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3 / 2016
Artikel: Dr. Frank Ulbricht, Vorstand der BfV Bank für Vermögen AG und der BCA AG
„Die EU-Regulierung ist vergleichbar
mit einem Eisberg.“
Dr. Frank Ulbricht (FU): MiFID II wurde verschoben, unter anderem
auf eine Forderung des BVI hin – ist man hier fahrplanmäßig un-
terwegs und welche Erwartungen gibt es für die Zukunft?
Thomas Richter (TR): Wir sind froh, dass die Branche ein Jahr da-
zu gewonnen hat, der Zeitplan wäre sonst nicht zu schaffen gewe-
sen. MiFID II soll die Finanzmärkte transparenter und effizienter
machen und damit ihre Integrität gewährleisten. Zum Schutz der
Anleger sind schärfere Regeln im Vertrieb von Finanzprodukten
und damit auch von Fonds geplant. Ein Beispiel ist die Zielmarkt-
definition als Konsequenz aus der Finanzkrise, als viele Produkte
– auch gute – an die falschen Kunden verkauft wurden. Bei der
Festlegung des Zielmarkts müssen nun Anbieter und Vertrieb ko-
operieren; sie müssen entscheiden, für welche Kundengruppen
sich Produkte eignen. Das ist nicht trivial.
FU: Die Frage ist: Wäre es nicht zu begrüßen, wenn der Verband
darauf hinwirkte, das deutschlandweit zu koordinieren?
TR: Wir koordinieren das Projekt sogar schon europaweit. Denn
die europäische Aufsichtsbehörde ESMA bereitet Maßnahmen für
die Definition des Zielmarkts vor. Wir organisieren entsprechend
eine Antwort auf europäischer Ebene und bringen dabei unsere
deutsche Position ein. Ich bin zuversichtlich, dass am Ende etwas
herauskommen wird, womit wir in Deutschland gut leben können.
FU: Aber wann wird es ein Ergebnis geben? Es muss ja auch
technisch umgesetzt werden.
TR: Jetzt ist erst einmal die ESMA am Zug. Das wird noch bis in
den Herbst dauern.
FU: Wie geht´s weiter? Ist jetzt schon alles ausreguliert? Ich ver-
trete ja bei uns im Haus die Meinung: ja, weitestgehend …
TR: Auf politischer Ebene nehmen die Regulierungsreflexe eindeutig
ab. Die größte Gefahr geht derzeit von der Debatte um Schattenban-
ken und die Systemrelevanz von Asset Managern aus. Inzwischen
hat sich diese Diskussion aber versachlicht. Viel gravierender als die
politische Ebene ist die Überregulierung durch Verwaltungsvor-
schriften, die bisweilen sogar im Widerspruch zu den Beschlüssen
des Gesetzgebers stehen. Die EU-Regulierung ist vergleichbar mit
einem Eisberg: Die von gewählten Volksvertretern geschaffenen Re-
geln sind nur die Spitze. Der weitaus größere Teil befindet sich unter
der Oberfläche und besteht aus Vorschriften von EU-Behörden.
FU: Gut, am Ende des Tages wäre dann ja auch unsere nationale
Behörde, die BaFin, da, mit der man ja auch noch reden kann …
TR: Das schon. In der Regel folgt die BaFin jedoch den europäi-
schen Vorschlägen.
15 Jahre Regulierung. Was kommt noch? Im Gespräch mit Thomas Richter,
Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI