Previous Page  43 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 43 / 68 Next Page
Page Background

Was hat uns im Leben geprägt? All

das kann in verschiedenen Musik-

stücken verborgen sein und durch

das Singen oder Musizieren zum

Vorschein kommen.

Musik ist allen zugänglich. Leider

hört man von vielen Menschen auch

im Alter, sie seien unmusikalisch.

Dabei misst sich die Musikalität

eines Menschen nicht daran, wie

gut er ein Instrument spielen kann

oder wie schön seine Stimme klingt,

sondern daran, ob er sich von der

Musik berühren und begeistern

lässt; dabei spielen Alter, sozialer

Status oder Bildungsstand keine

Rolle.

Von den verschiedenen Arten des

Musizierens ist das Singen am be-

liebtesten, besonders bei der äl-

teren Generation.

In ihrem Leben hatte das

gemeinsame Singen von Kirchen-

und Volksliedern einen großen ge-

sellschaftlichen und familiären Stel-

lenwert. Singen ist für Menschen,

egal wie alt sie sind, etwas ganz

Natürliches; es gehört zum Leben

dazu. Verschiedene Studien be-

legen, dass Singen generell und

besonders im Alter gesundheits-

fördernd wirken kann. Beim Singen

wird unsere Atmung aktiviert. Viele

Menschen neigen dazu, ‚flach‘ zu

atmen, so dass die Lungen nicht

ganz ‚durchgelüftet‘ werden. Beim

Singen hingegen atmet man viel

tiefer ein und langsamer aus, was

die Funktion der Lunge und des

Kreislaufsystems fördert. Dadurch

fühlen sich Menschen auch nach

einem zweistündigen Singen frisch,

beflügelt und voller Energie.

Positive Effekte

Darüber hinaus wächst der positi-

ve Effekt des Singens, wenn man

es gemeinsam mit anderen macht.

Unbestritten gewinnt das Singen in

einem Chor für ältere Menschen an

Bedeutung. Denn die Stimme, wenn

sie auch früher sehr gut klang, ver-

ändert sich im Alter. Zusammen mit

Gleichgesinnten kann man jedoch

einen volleren und kräftigeren Klang

erleben. Denn in einem Senioren-

chor stehen Begeisterung und Freu-

de am gemeinsamen Gesang im

Vordergrund, ohne dass vom Einzel-

nen Höchstleis-

t ungen

gefordert sind.

Wenn dabei Spaß und

Freude erlebt werden, fühlen

sich die Sänger gesünder und zu-

friedener. Ältere Menschen, die in

einem Chor singen, tun auch eini-

ges für ihre geistige und kognitive

Fitness. Zum einen müssen Text

und Melodie korrekt wiedergege-

ben, zum anderen die Zeichen des

Chorleiters beachtet werden, um

das Lied gemeinsam anzufangen

und zu beenden. Dies führt dazu,

dass die Teilnehmer während der

Probe unvermindert tief konzentriert

sein müssen. Der wichtigste Grund,

für das Singen in einemChor, ist das

Gemeinschaftsgefühl. Die Senioren

erleben sich als Teil einer Gruppe,

die ihnen durch gemeinsame Pro-

ben und Auftritte Halt und Struktur

gibt. Vielen vermag die Gemein-

schaft sogar einen neuen Lebens-

sinn zu verleihen.

Manche ältere Menschen, die Ver-

lusterfahrungen durch den Tod ihres

Partners oder eigene körperliche

oder geistige Einschränkungen

erfahren haben, finden in einem

Chor ‚ihre neue Familie‘. Das ge-

meinsame Erlernen und Aufführen

musikalischer Werke gibt ihnen das

Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, das

ihr Selbstwertgefühl steigern und die

Lebensfreude neu erwecken kann.

Die heilende Wirkung des Singens

auf Körper und Seele ist unumstrit-

ten. Gerade in der Gemein-

schaft eines Chores eröffnen sich

für ältere Menschen gute Möglich-

keiten, leichter, schöner und würde-

voller zu altern. Frei nach demMotto

von Eberhard Malitius, der extra für

Senioren seine Lieder komponiert:

„Singe wem Gesang gegeben! Wer

viel singt, wird besser leben! Und,

wer weiß, vielleicht auch länger. Da-

rum sei ein guter Sänger.“

Nadja Pazzini

43

Profile | Personen

CellitinnenForum 2/2018