Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 27
Dr. Henrik Müller
Fortbildung ktuell – Das Journal
Fazit
Enzalutamid ist eine gelungene Wei-
terentwicklung eines Androgen-Rezep-
tor-Inhibitors. Neben der höheren Affi-
nität an den Androgen-Rezeptoren be-
sitzt diese Verbindung die Eigenschaften
eines
Androgen-Signalweg-Inhibitors,
was insgesamt einen echten Mehrwert
für die Gesamttherapie des kastrations-
resistenten Prostatakarzinoms bedeutet.
Der G-BA bescheinigt Enzalutamid den
Hinweis für einen beträchtlichen Zusatz-
nutzen (Kategorie 2) gegenüber Best-
Supportive-Care. Insgesamt liegen die
Jahrestherapiekosten für Enzalutamid bei
ca. 60.000 Euro.
3,12,13,14
Fidaxomicin (Dificlir®) - Konkurrenz für
Vancomycin?
Das neue Antibiotikum Fidaxomicin ist zu-
gelassen zur Behandlung von Clostridium
difficile-Infektionen (CDI) bzw. Clostridi-
um difficile-assoziierter Diarrhoe. Clostri-
dium difficile ist ein anaerobes, grampo-
sitives, endosporenbildendes Stäbchen-
bakterium. Das Bakterium ist ubiquitär
verbreitet und kommt als natürlicher Be-
siedler der Darmflora vor. Die Gefahr für
eine Besiedlung des Darmes mit Clostridi-
um difficile steigt deutlich bei Kranken-
hausaufenthalten an, allerdings bleibt
der größte Teil der Patienten asympto-
matisch. Krankheitsauslösend sind die En-
terotoxine A und B, die zu einer zytoto-
xischen Schädigung der Intestinalzellen
führen und Diarrhoe und Kolitis auslö-
sen. Clostridium difficile stellt die Ursache
für 15-20 Prozent der Antibiotika-basier-
ten Durchfallerkrankungen dar. Kommt
es zu einer pseudomembranösen Kolitis
ist Clostridium difficile in 95 Prozent der
Fälle die Ursache. Risikofaktoren für ei-
ne Clostridium difficile Infektion sind bei-
spielsweise langer Krankenhausaufent-
halt, Alter (≥ 65 Jahre), Verwendung von
Breitband-Antibiotika, die lange Anwen-
dungszeit von Antibiotika und Immun-
schwäche. Die Inzidenz von Clostridium
difficile-Infektionen beträgt 6-7,4 CDI-
Fälle pro 10.000 Patiententage. Standard
in der Erstlinientherapie von Patienten
mit schweren Clostridium difficile-Infek-
tionen ist die orale Gabe des Antibioti-
kums Vancomycin oder Metronidazol. Die
Rezidivrate nach Erstlinientherapie liegt
bei 20-35 Prozent. Gerade die Rezidivrate
stellt daher ein ernst zunehmendes Pro-
blem dar.
Fidaxomicin ist der erste Vertreter einer
neuen Antibiotika-Stoffgruppe, den Ma-
kro-zyklinen. Diese Substanz besitzt ein
enges Wirkspektrum, vornehmlich gegen
Clostridium difficile, mit moderater Akti-
vität gegen einige andere grampositive
Bakterien. Fidaxomicin inhibiert die bak-
terielle DNA-abhängige RNA-Polymera-
Beratungsrelevante
Hinweise zu Xtandi®
• Die vier Kapseln sollten als täg-
liche Einmalgabe mit Wasser
als Ganzes unabhängig von
einer Mahlzeit eingenommen
werden.
• Eine vergessene Einnahme
sollte schnellstmöglich nachge-
holt werden, andernfalls muss
die Therapie am Folgetag wei-
ter fortgesetzt werden.
• Enzalutamid ist ein potenter
Enzyminduktor
(CYP3A4++,
CYP2C9, CYP2C19, CYP1A2).
Die Empfehlungen der ABDA-
Datenbank sind unbedingt zu
befolgen.
• Häufige unerwünschte Arznei-
mittelwirkungen sind Kopf-
schmerzen,
Hitzewallungen
und Diarrhoe.
Beratungsrelevante
Hinweise zu Dificlir®
• Die Einnahme erfolgt alle 12
Stunden unabhängig von den
Mahlzeiten über 10 Tage.
• Häufige unerwünschte Arznei-
mittelwirkungen sin: Erbrechen
(1,2 %), Übelkeit (2,7 %) und
Obstipation (1,2 %).
• Fidaxomicin und auch Vanco-
mycin werden nur in sehr be-
grenztem Umfang resorbiert
→
nur wenige systemische Ne-
benwirkungen!
ZELLPLASMA
Enzalutamid
AR
AR
Enzalutamid
Enzalutamid
1. Blockiert Androgen-
bindung an AR
2. Hemmt die nukleäre
Translokation von AR
Testosteron
DHEA
3
. Reduziert die AR-
Bindung an die DNA und
verhindert die
Modulation der
Genexpression
ZELLKERN
Abbildung 5:
Wirkmechanismus von Enzalutamid (Xtandi®).