Viele Migranten bringen aus ihren
Heimatländern eine Berufsaus-
bildung oder ein Studium mit, so
auch in der Pflege. Doch beruf-
lich durchstarten können sie in
Deutschland erst, wenn ihre Qua-
lifikation auch staatlich anerkannt
wurde. Die bürokratischen Hürden
sind nicht ohne. Zeugnisse müssen
übersetzt und beglaubigt, Termi-
ne wahrgenommen und Anträge
gestellt werden. Das erfordert Ge-
duld, denn die Unterlagen und die
Lerninhalte der Herkunftsländer
werden mit den deutschen Aus-
bildungsinhalten sehr genau vergli-
chen. Nicht selten führt der Weg zur
Berufszulassung über so genannte
Anpassungslehrgänge, in denen
die ausländischen Fachkräfte ihre
Wissenslücken schließen können.
Tatiana R. aus Weißrussland hat
in ihrer Heimat mehrere Jahre in
einer Klinik als Pflegerin gearbei-
tet. Die Pflege unterscheidet sich
in Weißrussland deutlich von der in
Deutschland. Einen Schwerpunkt
bildet dort die Durchführung ärzt-
licher Assistenzaufgaben, wie das
Anlegen von Infusionen, Blutent-
nahmen, die Vorbereitung für Unter-
suchungen und die Überwachung
nach Operationen und weniger die
unmittelbare Pflege der Patienten.
Die erste Zeit in Deutschland war
nicht einfach. Sie musste schnellst-
möglich die deutsche Sprache ler-
nen und sich in eine ihr fremde Ge-
sellschaft einrichten. Viele Stunden
verbrachte sie auf den Gängen der
Behörden, um Anträge zu stellen
oder Unterlagen vorzulegen.
An der Louise von Marillac-Schule
läuft seit Januar der erste Anpas-
sungslehrgang. 16 Teilnehmer aus
fünf Herkunftsländern drücken ge-
meinsam die Schulbank, um die
Zulassung zum Beruf ‚Gesund-
heits- und Krankenpfleger‘ zu er-
langen. In ihren Herkunftsländern
haben sie bereits verantwortungs-
voll in der Pflege gearbeitet. „Die
Teilnehmer sind sehr motiviert. Sie
wollen unbedingt den Abschluss
schaffen, um in den Krankenhäu-
sern als vollwertige Pflegefachkraft
eingesetzt werden zu können. Viele
von ihnen arbeiten bereits in einer
der mit uns kooperierenden Klini-
ken, allerdings noch als Hilfskräfte“,
erklärt Leane Gabriel, Kursleiterin
an der Louise von Marillac-Schule.
Jeder Migrant hat von der zuständi-
gen Behörde, der Bezirksregierung,
individuelle Auflagen erhalten. Die
Pflegeschule hat daraufhin spe-
zielle Lernmodule ausgearbeitet.
In einemmündlichen Abschlussge-
spräch werden sich die Kandidaten
beweisen müssen, bevor sie die
Zulassung erhalten. Zusätzlich wird
der Anpassungslehrgang durch
einen Deutschkurs unterstützt.
Mit der Anerkennung zum Führen
der Berufserlaubnis werden Tatia-
na R. und ihre Kollegen sehr gute
Chancen auf dem Arbeitsmarkt ha-
ben. Dies bestätigen auch Daten
der Bundesregierung: Nach erfolg-
reicher Anerkennung sind neun von
zehn Fachkräften erwerbstätig. Die
16 Teilnehmer aus dem Lehrgang
an der Louise von Marillac-Schule
haben bereits jetzt alle ein Arbeits-
angebot vorliegen.
Kompetenzen nutzen
Ausländische Pflegekräfte werden nachqualifiziert
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Titel | Thema
CellitinnenForum 2/2018