Antwort hätte ich nicht gerechnet.
Was treibt ihn, aber auch die an-
deren an, diesen Job zu machen?
Das eigenverantwortliche Handeln,
die gute Zusammenarbeit zwischen
Medizin und Pflege – hier gibt es
keine ‚Götter in Weiß‘ – die sowohl
menschliche als auch technische
Herausforderung, der intensive
Bezug zum Patienten, die ausge-
wogene Mischung zwischen Kolle-
gen und Kolleginnen – ‚das ist hier
weder ein Hühnerhaufen noch ein
Machoclub‘ –, die Gewissheit, dass
die Arbeit auf der Intensivstation nie
langweilig wird und sicherlich auch
die angemessene Vergütung be-
komme ich zur Antwort. Was aller-
dings alle von den Krankenkassen
und der Politik fordern: Einen höhe-
ren Personalschlüssel! Wenn eine
Kraft wegen Krankheit ausfällt, wird
es eng. „Dann brennen die Fußsoh-
len vom vielen Laufen“, meint Kathi.
Fallen zwei Kollegen aus, herrscht
akuter Pflegenotstand. Die meisten
Gesundheits- und Krankenpfleger
auf der Intensivstation sind jung,
viele nicht einmal 30 Jahre alt, fast
alle unter 40. Für Leni ist klar, so-
lange sie jung und fit ist, ist das der
Job für sie. Zum Intensivfachpfle-
ger lässt sie sich im Moment nicht
weiterbilden, um sich noch nicht
festlegen zu müssen. Die Option
besteht aber.
Fazit
Schnell noch ein Gruppenfoto und
um Punkt 14:00 Uhr übernimmt der
Spätdienst. Stationsleiter und In-
tensivfachpfleger Ömer Hamzaoglu
ist noch dabei, einen 32-Jährigen
für die Untersuchung im CT vorzu-
bereiten. Er hofft, dass der junge
Mann diese Strapaze gut übersteht.
Ich verabschiede mich und mache
mich auf den Heimweg. Unter-
wegs überlege ich, ob ich meinem
neunzehnjährigen Sohn den Beruf
Gesundheits- und Krankenpfleger
empfehlen kann. Der Schichtdienst,
die enge Personaldecke … trotz-
dem lautet die Antwort ja. Junge
Menschen finden in der Pflege eine
große Bandbreite an Möglichkeiten
und Herausforderungen. Ihre Arbeit
ist wertvoll und auf ein Ziel ausge-
richtet: Heilung eines Menschen.
Mehr Verantwortung kann einem
kaum ein anderer Beruf bieten. Den
Patienten sind sie sehr nah, näher
als die Ärzte. In der Pflege erlebt
man, was wirklich zählt. Die Ge-
schichten gehen nicht immer gut
aus, aber so ist das Leben. Auf der
anderen Seite gibt es viele schöne
Momente. Beispielsweise wenn ein
Patient auf der ‚Weaning Station‘
nach vielen Wochen seine Stimme
wiedererlangt.
Intensivpflege ist sehr komplex. Die
examinierten Kräfte sind sowohl
pflegerisch als auch medizinisch tä-
tig und bedienen die medizinischen
Geräte. Sie arbeiten sehr selbst-
ständig, bilden aber trotzdem ein
Team, in dem sich der eine auf den
anderen verlassen können muss.
Langweilig ist ein Dienst nie, für
viele junge Menschen ein wichti-
ges Kriterium bei der Berufswahl.
Ja, es gibt auch viel zu kritisieren,
doch immer nur an den Rahmen-
bedingungen für die Pflege, nicht
an dem Beruf an sich. Je mehr ich
darüber nachdenke, komme ich zu
dem Schluss, meinen Sohn gleich
auf das Portal ‚Wir pflegen‘ auf In-
stagram aufmerksam zu machen.
Ein erster Schritt!
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Titel | Thema
CellitinnenForum 2/2018