leichter zu verstehen, denn sie be-
schäftigt sich mit dem richtigen
oder falschen Umgang mit anderen
Menschen oder Tieren, oder Din-
gen. Wir haben alle unsere eigenen
Moralvorstellungen, von dem was
richtig oder falsch, gut oder böse
ist. Die Ethik dagegen beschäftigt
sich auf der wissenschaftlichen
Ebene mit den Phänomenen der
Moral.
Ehtik im Krankenhaus
Ethik findet überall im zwischen-
menschlichen Tun und damit auch
im Krankenhaus statt. Praktische
Ethikarbeit, die Etablierung von
Ethikkomitees in Krankenhäusern
ist eine relativ junge Entwicklung.
Die Möglichkeiten der Medizin
haben sich in den letzten Jahren
stark gewandelt und verändern sich
ständig weiter. Mithilfe moderner
Medizin und Medizintechnik kann
man Leben verlängern, am Leben
erhalten, aber auch neues Leben
entstehen lassen. Die Frage bei all
den Möglichkeiten ist immer nur, zu
welchemNutzen, zu welchem Preis
und zu wessen Lasten. Im Mittel-
punkt der ethischen Arbeit steht der
Mensch. Die Freiheit, im Ethischen
auch ‚Autonomie‘ genannt, ist ein
wesentlicher Aspekt in der Versor-
gung kranker und schwerstkranker
Menschen. Ein Handeln gegen den
Willen eines Menschen, gegen sei-
ne Autonomie, ist ethisch nicht ver-
tretbar. Nun gibt es imKrankenhaus
oft Situationen, in denen Patienten
nicht mehr ihren eigenen Willen
äußern können. Eine Behandlung
muss aber immer im Interesse des
Patienten sein. So kann es wäh-
rend der Behandlung zu Konflikten
kommen, die nach dem ‚wie geht
es weiter‘ fragen. Dabei bestimmen
nicht selten unterschiedliche Pers-
pektiven unterschiedliche Antwor-
ten: Die Ärzte oder die Pfleger, die
bei allen Möglichkeiten moderner
Medizin keinen Nutzen mehr für den
Patienten sehen, als nur noch ein
Herauszögern des Sterbens und
eine damit verbundene Leidensver-
längerung. Dem gegenüber stehen
eventuell Angehörige, die aus Lie-
be wollen, dass alles Erdenkliche
unternommen wird, um den Vater,
die Mutter, das Kind zu behalten.
Umgekehrt wiederum kann es na-
türlich auch Situationen geben, in
denen Ärzte, die eine reelle Chan-
ce für einen Patienten sehen, An-
gehörige überzeugen müssen, die
sämtliche Maßnahmen ablehnen.
Und genau hier wird eine ethische
Sensibilität notwendig, die alle Per-
spektiven für den Patienten in den
Blick nehmen muss: Was nutzt ihm,
was schadet ihm?
Ethikteams
Die ethische Arbeit in den Kran-
kenhäusern der Stiftung der Cel-
litinnen zur hl. Maria wird in der
Hauptsache durch Ethikteams in
den jeweiligen Häusern geleistet.
Diese Teams sind multidisziplinär,
das heißt, in ihnen arbeiten Ärzte,
Pfleger, Seelsorger und der Sozial-
dienst zusammen. Jeder, der ein
ethisch ungutes Gefühl verspürt,
kann sich an sein Ethikteam im je-
weiligen Haus wenden. Zusätzlich
gibt es zu den jeweiligen Teams
auf Verbundebene ein ‚Klinisches
Ethikkomitee‘, das ethische Fra-
gen, die für alle Häuser wichtig sind,
bearbeitet. Sowohl die einzelnen
Teams, als auch das Komitee wer-
den von der Stabsstelle für Ethik
unterstützt. Als Inhaber dieser Stelle
ist es mir ein Anliegen gemeinsam
mit dem Ethikkomitee und den
Ethikteams dafür zu sorgen, dass
ethische Arbeit in den Häusern ge-
lebt wird und gelebt werden darf.
Dazu gehört es, präsent zu sein, um
ethisches Bewusstsein zu schärfen,
ethische Fragen zu erfassen und
ethisch zu beraten.
Die Ethikteams stehen für jeden
Ratsuchenden offen. Ethische Kon-
sile werden dann anberaumt, wenn
eine ethische Frage im Raum steht,
die mit allen, die an der Behandlung
beteiligt sind, besprochen werden
muss. Eine ethische Empfehlung ist
für den Arzt nicht bindend, soll aber
zum Nachdenken über den weite-
ren Verlauf einer Behandlung anre-
gen. Neben den ethischen Konsilen
gibt es auch die Möglichkeit der
ethischen Kurzberatung. Hier wird
meist zwischen den Verantwort-
lichen beraten. Auch Angehörige
können in den Beratungsprozess
eingebunden werden, zum Bei-
spiel wenn sie unsicher sind oder
eine andere Meinung als die Me-
diziner vertreten. Auch in Fragen
zur Patientenverfügung stehen Mit-
glieder der Ethikteams gerne zu
Verfügung. Das Kölner St. Fran-
ziskus-Hospital bietet dazu diens-
tags zwischen 16:00 und 17:00
Uhr eine Beratungsstunde an, zu
der man sich unter der Rufnummer
0152 55757904 anmelden kann.
Oliver Knauss
Referent für Ethik
in Medizin und Pflege
Medizin | Betreuung
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CellitinnenForum 2/2019