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Nacht hatte ich eine Eingebung,
die mir sagt, ich würde wieder ge-
sund, wenn ich bereit wäre, nach
Deutschland zurückzukehren“, er-
klärt Schwester Franziska. Tatsäch-
lich verbesserte sich ihr Zustand
und sie kehrte nach Deutschland
zurück. Seit den Fünfzigerjahren
arbeitete sie in unterschiedlichen
Hospitälern als Krankenschwester.
In den Neunzigerjahren – immer-
hin im Alter von fast 74 Jahren –
wechselte sie ins Mutterhaus des
Ordens nach Trier, um hier in der
Kranken- und Altenpflege ihre Mit-
schwestern zu unterstützen. Seit
2012 lebt Schwester Franziska ge-
meinsammit drei Mitschwestern im
Seniorenhaus Heilige Drei Könige.
„Wir sind sehr gut untergebracht
und fühlen uns hier wohl“, sagt die
100-jährige Ordensfrau. Auf die
Frage, was im Leben wichtig ist,
antwortet sie ohne zu zögern: „Im
Heute zu leben und auf Gott zu
vertrauen.“
Umzug mit 101
„Der Kaiser ist ein lieber Mann,
er wohnet in Berlin und wär das
nicht so weit von hier, so ging ich
heut noch hin“, rezitiert Christine
Hoscheid ein Lied, welches sie in
der Grundschule gelernt hat. Ge-
boren wurde sie 1907 in Warth,
einem Ortsteil von Hennef. Nach
der Volksschule arbeitete sie zu-
nächst als Hausmädchen und
anschließend als Haushälterin bei
einer Apothekerfamilie in Lünen.
Im Zweiten Weltkrieg ging sie zu-
rück nach Hennef; ihre Mutter war
erkrankt, ihr Bruder fiel im Krieg.
Als die Amerikaner bereits vor
Hennef standen, wurde ihr Vater
erschossen. Ein traumatisches
Erlebnis, das Christine Hoscheid
ein Leben lang begleitete. Bis ins
hohe Alter lebte sie selbstständig
im elterlichen Haus. Christine Ho-
scheid hatte ihren eigenen Garten,
in dem sie Gemüse zog, war re-
gelmäßige Kirchgängerin und gut
eingebettet in das Gemeindeleben.
Erst nach einem Sturz entschloss
sie sich, im Alter von 101 Jahren in
ein Seniorenhaus zu ziehen. Da sie
einen guten Kontakt zu ihrer Nichte
hat, die in Düren lebt, organsierte
diese einen Platz im Seniorenhaus
St. Ritastift. Christine Hoscheid lebt
gern dort, freut sich auf die mor-
gendliche Zeitung, liebt Tiere und
die Natur. Auf die Frage, wie man
es schafft, ein so gesegnetes Alter
zu erreichen sagt sie: „Es liegt wohl
an den Genen. Aber auch daran,
dass ich nie vor den Aufgaben da-
von gerannt bin, die mir das Leben
gestellt hat.“
Spätberufen
Aus dem hohen Norden stammt
Schwester Gertrudis Heitmann.
Sie wurde 1913 in Kiel geboren,
besuchte dort die Schule und
machte ihr Abitur. Zum Studium
ging sie nach Hannover und wurde
Grundschullehrerin. Sie war eine
der besten Absolventinnen ihres
Jahrgangs, war stets zielstrebig
und fleißig. „Sonst hätte ich das zu
dieser Zeit als junge Frau gar nicht
geschafft“, sagt sie heute. Im Kreis
Moers bekam sie ihre erste An-
stellung an einer Schule. 1939 hei-
ratete sie und bekam zwei Söhne,
die heute auch bereits im Renten-
alter sind. 1964, mit 51 Jahren, trat
sie der Ordensgemeinschaft der
Schwestern vomGöttlichen Herzen
Jesu bei.
Später begann sie ein Fernstudium
und zog 1989 nach Bad Münster-
eifel. Heute lebt die 102-Jährige im
Seniorenhaus St. Ritastift in einem
schönen Zimmer mit zwei Bücher-
regalen, ihrem alten Schreibtisch
und vielen selbst gemalten Bildern
an den Wänden. „Ich erfreue mich
an der Gegenwart. Das ist ganz
wichtig“, erklärt Schwester Gertru-
dis. „Ja, zu sagen, wie es ist und
was es ist. Und immer wieder neu
zu entdecken, wieviel Grund man
zum Danken hat“, ist ihre Botschaft
für das Älterwerden.
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CellitinnenForum 3/2015
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