Dr. Henrik Müller
lich bei 42-50 % lag, können aktuell dank
des Einsatzes von Sofosbuvir und ande-
ren innovativen Antituberkulotika An-
sprechraten von über 90 % erreicht wer-
den (Abb. 2).
Sofosbuvir hemmt die RNA-abhängige
RNA-Polymerase, die für die Virusreplika-
tion essentiell ist. Dabei stellt Sofosbuvir
ein Prodrug dar, das nach intrazellulärer
Metabolisierung in die Wirkform umge-
wandelt wird. Das wirksame Uridin-Ana-
logon-Triphosphat wird in die Virus-RNA
eingebaut und bewirkt damit einen Ket-
tenabbruch (s. Abb. 3).
Fazit:
Unter Sofosbuvir konnten die Heilungs-
aussichten dank der enormen Steigerung
der Ansprechrate auf die Therapie ex-
trem verbessert werden. Ebenfalls inno-
vativ ist die Tatsache, dass erstmalig un-
ter bestimmten Voraussetzungen auf die
Anwendung von Interferonen verzich-
tet werden kann. Eine Tablette des Fer-
tigarzneimittels Sovaldi
®
kostet derzeit
714 €. Damit belaufen sich die Gesamt-
therapiekosten über zwölf Wochen auf
ca. 60.000 €. Der G-BA bescheinigt dem
Hersteller im Rahmen der frühen Nutzen-
bewertung einen beträchtlichen Zusatz-
nutzen für therapienaive Patienten, die
den Genotyp 2 aufweisen. Ein geringer
Zusatznutzen wurde u.a. für therapienai-
ve Patienten mit Genotyp 1 und therapie-
erfahrene Patienten mit Genotyp 2 sowie
für die Interferon-freie Therapie bei Pati-
enten mit Genotyp 3 attestiert.
2,3
17
Fortbildung aktuell – Das Journal
Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Fortbildung ak u ll – Das Journal
d r Apothekerkammer Westfalen-Lippe 17
BERATUNGSRELEVANTE
HINWEISE ZU SOFOSBUVIR
(SOVALDI
®
)
• Über 12-24 Wochen erfolgt die Ein-
nahme von 1x täglich 1 Tablette zu
400 mg zusammen mit Ribaverin
oder Ribaverin + Peginterferon.
• Die Einnahme soll zusammen mit ei-
ner Mahlzeit erfolgen, da eine fett-
reiche Nahrung die Resorption ver-
zögert und verbessert.
• Die Induktion von P-glykoprotein (P-
gp) im Darm kann zu einer signifi-
kant verringerten Plasmakonzentra-
tion und somit zu einem Wirkver-
lust von Sofosbuvir führen. Aus die-
sem Grund ist der Einsatz von P-gp-
Induktoren wie Rifampicin, Johannis-
kraut, Carbamazepin, Oxcarbazepin,
Phenobarbital, Phenytoin, Rifabutin,
Rifapentin und Tipranavir/Ritonavir
im gleichen Einnahmezeitraum pro-
blematisch.
• Unerwünschte Arzneimittelwirkun-
gen wie Blutbildveränderung, GI-Stö-
rungen oder Schlaflosigkeit treten
im Vergleich zur alleinigen Anwen-
dung von Ribaverin und Peginter-
feron nicht häufiger oder schwerer
auf.
2 %
7-11 %
28-36 %
42-50 %
67-75 %
72-80 %
89 %
94-96 %
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
IFN
Į
24W
IFN
Į
48W
IFN
Į
/ RBV
48W
PEG-IFN
Į
/
RBV
48W
PEG-IFN
Į
/
RBV in
Dreierkombi-
nation
24-48W
PEG-IFN
Į
/
RBV in
Dreierkombi-
nation
24-48W
PEG-IFN
Į
/
RBV/SOF
12W
DAA-
Kombination
8-12W
Dauerhafte Viruselimination
[%]
vor 1998
1998 2001 2011 2014 2014 2015
Abbildung 2:
Steigerung der dauerhaften Viruselimination im Zusammenhang mit der
Änderung der Erstlinientherapie; modifiziert nach Cronberg M et al. IFN
α
=Interferon,
RBV=Ribaverin, PEG-IFN
α
=Peginterferon, SOF=Sofosbuvir, DAA=direct-acting agent
Virus-
RNA
Ribosom
Leberzelle
Virus-
Polyprotein
Protease-Hemmer
stoppt Polyprotein-
Zerlegung
Bildung
neuer Viren
Austritt
neuer Viren
Hepatitis-C-
Virus
dringt ein
Polymerase-,
NS5A
- und
Cyclophilin-Hemmer
stoppen
das Kopieren von
Virus-RNA
Zellkern
Ribavirin
wirkt auf
unbekannte Weise
Virus-
RNA
Cyclophilin
Polymerase
kopierte
Virus-RNA
Protease
NS3-4A
zugelassener Wirkstoff
neuer Wirkstoff in Erprobung
Bestandteil des Virus
Bestandteil der Leberzelle
NS5A
fertige
Virus-Proteine
Peg-
Į
-Interferon
aktiviert Virenabwehr
der Zelle
Abbildung 3:
Wirkprinzipien von Hepatitis-C-Medikamenten, mit freundlicher Geneh-
migung des vfa, Stand September 2014