spritze. Beides ist schnell erledigt.
Die Leistungen werden noch in die
Pflegedokumentationsmappe ein-
getragen und im Smartphone als
erledigt gekennzeichnet und schon
stehen wir wieder auf der Straße.
Wir bleiben in Nippes. Neusser
Straße, garantiert kein Parkplatz
zu bekommen. Evi weiß, wo sie
den Kleinwagen für zehn Minuten
abstellen kann, ohne den Verkehr
oder Fußgänger zu behindern. Frau
S. guckt gerade eine Vorabendserie
und wartet darauf, ihre Strümpfe
ausgezogen zu bekommen. Zwei
Etagen weiter unten braucht Herr
O. seine Insulingabe. Seine Tochter
ist auch da. Gut zu wissen, dass
sich jemand um ihn kümmert.
Schnellen Schrittes geht es ein
paar Häuser weiter zu Herrn A.
Langsam dämmert mir Schreib-
tischsitzer, warum Evi Laufschu-
he anhat. Herr A., erklärt mir Evi,
hatte früher eine Kneipe und war
ein echter Casanova. Wir fahren in
den sechsten Stock. Herr A. freut
sich, Evi zu sehen. Nett gemeinte
Frotzeleien fliegen hin und her. Ich
wundere mich, wie Herr A. mit dem
Rollstuhl in Überbreite in den Fahr-
stuhl passt. Evi beruhigt, Herr A. hat
bis heute viele Freundinnen, die ihm
Besorgungen machen oder etwas
kochen.
Frau K. in Nippes und Frau G. in
Ehrenfeld wohnen in der fünften
beziehungsweise sechsten Etage –
ohne Aufzug. Ok, Laufschuhe wä-
ren praktisch und ich bin froh, kein
Fan von hohen Absätzen zu sein.
Während Evi die Medikamente aus-
gibt, frage ich mich, wie die älteren
Damen mit den Treppenstufen zu-
rechtkommen. Zurück geht es nach
Lindenthal ins Wohnstift St. Anna.
Rund zehn Mieter betreut Auxilia
hier. Stützstrümpfe, Medikamente
und Insulinspritzen sind auch hier
das Thema. Als wir uns Richtung
Weidenpesch und Longerich be-
wegen, wird es auf den Straßen
ruhiger. Wir sind gut in der Zeit.
Alles im Blick
Zwischen den Besuchen erzählt
Evi mir, was eigentlich alles hinter
den Kulissen eines Pflegebesuchs
abläuft. Bevor sie und ihre Kolle-
gen in Aktion treten, prüft Yvonne
Gilles von der Auxilia das Umfeld
des Kunden. Sie fragt nach den
sozialen Kontakten, spricht mit
Ärzten und Sozialdiensten. Dann
macht sie sich vor Ort ein Bild vom
Allgemeinzustand des zu Betreu-
enden und notiert Besonderheiten
wie Stolperfallen. Falls vorhanden,
hat sie dabei auch den Ehepartner
im Blick. „Der Partner muss hinter
unserem Tun stehen, sonst haben
wir ein Problem. Es ist wichtig,
dass wir uns die Zeit nehmen und
erklären, warum wir etwas so ma-
chen und nicht anders oder warum
wir überhaupt kommen müssen.“
Wie wichtig das ist, wird mir bei
Familie F. klar. Er ist stark dement
und bettlägerig. Seine Frau wacht
mit Argusaugen über ihr ‚Schätz-
ecken‘. Da wird die Pflegefachkraft
dann zur Psychologin. Sie bezieht
die Ehefrau in die Pflege mit ein,
spricht mit ihr sehr vertraulich und
auf Augenhöhe. Das wirkt und Evi
kann ihrer Arbeit nachgehen.
Dann sind laut Smartphone noch
vier Besuche offen. Ein schöner
Sommerabend geht zu Ende und
Evis Schicht auch. Der Nachmittag
verlief ohne besondere Zwischen-
fälle, alle Kunden wurden pünktlich
besucht. „Das ist auch die Regel“,
meint die Auxilia-Mitarbeiterin. „Ein
heftiger Hagelschauer wie letzte
Woche kann den Plan schon mal
durcheinanderwirbeln, aber dafür
haben Kunden und Angehörige Ver-
ständnis.“ Kurz vor zehn Uhr sind
wir wieder in Lindenthal. Evi bringt
noch Smartphone und Schlüssel
weg, dann fährt sie nach Hause.
Zeit für ein Späßchen muss sein
CellitinnenForum 4/2016
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