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Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
F rtbildung aktuell – Das Journal
Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 20
– as
r al
de Apothek k mmer Westfalen-Lippe
Die neuen Arzneimittel 2014
stand auswirkt, da diese nicht in die Stu-
die einbezogen wurden.
Fazit:
Kadcyla
®
ist das erste Antikörper-Zytosta-
tikum-Konjugat nach Brentuximab Vedo-
tin (Adcetris
®
). Der Unterschied zu Ad-
cetris
®
besteht darin, dass sowohl Anti-
körper als auch Zytostatikum pharma-
kologisch aktiv sind. Das Zytostatikum
DM1, das im Vergleich zu Taxanen ei-
ne bis zu 4.000-fach erhöhte Zytotoxität
aufweist, zeichnet sich durch hohe Se-
lektivität aus, da die systemische Freiset-
zung über die Thioetherfunktion verhin-
dert wird. Daraus resultiert eine gute Ver-
träglichkeit trotz hoher Zytotoxizität. Das
IQWiG weist die Jahrestherapiekosten
von ca.100.000 € als verhältnismäßig ak-
zeptabel aus. Die bestehende Vergleichs-
therapie aus Lapatinib / Capecitabin ist al-
lerdings mehr als die Hälfte günstiger. Der
G-BA bescheinigt dem Hersteller im Rah-
men der frühen Nutzenbewertung einen
Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatz-
nutzen nach vorangegangener Therapie
mit Trastuzumab, Anthracyclin und Taxan
bei Patientinnen, bei denen HER2 über-
exprimiert vorliegt. Von der Pharmazeu-
tischen Zeitung wurde Kadcyla
®
mit dem
PZ-Innovationspreis gekürt. Es bleibt ab-
zuwarten, ob das Wirkprinzip aus Anti-
körper und Zytostatikum bei weiteren In-
dikationsgebieten zum Einsatz kommen
wird.
4,5
Dimethylfumarat (Tecfidera
®
) – dritte
oral-verfügbare Therapieoption bei Mul-
tiple Sklerose
Tecfidera
®
ist zugelassen zur Behandlung
der schubförmig remittierenden Multi-
plen Sklerose (MS). Tecfidera
®
beinhaltet
mit Dimethylfumarat (DMF) keinen neuen
Wirkstoff, lediglich die Indikation ist neu.
Bisher kam DMF als Bestandteil von Fuma-
derm
®
zur Behandlung von Psoriasis vul-
garis zum Einsatz.
MS ist eine chronisch-entzündliche Au-
toimmunerkrankung des zentralen Ner-
vensystems mit nicht vorhersehbarem
Verlauf. In Deutschland sind ca. 80 – 120
Personen pro 100.000 Einwohner von der
Erkrankungbetroffen.InderRegelbeginnt
die Erkrankung zwischen dem 20. bis
40. Lebensjahr, wobei Frauen doppelt so
häufig erkranken wie Männer. Auslöser
sind autoreaktive T-Lymphozyten, welche
die Blut-Hirnschranke überwinden und
eine chronische Entzündung auslösen.
Durch die Zerstörung von Myelinschei-
den-produzierenden Zellen im ZNS und
der Demyelinisierung von Nervenfasern
kommt es u.a. zur Degeneration der Ner-
venzellen. Mit der Myelinisierung wird
unter physiologischen Bedingungen eine
sprunghafte Weiterleitung elektrischer Si-
gnale über die Nervenfasern gewährleis-
tet. Diese benötigt deutlich weniger Ener-
gie und ist außerdem schneller als die
kontinuierliche Weiterleitung von Infor-
mationen. In der Folge der Degeneration
von Nervenzellen wird die Erregungslei-
tung von Informationen vom ZNS zu den
Zielorganen gestört. Dabei differenziert
man zwischen unterschiedlichen Verlaufs-
formen der MS. In einigen Fällen verläuft
die Erkrankung schubförmig. Nach jedem
Schub bleibt entweder eine weitere Be-
hinderung zurück, oder der gesundheit-
liche Ausgangzustand kann wieder er-
reicht werden. In andern Fällen äußert
sich die Multiple Sklerose durch ein ste-
tiges Voranschreiten. Auch hier sind schub-
artige Verschlechterungen des Gesund-
heitszustandes der MS-Patienten möglich.
Die so genannte Expanded Disability Sta-
tus Scale kann zur Klassifizierung des Be-
hinderungsgrades herangezogen werden
(http://edss.neurol.ru/edss_de/index.php).
Tecfidera
®
ist ein neues orales, krankheits-
modifizierendes Medikament für die The-
rapie der MS. Seit 2011 Fingolimod (Gy-
lenia
®
) als erstes oral verfügbares Arznei-
mittel für diese Indikation auf den Markt
gekommen ist, ist ein Wandel in der
Therapie sichtbar. Sie bewegt sich weg
von den intramuskulären Darreichungs-
formen hin zur oralen Applikation krank-
heits-modifizierender Arzneimittel. Tecfi-
dera
®
ist nach Gylenia
®
und der Marktein-
führung von Teriflunomid (Aubagio
®
) im
Jahr 2013 bereits das dritte oralverfüg-
bare Arzneimittel.
DMF liegt in Tecfidera
®
in Form von ma-
gensaftresistenten Mikrotabletten in ei-
ner Gelatinehartkapsel zur oralen An-
wendung vor. Es wird nach Resorption aus
dem Darm präsystemisch durch Esterasen
in der Leber zum aktiven Metaboliten Mo-
nomethylfumarat (MMF) transformiert.
Der Wirkmechanismus von DMF bei MS
ist dabei noch nicht vollständig geklärt.
Bekannt ist aber, dass DMF sowie dessen
Hauptmetabolit MMF immunmodulie-
rende, entzündungshemmende, neuro-
protektive und antioxidative Eigenschaf-
ten besitzen. Insbesondere die Immun-
zell-Aktivierung sowie die nachfolgende
Zytokin-Freisetzung werden gehemmt.
Vermutlich beeinflusst DMF ebenfalls zel-
luläre Redoxsysteme, indem es die Men-
ge an intrazellulärem, reduziertem Glu-
tathion erhöht. Die Hauptzielstruktur in
diesem Zusammenhang scheint der Tran-
skriptionsfaktor Nrf2 zu sein, dessen Ak-
tivierung durch DMF letztlich zu einer ge-
steigerten Transkription ROS-protektiver
und damit antioxidativ wirksamer Gene
führt.
Im Rahmen der Confirm-Studie konnte
gezeigt werden, dass unter dreimal täg-
licher Einnahme von Tecfidera
®
die Re-
duktion der jährlichen Schubrate um
51 % gegenüber Placebo überlegen war.
Im indirekten Vergleich mit Glatiramera-
cetat (Copaxone
®
) konnte ebenfalls Über-
legenheit dargestellt werden. Die Con-
firm-Studie zeigte aber auch, dass das