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Über 120 Apotheker/innen sowie

interessierte Bürger kamen am 27.

März zur politischen Diskussions-

runde „Gesundheitspolitik im

Fokus“ in die Stadthalle Hiltrup.

Apothekerkammer und Apotheker-

verband Westfalen-Lippe hatten im

Vorfeld der NRW-Landtagswahlen

am 14. Mai geladen, um das Thema

Gesundheit und Arzneimittelver-

sorgung in den politischen Fokus

zu rücken.

Dem Berufsnachwuchs widmete sich der

erste Teil der Diskussionsrunde. „Jedes

Jahr schließen 80 bis 100 Studierende in

Westfalen-Lippe das Pharmaziestudium

ab. Das reicht bei weitem nicht aus, um

den Bedarf an Apothekerinnen und Apo-

thekern in unserem Landesteil in Zeiten

des demographischen Wandels und im-

mer komplexerer Arzneimitteltherapien

gerecht zu werden“, führte Kammerprä-

sidentin Gabriele Regina Overwiening

in die Diskussion ein. Sie verband die Be-

standsaufnahme mit der Forderung an

die Politik, zukünftig nebenMünster einen

zweiten Studienstandort im Landesteil zu

etablieren, vorzugsweise in Bielefeld. „Die

ungewöhnliche Situation, dass in Müns-

ter etwas für Bielefeld gefordert wird“

Rx-Versandhandelsverbot in NRW fast Konsens

Die FDP will lieber den Wettbewerb schützen

Politische Diskussionsrunde von AKWL und AVWL: PTA-Ausbildung zukünftig steuerfinanziert?

(so Moderator Dr. Norbert Tiemann) stieß

ebenso bei Linken-Politikerin Katrin Vog-

ler („Es ist sinnvoll, darüber nachzuden-

ken“) wie bei der FDP-Vertreterin Susanne

Schneider auf offene Ohren: „Meine Partei

steht für mehr gestalterische Möglichkei-

ten für die Hochschulen und für eine Stär-

kung der gesundheitlichen Versorgung.

Bielefeld würde sich dafür anbieten.“

Michael Scheffler verwies für die

SPD-Landtagsfraktion auf den positiven

Trend in NRW: „2010 gab es in unserem

Bundesland 2.419 Studienplätze für Phar-

mazie. Jetzt, keine sieben Jahre später,

sind es bereits 3.148, also ein Zuwachs um

30 Prozent.“ Oskar Burkert hielt der Lan-

desregierung vor, sich erst vor kurzem im

Landtag erneut gegen Bielefeld als Stand-

ort für eine neue medizinische Fakultät

ausgesprochen zu haben. Mit Blick auf die

universitäre Ausbildung von Medizinern

und Pharmazeuten kündigte er an: „Wir

wollen das ändern.“

Die Realitäten an den Hochschulen

nahm Gesundheitsministerin Barbara

Steffens in den Blick: Pharmazie und Me-

dizin gehörten mit Abstand zu den teuers-

ten Studiengängen, was nicht unbedingt

den Anreiz an den Hochschulen steigere,

in weitere Studienplätze zu investieren.

„Wir brauchen hier dringend mehr Steu-

erung an den Universitäten, hin zu mehr

Daseinsvorsorge.“

Apropos Daseinsvorsorge: „Ebenso

dringend wie approbierte Kolleginnen und

Kollegen sind in unseren Apotheken gut

ausgebildete PTA gefragt“, stellte Dr. Klaus

Michels, Vorsitzender des Apothekerver-

bandes Westfalen-Lippe heraus. Das Be-

rufsbild gebe es seit 1973, daher erreichten

jetzt auch die ersten PTA die Altersgrenze.

„Mit Wegfall des Landeszuschusses ha-

ben wir bereits zahlreiche Ausbildungs-

plätze an den PTA-Schulen verloren“, so

Michels, der zugleich die SPD kritisierte:

„Martin Schulz fordert das Recht auf Gra-

tisbildung. Hannelore Kraft will kein Kind

zurücklassen.“ Das gelte aber offenbar

nur für ein gebührenfreies Studium und

demnächst für die kostenfreie Meister-

ausbildung, nicht aber für die bis zu 400

Euro im Monat teure PTA-Ausbildung. Ga-

briele Regina Overwiening ergänzte: „Wir

sind der einzige freie Beruf in diesem Land,

der seinem Nachwuchs die Ausbildung fi-

nanzieren muss.“ Dies sei auf Dauer für

die Apothekerschaft nicht zu tragen. „Die

Streichung des Landeszuschusses war

ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung“,

verteidigten Scheffler und Steffens die

Entscheidung der rot-grünen Landesregie-

rung. Während Scheffler ankündigte: „Ich

biete beiden Apothekerkammern nach

der Wahl gemeinsame Gespräche darüber

Über 120 Apothekerinnen und Apotheker

sowie einige interessierte Bürger/innen kamen am 27. März zur

politischen Diskussionsrunde „Gesundheitspolitik im Fokus“. Apothekerkammer und Apothekerverband hatten

hierzu in die Stadthalle Münster-Hiltrup eingeladen.

KAMMER IM GESPRÄCH

6

/ AKWL

Mitteilungs

blatt

02-2017