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Fortbildung aktuell - Das Journal

Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21

21

Fortbildung aktuell – Das J urnal

Nr. 1/2014 der Ap thekerkammer Westfalen-Lippe

Fortbildung ktuell – Das Jou nal

Dr. Henrik Müller

Fortschreiten der Behinderung nicht be-

einflusst werden konnte.

Fazit:

Obwohl die magensaftresistenten Mikro-

tabletten Darmreizungen vorbeugen, zei-

gen dennoch ca. ein Viertel der Patienten

starke gastrointestinale Beschwerden: ein

deutlicher Nachteil, der dem erhofften

Compliance-Vorteil durch die orale Ein-

nahme gegenübersteht.

Tecfidera

®

ist zwar im indirekten Ver-

gleich der Wirksamkeit von Copaxone

®

überlegen, allerdings kann auch das neue

Arzneimittel sich nicht positiv auf die Pro-

gression der Behinderung auswirken. Im

Rahmen der frühen Nutzenbewertung

wird vom GB-A bemängelt, dass ein Ver-

gleich mit der zweckmäßigen Vergleichs-

therapie (IFN ß-1a) fehlt. Der Zusatznut-

zen gilt somit als nicht belegt.

6,7

Empagliflozin (Jardiance

®

) – Stellenwert

der SGLT-2-Inhibitoren

Jardiance

®

ist zugelassen bei Erwachse-

nen mit Typ-2-Diabetes mellitus zur Opti-

mierung der Blutzuckerkontrolle als Mo-

notherapie oder Add-on-Kombinations-

therapie mit anderen Blutzucker-senken-

den Arzneimitteln einschließlich Insu-

lin. Als Voraussetzung für die Einnahme

gilt in beiden Fällen, dass Diät und Be-

wegung allein den Blutzucker in der Ver-

gangenheit nicht ausreichend kontrollie-

ren konnten. Eine Monotherapie mit Em-

pagliflozin sollte allerdings nur zum Ein-

satz kommen, wenn die Einnahme von

Metformin aufgrund einer Unverträglich-

keit als ungeeignet erachtet wird.

Diabetes mellitus Typ 2 nimmt weltweit

zu. In den letzten drei Jahrzehnten hat

sich die Prävalenz mehr als verdoppelt. In

Deutschland haben nach den Daten des

RKI 7,2 % der erwachsenen Menschen ei-

nen Typ-2-Diabetes. Die Nationale Versor-

gungsleitlinie sieht neben Diät und Be-

wegung die Einnahme oraler Antidiabeti-

ka und bei ausbleibendem Erfolg die An-

wendung von Insulin vor. Zusammen mit

der Substanzklasse der Gliflozine befin-

den sich derzeit sieben unterschiedliche

Klassen oraler Antidiabetika auf dem

Markt (s. Tab. 3).

Empagliflozin ist nach Canagliflozin (In-

vokana

®

) und Dapagliflozin (Forxiga

®

) der

dritte zugelassene Inhibitor des Natrium-

Glucose-Cotransporters 2 (SGLT-2-Inhibi-

tor). Dieser Transporter reabsorbiert in

den proximalen Nierentubuli den Groß-

teil der gefilterten Glucose. Damit sen-

ken die Gliflozine die Rückresorption von

Glucose, steigern deren renale Ausschei-

dung und senken die Plasmaglucosekon-

zentration.

Aufgrund des Wirkmechanismus kann die

osmotische Diurese, die die vermehrte

Ausscheidung von Glucose über den Urin

begleitet, zu einer mäßigen Blutdruck-

senkung führen. Somit verbessern die Gli-

flozine nicht nur den HbA1c-Wert son-

dern weisen ebenfalls einen günstigen

Einfluss auf Körpergewicht und Blutdruck

auf. Da neben den SGLT-2-Transportern

BERATUNGSRELEVANTE HINWEISE ZU DIMETHYLFUMARAT (TECFI-

DERA

®

)

• Die Anfangsdosis von Tecfidera

®

liegt bei 2x täglich 120 mg (Tag 1–7). Ab Tag 8 er-

folgt eine Dosissteigerung auf 2x täglich 240 mg.

• Der Inhalt der Kapsel darf nicht zerdrückt, geteilt, gelutscht oder gekaut werden.

• DMF kann in der Langzeitanwendung die Lymphozytenzahl (im Mittel um 30 %)

verringern. Patienten sind anzuweisen, dem Arzt Infektionssymptome mitzutei-

len. Bei einer schwerwiegenden Infektion ist das Absetzen der Behandlung in Er-

wägung zu ziehen. Regelmäßige Laboruntersuchungen mit der Bestimmung eines

großen Blutbildes sind alle 6-12 Monate vorgeschrieben.

• Eine Kombination mit Tumor- und immunsuppressiven Mitteln sollte vermieden

werden.

• Zu Anfang der Behandlung zeigen sich bei ca. einem Drittel der Patienten Flush-

Symptome (u. a. Hitzewallungen, Hitzegefühl, Erythem, Brennen) und bei ca.

einem Viertel gastrointestinale Beschwerden (u. a. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe,

Oberbauchbeschwerden) zumeist leichter bis moderater Ausprägung auftreten.

MERKE:

Im Gegensatz zu Brimonidin (Mirvaso

®

)

muss DMF (Tecfidera

®

) die frühe Nut-

zenbewertung durchlaufen. Zwar ist

DMF ein alt bekannter Wirkstoff, aller-

dings handelt es sich bei dem bereits

zugelassen Fumaderm

®

um ein Kombi-

nationspräparat verschiedener Fumar-

säureester und nicht, wie bei Tecfide-

ra

®

, um ein Monopräparat.

Tabelle 3:

Orale Antidiabetika und deren Angriffpunkte in der Übersicht

Insulinwirkung wird intensiviert

Metformin

Insulin-Sensitizer z. B. Rosiglitazon

Insulinfreisetzung wird gefördert

Sulfonylharnstoffe z. B. Glibenclamid

GLP-Agonisten z. B Exenatid

DPP4-Inhibitoren z. B. Sitagliptin

Glinide z. B Repaglinid

Glucoseausscheidung wird erhöht

Gliflozine z. B. Empagliflozin