Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 8

Palliativstationen, Hospize, Pfle-
geheime – welche Versorgungs-
möglichkeiten sieht der Gesetz-
geber für Schwerstkranke vor?
Dr. Stolz:
Palliativstationen sind
Abteilungen in Krankenhäusern,
die sich um die bestmögliche me-
dizinische Versorgung und Ster-
bebegleitung unheilbar Kranker
kümmern. Bei uns geht es nicht
mehr um die Krankheit als solche,
sondern um die Linderung der
Symptome. Wir haben, wie andere
Abteilungen auch, eine 24-stündi-
ge Notfallversorgung, in der Regel
werden die Patienten von ihren
Hausärzten eingewiesen. Dann
klären wir mit den anderen Abtei-
lungen der Klinik ab, ob der Patient
tatsächlich unheilbar krank und in
der letzten Lebensphase angelangt
ist. Sind die Patienten optimal ein-
gestellt, entlassen wir sie nach
Hause, in ein Hospiz oder in ein
Pflegeheim. In Zweifelsfällen berät
die Patienten der Sozialdienst, der
auch weitere Schritte in die Wege
leitet.
Martina Mann:
Wir nehmen nur
Menschen auf, die pflegebedürftig
sind und ‚in absehbarer Zeit‘ sterben
werden. Unter ,absehbar‘ versteht
der Gesetzgeber einige Wochen
bis wenige Monate. Kranken- und
Pflegekasse müssen der Aufnahme
eines Gastes zustimmen.
Folgen sie der Empfehlung des
Arztes nicht und ist die Pflege zu
Hause nicht gewährleistet, sucht
der Sozialdienst einen Platz in ei-
nem Pflegeheim.
Pflegeheim oder Hospiz – wo ge-
nau besteht für den Kranken der
Unterschied?
Martina Mann:
Im Hospiz sorgen
sich zehn Betreuer im Schichtdienst
um neun Gäste. In Pflegeheimen
stehen per Gesetz nur halb so
viele Mitarbeiter zur Verfügung.
Wir haben daher mehr Zeit für die
individuelle Pflege und Begleitung,
wobei Pflegeheime und Hospize
einen anderen Ansatz haben. Ein
Platz in einem Hospiz kostet die
Kassen mehr, insofern prüfen sie
sehr genau, ob die Indikatoren für
den beantragten Hospizplatz wirk-
lich zutreffen.
Dr. Stolz:
Und ist man erst einmal im
Pflegeheim, ist der Weg von dort in
ein Hospiz fast ausgeschlossen. Es
sei denn, das Pflegeheim kann die
benötigten Maßnahmen wie häu-
figes Absaugen in der Nacht oder
das Versorgen von ulzerierenden
(Red: übel riechenden) Tumoren
nicht gewährleisten.
Martina Mann:
Ja, dann braucht
man gute Begleiter, die die Aus-
einandersetzung mit den Kassen
aufnehmen.
Wie kommen die Patienten oder die
Gäste bei Ihnen an?
Dr. Stolz:
Nach eingehender Un-
tersuchung klären wir mit den Pa-
Sterbende begleiten
Interview mit Martina Mann, Pflegedienstleiterin des Hospiz St. Vinzenz, und
Dr. Jochen Stolz, Leiter der Palliativstation am St. Vinzenz-Hospital in Köln
Martina Mann und Dr. Jochen Stolz
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