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CellitinnenForum 1/2016
Wie soll das Kind denn heißen?
Die Auswahl des Vornamens ist
für viele werdende Eltern ein wich-
tiges Thema. Bestimmte Namen
haben ‚Konjunktur‘, andere wer-
den weniger ausgesucht, manche
sind sogar völlig ‚out‘. Interessant
ist, dass heutzutage Namen, die
man eher vergangenen Zeiten zu-
ordnet, wieder sehr beliebt sind. In
den 1970er Jahren etwa galten bei
den Mädchen Emma, Mia, Han-
na(h) oder Sophia gelinde gesagt
als altmodisch. 2014 führten sie
dagegen in dieser Reihenfolge die
Liste der beliebtesten Vornamen für
diesen Geburtsjahrgang an. Neben
Sophia gibt es auch die Schreib-
weise Sofia oder Sophie, wobei
die Ausprägung mit dem langen
‚i‘ auf dem eigenen Rangplatz 14
vertreten war. Die Betonung auf
der zweiten Silbe ist heute völlig
klar, ältere Menschen vor allem im
Rheinland mussten sich erst da-
ran gewöhnen, denn früher war es
genau umgekehrt. Die Tochter war
eben ‚us Soffie‘.
‚Eisheilige‘
Mit der ‚kalten Sophie‘ ist eine der
nach wie vor populärsten Wetter-
regeln verbunden. Gemeint ist da-
mit der 15. Mai, der Gedenktag
der heiligen Sophia von Rom und
letzter Tag in der Reihe der ‚Eis-
heiligen‘. Blumenliebhaber kennen
diese Tage im Frühlingsmonat Mai.
Erst wenn sie ins Land gegangen
sind, werden überwinterte Kübel-
pflanzen hervorgeholt. Die späten
Kaltlufteinbrüche mit Nachtfrösten
in der Maimitte gelten, wie die an-
deren mit Merksätzen verbundenen
Bauernregeln, als gesicherte Erfah-
rung einer durch die Jahrhunderte
gewachsenen landwirtschaftlichen
Kultur. Die Meteorologie sieht das
Phänomen differenzierter. Kaltluft-
fronten zu dieser Zeit können so-
wohl ganz ausbleiben als auch noch
später erst Anfang Juni einbrechen,
gemeinhin ‚Schafskälte‘ genannt,
die für die dann schon gescho-
renen Herdentiere unangenehm
werden kann. Der Überlieferung
nach beginnen die ‚Eisheiligen‘ im
alpenländischen Raum am 12. Mai
mit Pankratius, gefolgt von Servati-
us am 13. sowie Bonifatius
von Tarsus am 14.
Mai. In
Norddeutschland
und in den
Niederlanden
werden noch
Mamertus am 11. und
eben die ‚kalte Sophie‘ am
15. Mai dazu gerechnet.
Wenn uns also nach wie vor
eine Tagesheilige Sophie bezo-
gen auf die Jahreszeiten ver-
traut ist – welche geschichtlich
erfassbare Person steht nun
dahinter? Die Assoziation zu
einem der wichtigsten Touris-
tenziele des heutigen Istanbuls,
der ‚Hagia Sophia‘, liegt nahe.
Kaiser Justinian I. ließ diesen
monumentalen Sakralbau er-
richten, der im Jahr 537 ge-
weiht wurde. Vielleicht hatte schon
Kaiser Konstantin selbst in ‚seiner
Stadt‘ Konstantinopel eine Kirche
mit diesem Patronat erbaut. Eine
weibliche ‚Heilige Sophia‘ wurde da-
mit aber nicht verehrt, sondern viel-
mehr basierend auf der wörtlichen
Übersetzung, die ‚Heilige Weisheit‘
Gottes bezogen auf Jesus Christus
und die Gottesmutter Maria. Dar-
stellungen der göttlichen Weisheit
in der ostkirchlichen Kunst zeigen
einen Engel auf einem Thron mit
feurigemAntlitz und ebensolchen
Flügeln und Hän-
den. Tatsächlich
gibt es aber aus
der Zeit der ver-
folgten frühen
Wegbegleiter des Lebens XXII. Teil
Die heilige Sophia
Fides
Spes
Glauben | Leben