Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014) - page 22

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Fortbildung aktuell – Das Journal
der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
teiles, Epigallocatechingallat (EGCG), an-
tikanzerogene Eigenschaften zugeschrie-
ben.
Allerdings bildet EGCG mit Sunitinib in vi-
tro und in vivo schwer lösliche Komplex-
Verbindungen. Dadurch wird die Aufnah-
me von Sunitinib durch Resorption über
den Darm gestört. Bioverfügbarkeit und
maximal erreichbare Plasmaspiegel sind
bei gleichzeitiger Gabe von Sunitinib
und EGCG im Tiermodell verringert. Ei-
ne gleichzeitige Einnahme von Sunitinib
und Grünem Tee könnte bei Patienten die
Wirksamkeit von Sunitinib beeinträchti-
gen. Auf der Grundlage des Wirkmecha-
nismus sollte bei einem Konsum von Grü-
nem Tee unter einer Therapie mit Suniti-
nib mindestens ein zeitlicher Abstand von
vier Stunden eingehalten werden.
11
Interaktionen von Zytostatika mit Vertre­
tern der CYP-Familie
Wie Sunitinib sind alle Kinaseinhibitoren
Substrate der CYP3A4, so dass eine Hem-
mung des Enzyms zu toxischen Spiegeln
führen kann, während die Induktion des
Enzyms zu subtherapeutischen Spiegeln
des Kinaseinhibitors führt.
Erlotinib/Tarceva® wird zur Behandlung
des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms
(NSCLC) eingesetzt. Wie in der Tabelle 10
zu sehen, ist es auch ein Substrat von CY-
P1A1/2. Dieses Enzym der CYP-Familie
wird durch Zigarettenrauch induziert. Das
Rauchen muss während einer Therapie
mit Erlotinib unbedingt eingestellt wer-
den, da die Plasmakonzentrationen bei
Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern
signifikant niedriger sind. Ciprofloxacin,
ein moderater CYP1A2-Inhibitor, kann die
Exposition gegenüber Erlotinib signifi-
kant um 39 Prozent erhöhen.
12
Bei einem anderen Arzneistoff, der oft
nicht als Zytostatikum wahrgenommen
wird, spielt das CYP-System für die Wir-
kung eine erhebliche Rolle. Tamoxifen,
ein selektiver Estrogenrezeptor-Modula-
tor (SERM), wird durch CYP2D6 in seine
aktive Wirkform, Endoxifen, überführt.
Endoxifen hat eine 25- bis 50-fach hö-
here Affinität zum Estrogenrezeptor. Ei-
ne Hemmung von CYP2A6 beispielsweise
durch SSRI-Antidepressiva wie Paroxetin
führt zu subtherapeutischen Spiegeln des
wirksamen Metaboliten (Abbildung 5)
von Tamoxifen.
Referenzen & Literatur
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11
Prof. Dr. Christoph Ritter Vitamine, Selen, Mistel
und Co. In der Tumortherapie– was ist davon zu
halten?
12
Fachinformation Tarceva®, Stand Dezember
2013
Orale Zytostatika
zUSAMMENFASSUNG:
Die Therapie mit oralen Zytostati-
ka bietet viele neue Optionen und
Möglichkeiten für den Patienten.
Einen Vorteil stellen sicher weni-
ger Praxis-/Klinikaufenthalte dar.
Es muss kein peripherer oder zen-
traler Zugang gelegt werden. Somit
besteht auch nicht die Gefahr ei-
ner Paravasation. Allerdings ist die
aktive Mitarbeit des Patienten bei
der Therapie, eine gute Adhärenz,
wichtig um das Therapieoptimum
zu erreichen. Dies gelingt nur durch
eine optimale Beratung und durch
die Zusammenarbeit von Patient,
Apotheker und Arzt.
Tabelle 10:
Übersicht über den Einfluss von Kinaseinhibitoren auf Vertreter der CYP-
Familie; S=Substrat; H=Enzymhemmung (© DGOP; Nov. 2012).
CYP1A1/2 CYP2C8/9 CYP2C19 CYP2D6 CYP3A4 CYP3A5
S H S H S H S H
S
H S H
Dasatinib
+
++
+
Erlotinib + ++
+
++
+
Gefitinib
++ +
++
Imatinib
++
++
++
++
++
Lapatinib
+ + +
++
++ ++ ++
Nilotinib
+ +
++
++
++
Pazopanib +
+
++
Sorafinib
+
+
+
++
+
Sunitinib
++
moxifen/Metabolismus
Apotheker Stephan Ludigkeit, PharmD
Abbildung 5:
Metabolismus von Tamoxi-
fen (
©
Förstermann u.a.; Allgem. u. spe-
zielle Toxikol. 11. Aufl. 2013).
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