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In den Einrichtungen der Senioren-
haus GmbH der Cellitinnen leben 30
Menschen, die das 100. Lebens-
jahr bereits vollendet haben. Als sie
Kinder waren, gab es noch einen
deutschen Kaiser und der Erste
Weltkrieg erschütterte Europa. Sie
haben die Weimarer Republik er-
lebt, den Nationalsozialismus, die
Zerstörungen und Vertreibungen
des Zweiten Weltkriegs, das Wirt-
schaftswunder, die Teilung und Zu-
sammenführung zweier deutscher
Staaten und das Zusammenwach-
sen Europas.
Eine echte Troisdorferin
„Es ist schon eine ganze Menge,
was so ein Leben mit sich bringt“,
sagt Else Goldschmidt. Geboren
wurde sie 1915. Nach der Schule
arbeitete sie als Verkäuferin und
Hausmädchen, heiratete mit 22
Jahren und bekam 1938 ihren
Sohn. Ehemann Paul kam aus
Hamburg und arbeitete bei Dynamit
Nobel. Im Krieg blieb er an der Ost-
front vermisst. „Es war eine schwe-
re Zeit“, erinnert sich die Seniorin.
„Mein Sohn und ich hatten wenig zu
essen. Ich ging immer wieder zum
Bahnhof, wenn Kriegsgefangene
zurückkamen, aber mein Mann
war nie dabei.“ Else Goldschmidts
Mutter war durch den Krieg mit ei-
ner Familie verbunden, deren Sohn
im Alter von Else war. „Wir hatten
ein Bratkartoffelverhältnis“, sagt
die 100-Jährige. „Wir haben uns
gegenseitig geschätzt, hätten aber
nie geheiratet. Wir waren kamerad-
schaftlich im Leben verbunden.“
Später lebte Else Goldschmidt ge-
meinsam mit ihrem Sohn im Haus
besagter Familie. Erst im Alter von
95 Jahren erwog sie den Umzug in
das Seniorenhaus Hermann-Josef-
Lascheid. Ihr Enkel half ihr dabei,
ein neues Zuhause zu finden. „Ich
bin eine echte Troisdorferin“, sagt
Else Goldschmidt. „Ich habe nie in
einer anderen Stadt gelebt.“ Wenn
man sie fragt, was im Leben zählt,
sagt Else Goldschmidt spontan:
„Anderen Menschen zu helfen, ist
wohl das Wichtigste, was man tun
kann. Ich versuche das noch heute
so oft es geht.“
Die Wege des Herrn…
Eine weitere 100-Jährige wohnt im
Kölner Seniorenhaus Heilige Drei
Könige: Schwester Franziska Wes-
termeier. Erst kürzlich feierte sie ih-
ren runden Geburtstag. Ursprüng-
lich kommt sie aus Westfalen. „Ich
bin auf unserem Bauernhof in Ni-
derntudorf bei Salzkotten geboren.
Meine Mutter bekam 12 Kinder,
vier verstarben im Säuglingsalter.“
Bereits in der Grundschule war
sie von der Zeitschrift der Steyler
Missionare begeistert und schnell
stand für sie fest: „Ich möchte Mis-
sionsschwester werden.“ 1934 trat
sie in den Orden ‚Unsere liebe Frau
von Afrika‘ ein und wurde – wie sie
landläufig genannt werden – eine
‚Weiße Schwester‘. Ihr Noviziat ver-
brachte sie im Mutterhaus in Trier,
wo sie danach eine Ausbildung
zur Krankenschwester absolvier-
te. 1939 erfolgte ihre Ernennung
für Afrika. Im September sollte es
nach Tansania gehen. Doch der
Beginn des Zweiten Weltkriegs
durchkreuzte die Pläne. Erst 1952
erfolgte ihre erste Reise nach Afrika.
So sehr hatte sie sich auf diesen
Einsatz gefreut. Doch bereits nach
vier Wochen erkrankte sie an Ty-
phus. Die Ärzte gaben ihr kaum
eine Überlebenschance. „In dieser
Zeugen des 20. Jahrhunderts
In den Cellitinnen-Seniorenhäusern leben einige Hundertjährige
CellitinnenForum 3/2015
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