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Politikerpraktikum in der Laurentius-Apotheke

„Versorgung vor Ort sicherstellen“

Bundestagsabgeordneter Marc Henrichmann: „Dieses System gilt es zu schützen“

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Auch nach der Bundestagwahl

bleiben die Apotheker/-innen in

Westfalen-Lippe aktiv. So war der

jüngst in den Bundestag gewählte

Abgeordnete Marc Henrichmann zu

Gast bei Kreisvertrauensapotheker Dr.

Stephan Barrmeyer. In der Laurentius-

Apotheke in Coesfeld warf er einen

Blick hinter die Kulissen einer öffentli-

chen Apotheke. Der 41-jährige

CDU-Politiker unterstrich die hohe

Bedeutung der örtlichen Apotheken

für die Versorgungssicherheit im

ländlichen Raum: „Dieses System gilt

es zu schützen.“

„Die Apotheke dient als Sicherheitsbarrie-

re für die Arzneimitteleinnahme. Das Fach-

personal klärt die Patienten vertrauens-

voll über die benötigten Arzneimittel auf

– ob verschreibungspflichtig oder nicht –

und beantwortet Fragen im persönlichen

Gespräch. Kein Patient erhält ein Medika-

ment ohne pharmazeutische Beratung“,

erklärte Stephan Barrmeyer, Sprecher der

Apothekerschaft im Kreis Coesfeld. Wo-

rauf geachtet werden muss, wenn ein

Medikament abgegeben wird, zeigte

der Apotheker anhand eines Beispielre-

zepts: Neben- und Wechselwirkungen

„Dinge, diemannicht im Internet bestellt“

Intensiv besprochen wurde darüber hin-

aus das Urteil des europäischen Gerichts-

hofes vom Oktober 2016. Seitdem ist es

ausländischen Versandhandelsapotheken

erlaubt, Boni auf verschreibungspflichtige

Arzneimittel zu gewähren, während die

Apotheken in Deutschland weiterhin der

Arzneimittelpreisverordnung unterliegen.

Die Arzneimittelpreisverordnung sorgt

dafür, dass aus Krankheit kein Profit ge-

schlagen werden kann. „Das ist kein fairer

Wettbewerb“, bezog Barrmeyer Stellung.

„Gerade kleinere Apotheken können dem

Preisdruck nicht standhalten. Die flächen-

deckende Versorgung mit Arzneimitteln

ist gefährdet.“

Der Bundestagsabgeordnete Hen-

richmann ist überzeugt: „Wir müssen die

Versorgung in den ländlichen Regionen si-

chern, insbesondere die kleineren Apothe-

ken dürfen nicht unter dem Versandhan-

del leiden.“ Er hob die Bedeutung eines

funktionierenden Netzes von Apotheken

auch für Notdienste hervor. Zudem ist die

Beratung der Patienten durch die Apothe-

ke als Lotse imGesundheitssystem für den

Politiker unabdingbar: „Es gibt Dinge, die

sollte man nicht im Internet bestellen.“ <

Die tägliche Arbeit in der Apotheke

erklärte Dr. Stephan Barrmeyer (links auf dem

Foto links) dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann (CDU), während Apo-

thekerin Sabine Barrmeyer (Foto rechts) zeigte, wie Kapseln hergestellt werden.

mit anderen Medikamenten müssen in

Betracht gezogen werden. „Da ist das per-

sönliche Gespräch besonders wichtig“,

verdeutlichte der Apotheker weiter. Ist ein

Medikament abgegeben, folgt die Abrech-

nung mit der Krankenversicherung. „Das

unterliegt einem hohen bürokratischem

Aufwand, kleinere schriftliche Fehler füh-

ren da häufig zu Unstimmigkeiten zwi-

schen dem Arzt, der Krankenversicherung

und der Apotheke“, erläuterte Barrmeyer.

Henrichmann will Möglichkeiten prüfen,

um dies unbürokratischer zu gestalten.

Durch ein ausgeprägtes Logistiknetz,

das die Apotheke dreimal täglich beliefert,

ist nahezu jedes Arzneimittel innerhalb

weniger Stunden vor Ort – oder per Bo-

tendienst beim Patienten zu Hause. Aber

auch individuelle Rezepturen werden in

jeder Apotheke vor Ort angefertigt. „Für

Kinder, aber auch für andere Patienten

fertigenwir häufig selbst passende Rezep-

turen an. Erst kürzlich haben wir farblich

unterschiedliche Kapseln für ein Kleinkind

hergestellt. So wusste die Mutter, welche

Kapsel zu welcher Tageszeit eingenom-

men werden muss.“ Wie eine Kapselher-

stellung im Labor funktioniert und wie

aufwendig die Protokollierung dazu ist,

zeigte Apothekerin Sabine Barrmeyer dem

Bundestagsabgeordneten.

GESUNDHEITSPOLITIK

AKWL

Mitteilungs

blatt

01-2018 /

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