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„Barbara, Barbara! Wie geht es

Ihnen heute? Gleich kommt der

Arzt, könnten Sie schon mal Ihre

Schuhe ausziehen? Sollen wir je-

manden benachrichtigen? Haben

Sie Schmerzen? Hat es Ihnen

geschmeckt?“ – Gefühlte 1.000

Fragen von ebenso vielen frem-

den Menschen prasseln auf die

Patientin Barbara im Krankenhaus

ein. Die geschickte Kameraführung

nimmt ihren Blickwinkel ein und

lässt den Zuschauer fühlen, was

es bedeutet, wenn ein dementer

Geist auf eine für ihn fremde Umge-

bung trifft. Barbara reagiert auf die

vielen Fragen und Gesichter, die

sie nicht versteht und nicht kennt,

mit Angst und Panik. Neben der

realen Welt im Krankenhaus lässt

uns der Film teilhaben an der Welt,

die in Barbaras Kopf existiert: In

dieser Welt ist sie 35 Jahre alt

und Lehrerin; sie lebt mit ihrem

geliebten Mann Len und der rund

zehnjährigen Tochter Anne glück-

lich und zufrieden in einem schönen

Haus. Doch Ärzte, Krankenpfleger,

Verwaltungsmitarbeiter oder ihre

Tochter, mittlerweile Mutter zweier

Kinder, holen sie mit ihren Fragen

und Erklärungen immer wieder aus

dieser Welt heraus in eine, die Bar-

bara nicht versteht, in der sie nicht

zu Hause ist.

Die Idee zu dem Film kam Eileen

Sills, Pflegedirektorin an den Lon-

doner Krankenhäusern Guy‘s and

St. Thomas‘. Nachdem sie in ihren

Einrichtungen die Not demenziell

veränderter Patienten kennenge-

lernt hatte, wollte sie in erster Linie

Klinikmitarbeiter dafür sensibilisie-

ren, mehr Rücksicht auf Menschen

mit Demenz zu nehmen. Und so

entstand ‚Barbara

s Story‘. Die

Kollegen der Londoner Kliniken

waren Feuer und Flamme für das

Projekt, ein Fernsehproduzent und

Schauspieler ließen sich ebenfalls

schnell für die Idee begeistern.

Nach 2012 wurden bereits weitere

sechs Folgen gedreht. Erfolgreich

sind die Filme nicht nur in Großbri-

tannien, wo sie heute als Trainings-

filme flächendeckend in Kranken-

häusern eingesetzt werden. Mehr

als 12.500 Pflegemitarbeiter und

Ärzte haben sie bereits gesehen.

Auch viele andere Staaten, unter

ihnen Deutschland, setzen den Film

gezielt als Schulungsmaterial ein.

Doch nicht nur Mitarbeiter in der

Pflege spricht ‚Barbara

s Story‘ an.

Angehörigen oder einfach nur am

Thema Interessierten öffnet er die

Tür zu einer fremden, nicht realen

Welt, die wir nach dem Film aber

besser verstehen.

Doch auch der beste Schulungsfilm

ist nur gut, wenn er etwas in den

Köpfen bewegt. Pflegemitarbeiter

und Ärzte konnten direkt im An-

schluss an den Film Dinge nennen,

die sie ab sofort berücksichtigen

wollten. Von ,ich will freundlicher

sein und mehr lächeln‘, ‚geduldiger

mit den kranken Menschen sein‘,

‚mich mehr in seine Rolle versetzen‘

bis hin zu ‚ich werde mich im Be-

reich Demenz fortbilden‘ reichten

die Antworten. Regelmäßige Befra-

gungen zeigen, dass die Mitarbeiter

diese Ansprüche an ihre Arbeit bis

heute beherzigen und dabei siche-

rer und zufriedener im Umgang mit

Patienten sind.

Den Film finden Sie im Internet auf

www.youtube.com

, Barbara, the

whole story, Länge: 33:23 Minu-

ten, Sprache: englisch (auch ohne

Sprachkenntnisse sehr gut zu ver-

stehen).

‚Barbara’s Story‘ –

Ein Film, der sensibel macht

Demenziell veränderte Menschen im Krankenhaus

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CellitinnenForum 3/2015

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