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rector of Patient Experience – bei

uns wäre sie wohl Pflegedirekto-

rin – für Menschen mit kognitiven

Einschränkungen bisher erreicht

hat. Krankenpfleger, Ärzte und

Verwaltungsangestellte wirken

rundum glücklich in ihrem Beruf

und stehen voll hinter Sills, der Ini-

tiatorin des Films ‚Barbara

s Story‘.

Immerhin hat Sills es geschafft, den

Film den Mitgliedern des britischen

Parlaments vorzuführen und wurde

auf Grund ihres Einsatzes geadelt.

Nun ist sie ‚Dame‘ und die Londo-

ner Lokalpolitik hat sich dafür aus-

gesprochen, eine demenzsensible

Stadt zu werden. Puhhh, dachte

ich mir, da ist in Deutschland noch

viel Pionierarbeit zu leisten. Doch

in diesem Moment war ich glück-

lich, Menschen gefunden zu haben,

die mir aus der Seele sprachen!

Wir bekamen einen Tagesablauf

vorgestellt, der schon sehr verhei-

ßungsvoll war. Dass wir am Ende

mit einer schwer beladenen Tasche

und einem überfüllten Kopf nach

Hause fuhren, konnten wir zu dem

Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Bridget, Leiterin der Pflegeabtei-

lung, nahm sich unserer Gruppe

an und stellte uns ihrem Dementia

und Delir Team (DaD-Team) vor:

einem Geriater und einer Kran-

kenschwester, die für dringende

Probleme hinzugezogen werden

kann, und Krankenpfleger John.

Er wurde in vielen Seminaren und

Schulungen dazu befähigt, Medika-

mente umstellen zu dürfen, speziell

für demente Menschen, damit sie

im Krankenhaus nicht noch zu-

sätzlich zur eigentlichen Krankheit

in ein Delir (= Verwirrtheit) rutschen.

Großartig, was John uns alles be-

richten konnte – auch er fand in

seinem Beruf seine Erfüllung. Wir

werden ihn zu einem unserer kom-

menden Kongresse einladen, da-

mit er seine Erfahrungen einem

größeren Publikumskreis mitteilen

kann.

Akutversorgung durch

Demenzteams

Die Anzahl der Patienten im Delir

reduzierte sich seit Einführung des

DaD-Teams signifikant. Per Telefon

oder per Konsil sind die Mitglieder

in einer Kernarbeitszeit zu erreichen

und stehen Krankenpflegern und

Ärzten mit Rat und Tat zur Seite.

Danach standen Besichtigungs-

termine an: Röntgenabteilung, Not-

fallaufnahme, Patientenanmeldung,

und ganz besonders ‚Frailty Unit‘

(engl. frailty = Gebrechlichkeit). Das

ist eine Einheit in der Ambulanz,

wo demente Patienten ambulant

binnen vier Stunden von einem

Demenzteam behandelt werden.

Dort übenehmen Geriater, Kran-

kenschwestern, Physiotherapeuten

und Ergotherapeuten die Versor-

gung des Patienten, und zwar so

lange, bis die weitere Behandlung

und Unterbringung geklärt ist. Zur

Erläuterung: Patienten, die länger

als vier Stunden im Krankenhaus

ambulant behandelt werden, sind

stationär aufzunehmen oder nach

Hause zu entlassen. Werden die

vier Stunden in der Ambulanz über-

schritten, muss das Krankenhaus

eine Strafe zahlen. Auch die ‚Frailty

Unit‘-Mitarbeiter überschütteten

uns mit Ideen, Visionen und vor

allemmit ihrem Stolz, Teil eines gro-

ßen Ganzen zu sein. Schön zu be-

obachten war der Schulterschluss

zwischen Medizinern, Therapeuten

und Pflegefachkräften. Die ver-

schiedenen medizinischen Berei-

che sorgten in gleichberechtigten

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CellitinnenForum 3/2015

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