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Fortbildung aktuell - Das Journal

Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Arzneimittel als Neuroenhancement

l

de Apothek kammer Westfalen-Lippe

um nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel

handelte. Nach diesem Ausschlussverfah-

ren „dopten“ sich nach der damals groß-

zügigsten Schätzung „nur“ rund 5 % der

Befragten.

5

Mit dem DAK-Gesundheitsreport 2015 lie-

gen aktuellere Daten aus 2014 vor.

1

Hier-

nach hat der Anteil derjeinigen, die zuge-

ben, wenigstens einmal im Leben phar-

makologisches Neuroenhancement be-

trieben zu haben, auf 6,7 % zugenom-

men. Der Report geht allerdings von ei-

ner hohen Dunkelziffer aus. Hiernach

könnten statt der erhobenen 6,7 gut

12 % der Erwerbstätigen schon einmal

„Doping am Arbeitsplatz“ betrieben ha-

ben, das wäre jeder achte Erwerbstätige.

Der Anteil regelmäßiger Konsumenten

ist zwischen 2008 und 2014 von 2,2 auf

4,2 % angestiegen. Außerdem wissen er-

heblich mehr der Befragten, dass Medi-

kamente zum Neuroenhancement einge-

setzt werden können (69 % versus 45 %

im Jahr 2008). Überraschend kam außer-

dem heraus, dass nicht Hoch-Qualifizierte

oder Führungskräfte am anfälligsten für

leistungs- und stimmungsaufhellende

Substanzen sind. Vielmehr findet sich mit

8,5 % der höchste Anteil von Dopern bei

Arbeitern und Angestellten mit einfachen

Tätigkeiten.

Keine hohe Verbreitung, aber Risiko-

gruppen

Unter dem Strich zeigen die neuen

Analysen der DAK, dass pharmakolo-

gisches Neuroenhancement weiterhin

kein verbreitetes Phänomen ist. Der Re-

port vermutet einen harten Kern von et-

wa 2-3,5 % aktueller und regelmäßiger

Konsumenten. Allerdings wird die rela-

tive Steigerung von 2008 auf 2014 als

sehr hoch bezeichnet. Die überwiegende

Mehrheit der Erwerbstätigen (ca. 83 %)

lehnt das pharmakologische Neuroen-

hancement ab, aber rund 10 % der bis-

herigen Nicht-Verwender können sich

durchaus vertretbare Gründe hierfür vor-

stellen. Sie werden im DAK-Gesundheits-

report 2015 als Risikogruppe eingestuft.

1

Zahlreiche Verordnungen unbegründet

Als Bezugsquelle für Medikamente, die

zum Neuroenhancement missbraucht

werden, wurde in der Erhebung für den

DAK-Gesundheitsreport 2015 am häu-

figsten das Rezept (Abb. 1) vom Arzt ge-

nannt (knapp 54 %). Ca. 22 % gaben an,

das Mittel „ohne Rezept, direkt aus einer

Apotheke vor Ort“ bekommen zu haben.

Die Analyse von Versichertendaten der

DAK-Gesundheit ergab, dass etwas über

10 % der Versicherten ihr Methylpheni-

dat-Rezept ohne eine passende Diagno-

se erhalten hatten. Nach der vorherigen

DAK-Untersuchung aus dem Jahr 2009

gab es sogar bei etwa einem Viertel der

Versicherten keine medizinische Begrün-

dung für die Verordnung von Psycho-

und Neuro-Pharmaka. Für Methylpheni-

dat fehlte bei 27,6 % der Personen mit

mindestens einer Verordnung der Nach-

weis einer entsprechenden Diagnose, für

Modafinil bei 24,0 %.

5

Und die Allgemeinbevölkerung?

Daten zum „Hirndoping“ in der Allge-

meinbevölkerung wurden im Jahr 2010

mit einer deutschlandweiten Studie des

Robert Koch-Instituts (KOLIBRI) generiert.

Hier gaben insgesamt 74 von ca. 6.100 Be-

fragten ab 18 Jahren an, in den letzten

zwölf Monaten mindestens einmal Me-

dikamente oder illegale Mittel zum Neu-

roenhancement verwendet zu haben

(12-Monats-Prävalenz bei Erwachsenen:

1,5 %).

6

Neuroenhancement bei Schülern und

Studierenden

• HIS-Studien

Nach der ersten repräsentativen Stich-

probe von fast 8.000 Studierenden, die

das HIS-Institut für Hochschulforschung

(HIS-HF) im Dezember 2010 erhob, hatte

der Großteil der Befragten (88 %) bisher

seit Studienbeginn keine eigenen Erfah-

rungen mit Hirndoping gemacht. Ledig-

Abbildung 1:

Viele Medikamente, die zum Neuroenhancement missbraucht werden,

werden vom Arzt auf Rezept verordnet.

Foto:

Fotolia.com/Alexander

Raths