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RECHTSPRECHUNG

6/2016

forum

poenale

333

Stämpfli Verlag

laborare e la situazione finanziaria del terzo è poco chi­

ara, una cauzione è esclusa, dato che la sua efficacia non

può essere valutata in maniera attendibile. (Regesto

forumpoenale)

Sachverhalt:

Die StA ZH führt gegen A. eine Strafuntersuchung wegen schwe­

rer Körperverletzung zum Nachteil ihres Ehemanns B. Der Be­

schwerdeführerin wird vorgeworfen, sie habe ihrem Ehemann in

der gemeinsamen Wohnung mit einem grossen Küchenmesser be­

wusst Stichund Schnittverletzungen in den Oberkörper zuge­

fügt; dabei sei die Stichverletzung im linken Rippenbereich mit

Verletzung der Nierenarterie lebensgefährlich gewesen. Gemäss

ärztlichem Befund hat B. auch Verletzungen des Dünnund Dick­

darms sowie der Bauchspeicheldrüse erlitten. Er musste mehrfach

operiert werden.

Das Zwangsmassnahmengericht ZH ordnete Untersuchungs­

haft an. Mit Beschwerde an das OGer ZH beantragte A. ihre

Haftentlassung gegen eine Sicherheitsleistung von CHF 25000.–

oder einen vom OGer zu bestimmenden Betrag. Das OGer wies

die Beschwerde ab. Es ging nebst dem dringenden Tatverdacht

von Fluchtgefahr aus und hielt fest, eine Ersatzmassnahme im

Sinne einer Sicherheitsleistung könne der bestehenden Fluchtge­

fahr nicht in genügender Weise entgegenwirken. A. beantragt mit

Beschwerde in Strafsachen an das BGer, den Beschluss des OGer

aufzuheben und die Sache zur Neubeurteilung an die Vorinstanz

zurückzuweisen; eventualiter sei sie gegen eine Sicherheitsleistung

von CHF 50000.– aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Das

BGer weist die Beschwerde ab.

Aus den Erwägungen:

[…]

2.4.

2.4.1. Strafprozessuale Haft darf nur als «ultima ratio»

angeordnet oder aufrechterhalten werden. Gemäss Art. 237

Abs. 1 StPO ordnet das zuständige Gericht anstelle der Un­

tersuchungsoder Sicherheitshaft eine oder mehrere mildere

Massnahmen an, wenn sie den gleichen Zweck wie die Haft

erfüllen. Bei Fluchtgefahr kommt insbesondere die Leistung

einer Sicherheit nach Art. 238 StPO als Ersatzmassnahme

in Betracht.

Nach der bundesgerichtlichen Praxis ist bei blossen Er­

satzmassnahmen für Haft grundsätzlich ein weniger stren­

ger Massstab an die erforderliche Intensität des besonderen

Haftgrunds der Fluchtgefahr anzulegen als bei strafprozes­

sualem Freiheitsentzug, denn dieser stellt eine deutlich

schärfere Zwangsmassnahme dar (BGE 133 I 27 E. 3.3

S. 31). Zwar können mildere Ersatzmassnahmen für Haft

geeignet sein, einer gewissen (niederschwelligen) Fluchtnei­

gung Rechnung zu tragen. Bei ausgeprägter Fluchtgefahr

erweisen sie sich nach der einschlägigen Praxis des Bundes­

gerichts jedoch in der Regel als nicht ausreichend (vgl. Ur­

teile 1B_157/2015 vom 27. Mai 2015 E. 3.2 und 1B_25

1/2015 vom 12. August 2015 E. 3.2).

Nr. 40

Bundesgericht, I. öffentlichrechtliche Abteilung,

Urteil vom 3. Dezember 2015 i. S. A. gegen Staats­

anwaltschaft IV des Kantons Zürich – 1B_388/2015

Art. 238 und 240 Abs. 2 StPO: Haftkaution; Leistung

der Sicherheit von einer Drittperson.

Anstelle von Untersuchungsoder Sicherheitshaft ordnet

das zuständige Gericht eine oder mehrere mildere Mass­

nahmen an, sofern diese den gleichen Zweck erfüllen.

Eine Haftentlassung gegen Kaution kommt nur infrage,

wenn die Sicherheitsleistung tauglich ist, die beschul­

digte Person von einer Flucht abzuhalten. Die Höhe der

Kaution bemisst sich nach der Schwere der vorgeworfe­

nen Taten und den persönlichen Verhältnissen der be­

schuldigten Person. Aus Art. 240 Abs. 2 StPO ergibt sich

zwar, dass die Sicherheitsleistung auch von Drittperso­

nen gestellt werden kann. Verweigert eine beschuldigte

Person jedoch ihre Kooperation und bleiben die finan­

ziellen Verhältnisse der Drittperson undurchsichtig,

scheidet eine Kaution aus, da sich deren Wirksamkeit

nicht verlässlich beurteilen lässt. (Regeste forumpoenale)

Art. 238 et 240 al. 2 CPP: caution comme mesure de

substitution à la détention avant jugement; fourniture

des sûretés par un tiers.

En lieu et place de la détention provisoire ou de la déten­

tion pour des motifs de sûreté, le tribunal compétent

ordonne une ou plusieurs mesures moins sévères si ces

dernières permettent d’atteindre le même but. Une mise

en liberté moyennant le versement d’une caution n’entre

en considération que si les sûretés fournies sont propres

à dissuader le prévenu de prendre la fuite. Le montant

de la caution est fixé en fonction de la gravité des infrac­

tions reprochées au prévenu et de la situation personnelle

de celuici. Il résulte certes de l’art. 240 al. 2 CPP que

les sûretés peuvent également être fournies par un tiers.

Si toutefois le prévenu refuse de collaborer et que la si­

tuation financière du tiers demeure obscure, une caution

est exclue dès lors que son efficacité ne peut être appré­

ciée de manière fiable. (Résumé forumpoenale)

Artt. 238 e 240 cpv. 2 CPP: Cauzione di carcerazione;

versamento della cauzione da parte di un terzo.

Il giudice competente ordina una o più misure meno se­

vere in luogo della carcerazione preventiva o di sicu­

rezza, se tali misure raggiungono lo stesso scopo della

carcerazione. Una scarcerazione su cauzione è possibile

solo, se la cauzione è idonea a far desistere l’imputato

da una fuga. L’importo della cauzione è determinato in

funzione della gravità dei reati contestati all’imputato e

tenuto conto della sua situazione personale. Dall’art. 240

cpv. 2 CPP si evince sì che la cauzione può essere versata

anche da un terzo, se un imputato si rifiuta però di col