Eucharistie unzureichend für eine
solche Gemeinschaft. Er wollte den
„ganzen eucharistischen Gedan-
ken“ aufnehmen, was nur heißen
konnte: „Ohne Zweifel beten wir an,
aber wir wollen auch zur Anbetung
führen. Wir müssen uns mit der
Erstkommunion beschäftigen.“
Im Frühjahr 1856 fiel dann die
endgültige Entscheidung zu einer
eigenen Ordensgemeinschaft. Im
Mai erhielt Pater Eymard die Appro-
bation und Unterstützungszusage
des Pariser Erzbischofs Sibour. Die
Anfänge in Paris waren schwierig,
die Gemeinschaft blieb zunächst
sehr klein. Aber man begann mit
der Erstkommunionvorbereitung
für Jungen und Mädchen. In der
jungen Gemeinschaft gab es Mei-
nungsunterschiede, ob nicht dem
Dienst der Anbetung ein höhe-
rer Stellenwert im Vergleich zum
apostolisch-katechetischen Werk
zukomme. Peter Julian beharrte
jedoch mit Entschiedenheit auf dem
notwendigen und sich ergänzen-
den Zusammenhang: „Ein aus-
schließlich beschauliches Leben
ist nicht eucharistisch, denn der
Herd braucht eine Flamme.“
Einem ersten formellen Anerken-
nungsschreiben 1859 durch den
Heiligen Stuhl folgte am 3. Juni
1863 die dekretierte päpstliche
Approbation. Im gleichen Jahr
noch entschied man, nicht nur
Priester, sondern auch Brüder in
die Gemeinschaft aufzunehmen.
Fünf Jahre später starb Pater Ey-
mard. Seine letzten Lebensjahre
waren von chronischer Krankheit
und Erschöpfung geprägt. Auf die
geistlichen Nöte seiner Zeit, die
auch heute aktueller sind denn je,
suchte er eine Antwort: „Er fand
diese Antwort in der Eucharistie,
dem Sakrament der Liebe Gottes.
Wo Gott sich uns ganz besonders
hingibt in den Gaben von Brot und
Wein, dort gibt er uns ein Modell
für unser Leben. … Gottesdienst
und menschliche Solidarität, Gebet
und Handeln, Kontemplation und
Aktion, das sind die beiden Pole,
die das Leben des heiligen Peter
Julian und das Leben seiner Kon-
gregation kennzeichnen.“ (Pater
Hans van Schijndel SSS)
Eucharistiner vor Ort
Heute wirken etwa 900 Eucha-
ristiner in über 130 Ländern. Wie
bei vielen weltweit tätigen Ordens-
gemeinschaften gibt es den steten
Rückgang der Berufungen in West-
europa, nicht aber in den Ländern
der Dritten Welt.
Seit über 95 Jahren besteht die
mittlerweile einzige deutsche Nie-
derlassung der Eucharistiner in
Düren. An der Köln Straße wurde
sukzessive der Komplex der vor-
maligen Ursulinenschule mit Kirche
übernommen. Das ‚Klösterchen‘,
wie es bald genannt wurde, war
beliebt als Anbetungs- und Beicht-
zentrum. Am 16. November 1944
wurde es durch Bomben zerstört,
sieben Eucharistiner kamen ums
Leben. Nach Provisorien im Verlauf
des Wiederaufbaus war 1965 die
neue Kirche unter dem Patronat
des Hl. Peter Julian vollendet. Ein
eigener Seelsorgebezirk entstand
aus Teilen der Innenstadtpfarreien
St. Anna und St. Marien. Die Eucha-
ristiner übernahmen auch die Pfarr-
seelsorge. Im Jahr 2000 konnte die
Ordensgemeinschaft keinen Pfarrer
mehr stellen und zum Ende des
Jahres wurde die Pfarrei wieder auf-
gelöst. Wegweisend war dann der
Verkauf von Kirche und Kloster an
die Seniorenhaus GmbH der Cel-
litinnen zur hl. Maria. Schmerzlich
wurde 2003 der Abriss der kaum
40 Jahre bestehenden Kirche emp-
funden. Am Ort kam dafür ein Bau
mit ‚Unikat-Charakter‘ zustande,
der seit 2005 das Cellitinnen-Se-
niorenhaus St. Gertrud, das Kloster
der Eucharistiner mit neuer Kapelle
und Räumen zur Begegnung sowie
den bestehenden Kindergarten
miteinander vereint. Die deutsche
Niederlassung in Düren besteht
aus sechs Personen. Sie pflegen
den Gedanken des eucharistischen
Zentrums für Stadt und Umland, als
Ort der Stille und des Gebetes, der
Besinnung und der Begegnung.
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CellitinnenForum 1/2016
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