30
Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
F rtbildung aktuell – Das Journal
Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 30
– as
r al
de Apothek k mmer Westfalen-Lippe
Die neuen Arzneimittel 2013
über autoreaktiven T- und B-Zellen. Wäh-
rend schnell proliferierende Zellen auf
die Neusynthese von Pyrimidin angewie-
sen sind, können ruhende und sich lang-
sam teilende Zellen ihren Bedarf aus dem
vorhandenen Pyrimidin-Pool decken. Ge-
dächtniszellen wie auch hämatopoetische
Zellen werden nicht beeinflusst. Hervor-
gerufen durch die Verringerung der An-
zahl der T- und B-Zellen im ZNS werden
die mit der MS einhergehende Schädi-
gung der Myelinscheiden sowie die fol-
gende Entzündungsreaktion verhindert
oder zumindest eingedämmt.
Fazit:
Der G-BA attestiert Teriflunomid keinen
Zusatznutzen gegenüber der zweckmä-
ßigen Vergleichstherapie mit Beta-Inter-
feron oder Glatirameracetat unter Beach-
tung des jeweiligen zugelassenen Anwen-
dungsgebietes (Kategorie 5). Zwar treten
bei Teriflunomid bestimmte Nebenwir-
kungen seltener als bei Beta-Interferon
auf, andere jedoch häufiger. Bei den Ko-
sten zeichnet sich eine Überraschung ab,
da Aubagio® (1853 Euro/vier Wochen)
um ca. 4 Prozent günstiger ist als Rebif®
(1931 Euro/vier Wochen).
3,23,24,25
Nepafenac (Nevanac®) - neues Ophthal
mikum ohne Innovationscharakter?
Mit Nepafenac (Nevanac®) kam im Jahr
2013 ein weiteres nicht-steroidales An-
tiphlogistikum zur Anwendung am Au-
ge auf den Markt. Das Indikationsgebiet
lautet: Prophylaxe und Behandlung post-
operativer Schmerz- und Entzündungs-
zustände bei Kataraktoperationen sowie
Verminderung des Risikos postoperativer
Makulaödeme in Zusammenhang mit Ka-
taraktoperationen bei Diabetikern.
Nepafenac ist ein Prodrug. Nach dem Ein-
tropfen in das Auge penetriert Nepa-
fenac die Hornhaut und wird von Hydro-
lasen des Augengewebes in Amfenac, ei-
nen nichtsteroidalen entzündungshem-
menden Wirkstoff, umgewandelt. Am-
fenac inhibiert COX1 und COX2 und
damit die Prostaglandinsynthese. Die Wir-
kung setzt nach 15 Minuten ein und ist
weitestgehend begrenzt, allerdings kann
ein relativ großer Teil der applizierten Do-
sis über den Tränenkanal in die Nase ab-
fließen und im Nasen-Rachenraum resor-
biert werden. Somit können systemische
Nebenwirkungen resultieren.
Fazit:
Innovation Fehlanzeige! Nepafenac ist ei-
ne typische Scheininnovation. Diclofenac
und Bromfenac sind bereits bekannte
Vorgänger. Ein Dossier reichte der Her-
steller erst gar nicht beim G-BA ein, so
dass ein Zusatznutzen nicht belegt ist (Ka-
tegorie 5). Damit ist auch die Einstufung
in die Festbetragsgruppe die logische
Konsequenz.
26,27
Loxapin (Adasuve®) – inhalativ gegen
Schizophrenie oder bipolare Störungen
Loxapin dient der schnellen Kontrolle von
milder bis moderater Agitiertheit bei Er-
wachsenen mit Schizophrenie oder bipo-
larer Störung. Mit Adasuve® steht erst-
mals eine inhalative Applikationsform
zur Behandlung der akuten Agitation
bei schweren psychotischen Krankheits-
bildern zur Verfügung. Loxapin gehört in
die Gruppe der Dibenzoxazepine. Als per-
orale und parenterale Zubereitung ist die
Substanz bereits seit den 1970er Jahren
unter anderem in den USA und verschie-
denen europäischen Ländern wie Frank-
reich im Handel. Es wirkt als Antagonist
an D2- und 5-HT2A-Rezeptoren. Die Wir-
kung setzt rasch ein analog zu einer intra-
venösen Gabe. Innerhalb von zwei Minu-
ten wird die maximale Plasmakonzentra-
tion erreicht. Das Staccato®-System führt
zu einem thermisch generierten Aerosol,
das die Grundlage für eine schnelle Ab-
sorption schafft (Abbildung 8).
In den klinischen Studien war bereits zehn
Minuten nach der ersten Dosis von Ada-
suve® eine verminderte Agitation sowohl
bei Schizophrenie-Patienten als auch bei
Patienten mit einer bipolaren Störung zu
beobachten. Aufgrund des Bronchospas-
mus-Risikos ist die Anwendung von Ada-
suve® bei Patienten mit einer aktiven
Atemwegserkrankung, wie Asthma oder
COPD, kontraindiziert, ebenso bei Pati-
enten mit akuten respiratorischen Sym-
ptomen (Keuchen, Kurzatmigkeit). In der
Praxis sollte ebenfalls an die zahlreichen
Interaktionsmöglichkeiten gedacht wer-
den, da Loxapin ein Substrat für flavin-
haltige Monooxygenasen sowie einige
CYP-P450-Isoenzyme darstellt.
Beratungsrelevante
Hinweise zu Nevanac®
• 3 x täglich 1 Tropfen in das
(die) betroffene(n) Auge(n)
tropfen, am Tag vor der Ka-
tarakt-Operation
beginnen,
dann am Tag der OP (einen zu-
sätzlichen Tropfen 30-120 Mi-
nuten vor der OP) und bis 2(-3)
Wochen danach.
• Direktes Sonnenlicht ist wäh-
rend der Behandlung zu mei-
den.
• Häufige unerwünschte Arznei-
mittelwirkungen sind vermin-
derte Sehschärfe, verschwom-
menes Sehen und daher
eingeschränktes Reaktionsver-
mögen.
• VORSICHT! Die gleichzeitige
Anwendung von NSAR und to-
pischen Corticoiden am Auge
kann das Potenzial für Hei-
lungsstörungen erhöhen.