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6:00 Uhr – Schichtwechsel auf der

Intensivstation des Kölner St. Ma-

rien-Hospitals. Fünf examinierte

Gesundheits- und Krankenpfleger,

ein Pflegehelfer und zwei Ärzte so-

wie Atmungs-, Physio- und Sprach-

therapeuten bemühen sich um 15

Patienten. Die Frühschicht ist gut

besetzt, kein Mitarbeiter wegen

Krankheit ausgefallen. Gesund-

heits- und Krankenpflegerin Katha-

rina Finke ist heute als zusätzliche

Kraft dabei. Mittlerweile arbeitet sie

in der ,Strategischen Personalent-

wicklung Pflege‘, übernimmt aber

noch mehrmals im Monat einen

Dienst auf der Intensivstation. So

ganz kann die examinierte Pflege-

kraft mit einem Bachelor der Psy-

chologie in der Tasche es halt nicht

lassen.

Heute begleitet sie Schwester Leni,

umBilder für ‚Instagram‘, einen On-

line-Dienst zum Teilen von Fotos, zu

machen. Besonders jüngere Leute

besuchen diese Plattform. Unter

‚Wir pflegen‘ stellt sie die Fotos

und Reportagen ein. Ihr Ziel: Jun-

ge Menschen für den Beruf des

Gesundheits- und Krankenpflegers

zu begeistern. Dass sie nicht nur

fotografiert, sondern der Kollegin

und Freundin Leni beim Versorgen

der Patienten auch zur Hand geht,

versteht sich für sie von selbst.

Um 6:30 Uhr wird ein Obdachlo-

ser eingeliefert, der die Nacht im

Freien bei Minusgraden fast nicht

überstanden hätte. Die dritte Per-

son in dieser kalten Winterwoche.

Neben der Behandlungs- nimmt

die Körperpflege des bewusstlo-

sen Patienten viel Zeit in Anspruch.

Die muss später aufgeholt werden,

denn die anderen Patienten sollen

nicht zu kurz kommen.

Arbeitsalltag

Viele Patienten auf dieser Intensiv-

station wurden über einen längeren

Zeitraum künstlich beatmet. Sie lei-

den an Lungenerkrankungen, die

sich durch schwere Operationen

oder beispielsweise Lungenentzün-

dungen verschlechtert haben. Im

sogenannten ‚Weaning Zentrum‘,

das Bestandteil der Intensivstation

ist, werden sie nun behutsam wie-

der daran gewöhnt, ohne techni-

sche Hilfe zu atmen. So wie Ernst

M. Gestern setzten die Mediziner

die Narkosemittel ab. Heute ist der

ältere Mann wieder ansprechbar,

kann sich zwar noch nicht mitteilen,

aber stundenweise wieder spontan

atmen. Er ist verwirrt, weiß nicht ge-

nau, wo er ist und was mit ihm pas-

siert. Kathi und Leni sprechen beru-

higend auf ihn ein, während sie ihn

waschen, eincremen und das Bett

frisch beziehen. Heute vierhändig,

normalerweise müssen zwei Hände

dafür reichen. Die Lebensparame-

ter ihrer anderen beiden Patienten

sind normal. Das können sie auf

dem Monitor von Herrn M. jeder-

zeit nachprüfen. Sie nehmen sich

für die Pflege des älteren Herrn die

dafür nötige Zeit, rund 35 Minuten.

Leni und Kathi arbeiten zügig und

obwohl sie zu zweit sind, werden

sie bis Dienstende keine Zeit haben,

eine Pause einzulegen. Sie haben

alle Hände voll zu tun mit dem Ab-

nehmen von Blut und dem Über-

prüfen des Blutbildes, dem Umla-

gern der Patienten, dem Einstellen

Nichts für Feiglinge

Über die Arbeit der Intensivpfleger

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Titel | Thema

CellitinnenForum 2/2018