Was hat uns im Leben geprägt? All
das kann in verschiedenen Musik-
stücken verborgen sein und durch
das Singen oder Musizieren zum
Vorschein kommen.
Musik ist allen zugänglich. Leider
hört man von vielen Menschen auch
im Alter, sie seien unmusikalisch.
Dabei misst sich die Musikalität
eines Menschen nicht daran, wie
gut er ein Instrument spielen kann
oder wie schön seine Stimme klingt,
sondern daran, ob er sich von der
Musik berühren und begeistern
lässt; dabei spielen Alter, sozialer
Status oder Bildungsstand keine
Rolle.
Von den verschiedenen Arten des
Musizierens ist das Singen am be-
liebtesten, besonders bei der äl-
teren Generation.
In ihrem Leben hatte das
gemeinsame Singen von Kirchen-
und Volksliedern einen großen ge-
sellschaftlichen und familiären Stel-
lenwert. Singen ist für Menschen,
egal wie alt sie sind, etwas ganz
Natürliches; es gehört zum Leben
dazu. Verschiedene Studien be-
legen, dass Singen generell und
besonders im Alter gesundheits-
fördernd wirken kann. Beim Singen
wird unsere Atmung aktiviert. Viele
Menschen neigen dazu, ‚flach‘ zu
atmen, so dass die Lungen nicht
ganz ‚durchgelüftet‘ werden. Beim
Singen hingegen atmet man viel
tiefer ein und langsamer aus, was
die Funktion der Lunge und des
Kreislaufsystems fördert. Dadurch
fühlen sich Menschen auch nach
einem zweistündigen Singen frisch,
beflügelt und voller Energie.
Positive Effekte
Darüber hinaus wächst der positi-
ve Effekt des Singens, wenn man
es gemeinsam mit anderen macht.
Unbestritten gewinnt das Singen in
einem Chor für ältere Menschen an
Bedeutung. Denn die Stimme, wenn
sie auch früher sehr gut klang, ver-
ändert sich im Alter. Zusammen mit
Gleichgesinnten kann man jedoch
einen volleren und kräftigeren Klang
erleben. Denn in einem Senioren-
chor stehen Begeisterung und Freu-
de am gemeinsamen Gesang im
Vordergrund, ohne dass vom Einzel-
nen Höchstleis-
t ungen
gefordert sind.
Wenn dabei Spaß und
Freude erlebt werden, fühlen
sich die Sänger gesünder und zu-
friedener. Ältere Menschen, die in
einem Chor singen, tun auch eini-
ges für ihre geistige und kognitive
Fitness. Zum einen müssen Text
und Melodie korrekt wiedergege-
ben, zum anderen die Zeichen des
Chorleiters beachtet werden, um
das Lied gemeinsam anzufangen
und zu beenden. Dies führt dazu,
dass die Teilnehmer während der
Probe unvermindert tief konzentriert
sein müssen. Der wichtigste Grund,
für das Singen in einemChor, ist das
Gemeinschaftsgefühl. Die Senioren
erleben sich als Teil einer Gruppe,
die ihnen durch gemeinsame Pro-
ben und Auftritte Halt und Struktur
gibt. Vielen vermag die Gemein-
schaft sogar einen neuen Lebens-
sinn zu verleihen.
Manche ältere Menschen, die Ver-
lusterfahrungen durch den Tod ihres
Partners oder eigene körperliche
oder geistige Einschränkungen
erfahren haben, finden in einem
Chor ‚ihre neue Familie‘. Das ge-
meinsame Erlernen und Aufführen
musikalischer Werke gibt ihnen das
Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, das
ihr Selbstwertgefühl steigern und die
Lebensfreude neu erwecken kann.
Die heilende Wirkung des Singens
auf Körper und Seele ist unumstrit-
ten. Gerade in der Gemein-
schaft eines Chores eröffnen sich
für ältere Menschen gute Möglich-
keiten, leichter, schöner und würde-
voller zu altern. Frei nach demMotto
von Eberhard Malitius, der extra für
Senioren seine Lieder komponiert:
„Singe wem Gesang gegeben! Wer
viel singt, wird besser leben! Und,
wer weiß, vielleicht auch länger. Da-
rum sei ein guter Sänger.“
Nadja Pazzini
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CellitinnenForum 2/2018