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Ende letzten Jahres hat die Deut-

sche Knochenmarkspenderdatei

(DKMS) Kristina Schweden für

ihre Lebensspende mit einer Ur-

kunde geehrt. Die Gesundheits-

und Krankenpflegerin, die im Köl-

ner St. Vinzenz-Hospital arbeitet,

hatte ihr Knochenmark einer an

Blutkrebs erkrankten Norwegerin

gespendet. Die 26-Jährige ist seit

einigen Jahren registrierte Stamm-

zellenspenderin bei der DKMS. Die

Motivation zur Registrierung kam

zum einen über ihre Schwester, die

bei der Organisation arbeitete, zum

anderen durch den Wunsch, ande-

ren Menschen zu helfen. Nie hätte

sie gedacht, dass sie tatsächlich

einmal Spenderin wird und damit

ein Leben rettet.

Dabei wäre es fast nicht dazu ge-

kommen, denn nach einem Umzug

hatte Kristina Schweden verges-

sen, ihre neue Adresse der DKMS

mitzuteilen. Ein Werbeplakat, das

am Flughafen hing, erinnerte sie

daran. Bereits zwei Tage später,

nachdem sie die neuen Kontakt-

daten mitgeteilt hatte, erhielt sie

ein Päckchen mit Materialien zur

genaueren Typisierung. Ihre Hilfe

wurde dringend benötigt, denn

ihrem genetischen Zwilling ging es

sehr schlecht. Die Blutabnahme,

die zur genaueren Typisierung not-

wendig ist, erledigten die Kollegen

im St. Vinzenz-Hospital gleich am

nächsten Tag. Unmittelbar danach

erfolgte eine Einladung zum aus-

führlichen Gesundheitscheck. Denn

nur, wenn dieser positiv ausfällt,

ist der potenzielle Spender ge-

eignet. Und so war es bei Kristina

Schweden.

Grundsätzlich gibt es zwei Verfah-

ren der Knochenmarkspende: Die

periphere Stammzellenentnahme

über das Blut (Apherese) oder die

Entnahme des Knochenmarks aus

dem Beckenkamm. Erstere ist

vergleichbar mit einer Blutspende

und einer Dialyse zugleich, nur

die Nadel ist etwas dicker und die

Spende dauert etwas länger. Das

entnommene Blut wird ähnlich wie

bei der Dialyse in einer Apherese-

Maschine aufbereitet. Letztere, die

Entnahme von Knochenmark aus

dem Beckenkamm, erfolgt in einer

etwa 30-minütigen Operation unter

Vollnarkose. Bei Kristina Schwe-

den kam die Apherese zum Ein-

satz. Sechs Tage vor der Spende

musste sie sich selbst Spritzen

verabreichen, um die Blutbildung

anzuregen. Die grippeähnlichen

Nebenwirkungen nahm sie gern

in Kauf angesichts der Tatsache,

dass dadurch ein Menschenleben

gerettet werden kann.

In der Kölner MediaPark-Klinik er-

folgte die Spende. Anschließend

wurde das Knochenmark direkt

nach Norwegen transportiert, da

es maximal 72 Stunden haltbar

und damit verwendbar ist. Von

ihrem genetischen Zwilling weiß

Kristina Schweden bislang nur

so viel, dass es eine 59-jährige

Norwegerin ist und dass es ihr

den Umständen entsprechend gut

geht. Ein Jahr nach der Spende

darf sie noch einmal fragen, wie

es der Patientin geht. Eine per-

sönliche Kontaktaufnahme wird

es leider nicht geben, da die Re-

gularien in Norwegen sehr streng

sind, und nur ein anonymisierter

Kontakt zwischen Spender und

Empfänger erlaubt ist.

Einen Vormittag für ein Leben

DKMS ehrt Mitarbeiterin des St. Vinzenz-Hospitals für ihre Lebensspende

CellitinnenForum 1/2016

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