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Nun hat sie also wieder begon-

nen – die Fastenzeit. Nach wie vor

scheint dies von allgemeinem In-

teresse zu sein und so wird man

in der Zeitung auch in diesem Jahr

wieder entsprechende Artikel unter

der Rubrik ‚Modernes Leben‘ fin-

den. Allerdings: ‚Die‘ Fastenzeit hat

heutzutage viele Facetten. Im Zei-

chen von Wellness und Körperkult

geht es eher vordergründig ums

Abnehmen, man will über das Früh-

jahr wieder die berühmten Pfunde

loswerden, teils mit den abenteuer-

lichsten neuen Diäten. Doch mit

dem Verlieren überflüssiger Pfunde

ist das Fasten oder die Fastenzeit

nicht wirklich erklärt. Der Blick auf

die Fastenpraxis, wie sie in den gro-

ßen Weltreligionen praktiziert wird,

führt auf den Ursprungsgedanken.

Fasten als Vorbereitung

Die Fastenzeit oder Österliche Buß-

zeit ist die 40-tägige Vorbereitungs-

zeit der katholischen Kirche auf

Ostern. Sie beginnt am Aschermitt-

woch und endet am Karsamstag.

Das sind 46 Kalendertage, wobei

die sechs Sonntage ausgenom-

men sind. Heutzutage gelten der

Aschermittwoch und der Karfreitag

als verpflichtende Fast- und Ab­

stinenztage; das heißt für katho-

lische Christen zum einen, das Es-

sen auf nur eine Sättigung am Tag

zu beschränken und zum anderen,

auf Fleischspeisen zu verzichten.

Diese Abstinenz sollen auch Ju-

gendliche ab dem vollendeten 14.

Lebensjahr einhalten, während das

Fastengebot alle Volljährigen bis

zum Beginn des 60. Lebensjahres

betrifft. Alle Freitage des Jahres sind

im Gedenken an das Leiden und

Sterben Jesu Christi kirchliche Buß-

tage, an denen die Gläubigen zur

Abstinenz von Fleischspeisen ver-

pflichtet sind. Allerdings kann die-

ses Freitagsopfer variiert werden:

Neben dem Verzicht auf Fleisch

kann die bewusste und spürbare

Einschränkung von Konsum treten,

wobei besonders der von Genuss-

mitteln gemeint ist. Das dadurch

Gesparte soll caritativ verwendet,

beispielsweise mit Menschen in Not

geteilt werden.

Das deutsche Tätigkeitswort ‚fas-

ten‘ ist abgeleitet von dem Eigen-

schaftswort ‚fest‘, was dann eben

in Aktion umgesetzt ‚festmachen‘,

‚befestigen‘ heißen würde. Analog

dazu ist die Fastenzeit eine Zeit um

sich innerlich neu festzumachen,

zum Haltgewinnen.

Nach dem Zweiten Vatikanischen

Konzil werden für die vorösterliche

Fastenzeit umfassendere Bezeich-

nungen bevorzugt: ‚Österliche Buß-

zeit‘ oder ‚Zeit der Vierzig Tage‘

oder ‚Vierzig-Tage-Zeit‘ (lat.=Qua-

dragesima). Der Charakter als Buß-

zeit soll im Vordergrund stehen.

In einem katholischen Hausbuch

findet man dies gut nachvollzieh-

bar erklärt. Ausgangspunkt sind die

im Aschermittwochsgottesdienst

gelesenen Texte aus der Heiligen

Schrift, bei denen sozusagen der

‚Grundakkord‘ der ganzen Fasten-

zeit anklingt: „Kehrt um zu mir von

Die Fastenzeit hat viele Facetten

„Es geht nicht nur um die Wurst“

CellitinnenForum 1/2016

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