8.000 mehr Stellen für die Alten-
pflege stellt die Große Koalition in
Aussicht, andere Parteien fordern
25.000 Stellen als Soforthilfe für
Kranken- und Seniorenhäuser, der
Pflegerat geht von einem Bedarf
von 100.000 zusätzlichen Vollzeit-
stellen allein für die Kliniken aus.
Schon heute bleibt eine offene Stel-
le in der Pflege in NRW 157 Tage
unbesetzt.
Bei den Engpassberufen belegt die
Altenpflege Platz 2, die Gesund-
heits- und Krankenpflege kommt
auf Platz 10. Pflege ist nicht attrak-
tiv, die Altenpflege noch weniger
als die Gesundheits- und Kranken-
pflege. Eine hohe Arbeitsbelastung
sowie mangelnde finanzielle und
gesellschaftliche Anerkennung lau-
ten einige der vorgebrachten Argu-
mente.
Während sich in Norwegen
nach internationaler Pflegestudie
RN4CAST ein Gesundheits- und
Krankenpfleger um 5,4 Patienten
kümmert, betreut er in Deutsch-
land 13 Patienten. Den Zahlen des
Statistischen Bundesamtes für die
Altenpflege folgend, kommen auf
785.000 stationär zu Pflegende
350.000 Vollzeit-Pflegestellen. Die-
se wiederum sind zu 45 Prozent mit
examinierten Kräften besetzt. Das
bedeutet, dass rechnerisch eine
Fachkraft fünf Bewohner pflegt,
von denen mindestens drei in ihrer
Alltagskompetenz erheblich ein-
geschränkt sind. Berücksichtigt
man Vakanzen sowie Krankheits-,
Fortbildungs- und Urlaubstage, ist
eine examinierte Pflegekraft für weit
mehr als fünf Bewohner verantwort-
lich. Zwar wird sie von Pflegehelfern
unterstützt, doch nehmen diese
keine behandlungspflegerischen
Tätigkeiten wie Medikamentenga-
ben oder Wundversorgung vor.
Löhne und neue Stellen
Und die Vergütung? Nach der Be-
schäftigungsstatistik der Bundes-
agentur für Arbeit verdient ein aus-
gebildeter Altenpfleger in Vollzeit in
NRW im Schnitt 2.801 Euro brutto,
ein Gesundheits- und Krankenpfle-
ger 3.370 Euro. Zum Vergleich: Der
Durchschnittsverdiener aller Be-
schäftigten in NRW erhält imMonat
3.350 Euro, imBundesdurchschnitt
sind es 3.133 Euro. Das viel zitier-
te Lohndumping in der Pflege hält
demnach den Fakten nicht stand,
wobei eine Besserstellung der Al-
tenpflege mehr als wünschenswert
wäre. Schließlich sind die Mitarbei-
ter in Senioreneinrichtungen nicht
weniger gut ausgebildet und leisten
pflegerisch ebenso viel wie ihre Kol-
legen in den Kliniken, auch wenn
die Schwerpunkte in Ausbildung
und Arbeit etwas anders gesetzt
sind.
Fragt man die Pflegekräfte in Kran-
kenhäusern oder Senioreneinrich-
tungen nach ihren Wünschen, be-
klagen sie sich nicht zuerst über
ihr Gehalt, sondern hauptsächlich
über Personalnot und hohe Arbeits-
belastung. Die Bundesregierung
meint, hierauf Antworten gefunden
zu haben: Altenpflegeeinrichtungen
erhalten als Soforthilfe 8.000 zu-
sätzliche Pflegestellen. Was sich
Am Limit
Das politische Berlin hat eine weitere Großbaustelle – die Pflege
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Titel | Thema
CellitinnenForum 2/2018