grassiert nicht gerade eine Grippe-
welle, funktioniert das System, lässt
aber keinen Spielraum zu“, berich-
tete sie von ihren Erfahrungen. Ver-
bindliche Quoten an Pflegekräften
auf den Stationen ließen sich unter
den derzeitigen Umständen jeden-
falls nicht umsetzen, erklärte Ste-
fan Dombert dazu und spielte auf
die von der Regierung geplanten
Personalmindestbesetzung in der
Krankenhauspflege an.
Ähnlich ist die Situation in der Alten-
pflege. „Da helfen auch die von der
Politik ins Spiel gebrachten 8.000
zusätzlichen Stellen für Senioren-
einrichtungen nicht“, kommentierte
der Geschäftsführer den Plan der
neuen Regierung. „Mit Blick auf die
prognostizierte demographische
Entwicklung und die damit verbun-
denen Herausforderungen für die
nächsten Jahre ist da wohl eine Null
vergessen worden. Und: Wer soll die
Stellen besetzen? Wir haben doch
jetzt schon Schwierigkeiten, quali-
fizierte Mitarbeiter für frei werdende
Stellen zu finden.“
Raus aus der Opferhaltung
Was würde denn helfen, die Pfle-
ge aus ihrer Not zu befreien, wollte
Moderatorin Maria Adams wissen.
Die Antworten überraschten. „Mehr
Stellen garantieren nicht zwangs-
läufig eine bessere Qualität“, mein-
te Altenpfleger Daniel Schlewinski.
„Wir müssen raus aus der Opfer-
rolle, lösungsorientierter denken
und arbeiten. Erst dann sollten wir
Forderungen stellen“, formulierte er
und erntete breite Zustimmung der
Pflegefachkräfte am Tisch. „Wir re-
den immer nur von unzumutbaren
Arbeitszuständen und Geld.“ Die
positiven Seiten des Berufes ge-
rieten so in den toten Winkel: „Wir
tragen eine hohe Verantwortung,
gestalten die Pflege von morgen,
haben einen sicheren Arbeitsplatz
und zudem einen, der erfüllt.” Denn
das sei es, was die Arbeit mit Patien-
ten und Bewohnern ausmache. „Die
schönen Seiten des Berufs bekom-
men wir einfach nicht glaubwürdig
kommuniziert“, warf Gesundheit-
und Krankenpflegerin Veronika Zeid-
ler ein. Trotzdem dürfe die Politik
nicht aus der Verantwortung ent-
lassen werden, gab Geschäftsfüh-
rer Stefan Dombert zu Bedenken.
„Mehr hochbetagte, multimorbide
Menschen werden künftig von im-
mer weniger Pflegekräften betreut.
Die Einrichtungen können sich noch
so anstrengen, ohne angemesse-
ne Rahmenbedingungen stoßen
wir über kurz oder lang an unsere
Grenzen. Dazu gehört auch eine
angemessene Vergütung. Da hinkt
besonders die Altenpflege noch
deutlich hinterher.“
Die Runde war sich einig: Wir sollten
uns im Verbund der Cellitinnenhäu-
ser immer wieder hinterfragen und in
unseren begrenzten Möglichkeiten
Lösungen vorantreiben. Dazu zäh-
len ein ständig weiterentwickeltes
Sicherheits- und Qualitätsmanage-
ment, ein breit angelegtes Fortbil-
dungsprogramm sowie Führungs-
prinzipien, die sich an demWunsch
junger Mitarbeiter nach Teamarbeit
ausrichten. „Und vergessen wir nicht
den ‚katholischen Fingerabdruck‘.
Viele Mitarbeiter verbinden damit
ein wertschätzendes Arbeitsklima,
in dem Menschen an erster Stelle
stehen!”, so Anke Kleine.
Teilnehmer am ‚Runden Tisch‘
Für die Krankenhäuser:
Geschäftsführer Stefan Dombert von der Hospitalvereinigung St. Marien,
Pflegedirektorin Susanne Krey vom Heilig Geist-Krankenhaus, Praxis-
anleiterin Veronika Zeidler und Intensivschwester Katharina Finke, die
mittlerweile in der Abteilung Strategische Personalentwicklung und auf
der Station arbeitet.
Für die Altenpflege:
Marlies Gabriel, Seniorenhausleiterin des Seniorenhauses St. Anna, die
sich als ehemalige stellvertretende Pflegedirektorin am Kölner St. Vin-
zenz-Hospital auch in der Krankenpflege gut auskennt, und Daniel
Schlewinski, gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger aus den Kölner
Hausgemeinschaften St. Augustinus
Für die Ausbildung:
Anke Kleine, stellvertretende Leiterin der Louise von Marillac-Schule, und
Timo Hauke, Auszubildender im Kölner Seniorenhaus St. Anna
Moderation:
Maria Adams, Mitarbeiterseelsorgerin
Einen Videoclip mit den zentralen Statements
vom ‚Runden Tisch‘ zum Thema Pflege“ gibt
es jetzt im Cellitinnen-YouTube-Kanal:
https://www.youtube.com/user/CM1000ful9
Titel | Thema
CellitinnenForum 2/2018