12
CellitinnenForum 3/2015
und Härtefälle vertreten. Van Bonn
und ihren Kolleginnen stehen nach
der Morgenbesprechung bis zum
Mittag arbeitsreiche Stunden bevor.
Die Bewohner müssen gepflegt,
geduscht und angezogen werden.
Dabei ist die zu leistende Hilfestel-
lung sehr unterschiedlich. Während
einige Bewohner sich noch sehr
selbstständig versorgen können,
sind andere dazu kaum mehr in
der Lage. Egal für welchen Bewoh-
ner – die Pflegerinnen bleiben ruhig,
gelassen und immer freundlich.
„Wichtig ist, ein gutes Vertrauens-
verhältnis zu den Bewohnern auf-
zubauen. Dafür denken wir uns in
ihre Welt hinein. Wir kennen die
familiären, beruflichen Hintergrün-
de aller Bewohner und versuchen,
über diese Wege einen Zugang
zu ihnen zu bekommen. Manche
Bewohner haben ihre ‚Lieblings-
pfleger‘. Soweit es geht, nehmen
wir in unserer Planung darauf Rück-
sicht. Außerdem versuchen wir, ihr
Selbstwertgefühl zu stärken, indem
wir sie so viel wie möglich selbst
machen lassen“, erklärt van Bonn,
während sie einem Bewohner den
Waschlappen reicht. Herr J., Pfle-
gestufe II, wirkt eigentlich noch sehr
rüstig. Doch ohne die helfenden
Hände in St. Monika würde er die
Körperpflege vernachlässigen. In
seinem großzügigen, schön ein-
gerichteten Zimmer hängen Fotos
von der Familie und ein Holzkreuz.
Herr J. ist praktizierender Katholik.
Die tägliche Messe in der benach-
barten Kirche verpasst er nur in
Notfällen.
,Schutzengelsystem‘
Im Nachbarzimmer wohnt Frau K.
Ihr Sichtfeld ist eingeschränkt und
so erklärt ihr van Bonn jeden Hand-
griff, um sie nicht zu erschrecken.
Wie alle Bewohner ist Frau K. mit
einer am Handgelenk befestigten
Uhr an das hausinterne ‚Schutz-
engelsystem‘ angeschlossen.
Damit kann sie sich im Haus frei
bewegen, sobald sie in den Garten
geht, gibt die Uhr ein Signal an das
Telefon der Mitarbeiter. Bei kühlen
Temperaturen können diese so da-
für sorgen, dass Frau K. angemes-
sene Kleidung für ihren Ausflug be-
kommt. Da die meisten Bewohner
sogenannte ‚Hinlauftendenzen‘ vor-
weisen, erlaubt ihnen das System
größtmögliche Bewegungsfreiheit.
Van Bonn berät Frau K. noch bei
der Auswahl der Bluse, dann geht
es weiter in das großzügige Wohn-
Esszimmer der Hausgemeinschaft
‚Fietspad‘. In dem sehr wohnlich
ausgestatteten Raum ist schon ei-
niges los. Van Bonn nimmt Herrn T.
mit zum Blutzuckermessen, Pastor
Ernst Geerkens ist auf einen Sprung
vorbeigekommen und schaut nach
seinen Schäfchen, ein Angehöriger
besucht seine Frau. Gleichzeitig
werden die Medikamente verteilt.
Dabei ist wieder Fingerspitzenge-
fühl gefragt, denn manchen Be-
wohnern muss man erst gut zu-
reden, bevor sie ihr Medikament
einnehmen.
Nachdem die meisten Bewohner
gefrühstückt haben, machen sich
Präsenzkraft Marlies König und ihre
Kolleginnen an die Vorbereitungen
für das Mittagessen. Den Küchen-
plan hat König zusammen mit den
‚Fietspad‘-Bewohnern erstellt. „Bei
uns ist deftige Hausmannskost
gefragt“, erklärt
sie und schnippelt
die Scheiben für
die Bratkartoffeln,
die heute mit Lachs
serviert werden. Ne-
benan in der Haus-
gemeinschaft ‚Düf-
fel‘ hilft Frau W. der
Präsenzkraft Martina
Drebs beim Kartoffel-
schälen. „Wer Lust
hat, kann mir gerne
zur Hand gehen. Viele
unserer Bewohner wa-
ren jahrzehntelang für
den Haushalt verant-
Titel | Thema