herr und ich kann

mich ganz auf den einzelnen Pfle-

gefall konzentrieren“, erklärt sie. Ob

ihr die Kollegen nicht fehlen? Aus

der Welt seien die ja nicht, meint

sie. Immerhin gebe es regelmäßige

Teambesprechungen.

Pflegemarathon

Mitten in Nippes wohnt Herr M.; er

benötigt Hilfe beim Ausziehen der

Stützstrümpfe und seine Insulin-

Alles im Takt

Eine Schicht mit dem ambulanten Pflegedienst Auxilia

Letzte Vorbereitung für die Schicht

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CellitinnenForum 4/2016

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