UPM-Biofore-Magazine-1-2017-DE

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DAS UNTERNEHMENSMAGAZIN 1/2017

DIE ZUKUNFT IST RECYCLEBAR

EineWelt ohne Abfall – für die meisten klingt das noch ziemlich unrealistisch. Aber die Vergangenheit lehrt uns, dass schon viele zunächst als unrealistisch abgetane Ideen inzwischen Realität geworden sind. DieWeiterentwicklung einer Kreislaufwirtschaft, die darauf abzielt, Abfall komplett zu eliminieren, ist viel mehr als nur eine interessante Herausforderung. Sie ist absolut notwendig und bringt dabei auch noch viele Vorteile mit sich. Ressourceneffizienz ist eines der Grundprinzipien der Biofore-Strategie. Schon seit langer Zeit entwickelt UPMVerfahren für dieWiederverwertung oder das Recycling von Produktionsabfall. In dieser Ausgabe des BioforeMagazins lesen Sie, wie aus Nebenströmen und Nebenprodukten unserer Herstellungsverfahren neue, wertvolle Produkte gefertigt werden. Und das ist nur der Anfang. Auf Grundlage des Kreislaufwirtschaftsmodells entwickeln wir aktiv Lösungen, bei denenMaterial und Stoffe imKreislauf bleiben und durch Dienstleistungen und intelligente Abläufe einenMehrwert schaffen. ImRahmen unserer Zusammenarbeit mit verschie- denen Branchen, Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstituten sind wir außerdem ständig auf der Suche nach neuenMöglichkeiten und Innovationen für dieWeiterentwicklung und Ausweitung der Nutzung von Nebenprodukten sowie der Ressourceneffizienz. Wir von UPMwerfen nichts weg – vor allemkeine neuenMöglichkeiten! Keine Chance dem Abfall!

Ihr Wohnzimmer im Freien Schön , dauerhaft und pflegeleicht Das ganze Jahr, bei Sonne , Schnee oder Regen

BIOFORE IST DAS WELTWEITE UNTERNEHMENSMAGAZIN DER UPM-KYMMENE CORPORATION

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UPM – The Biofore Company UPM möchte die Bio- und Forstindustrie in eine neue, nachhaltige und innovationsgesteuerte Zukunft führen. Die sechs Geschäftsbereiche unseres Unternehmens sind: UPM Biorefining, UPM Energy, UPM Raflatac, UPM Paper Asia, UPM Paper ENA (Europa und Nordamerika) und UPM Plywood. Unsere Produkte bestehen aus nach- haltig gewonnenen, erneuerbaren Rohstoffen, womit wir einen Gegenpunkt zu nicht erneuerbaren Materialien auf fossiler Basis setzen. Unsere Geschäftsansätze sind ganz auf Innovation und Nachhaltigkeit abgestimmt. Bei der Entwicklung von Biokraftstoffen, Bioverbundstoffen und Biochemikalien spielen wir unser umfassendes Know-how und unsere starke Position in der Wertschöpfungs- kette der Forstbiomassengewinnung und -verarbeitung aus. Wir handeln nach unseren Grundwerten: „Einander vertrauen“,

UPM ProFi Lifecycle bietet luxuriöse Holzoptik

TWITTER @UPM News, www.twitter.com/ UPM News

Entwickelt und hergestellt in Finnland, Deutschland und den USA www.upmprofi.de

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YOUTUBE www.youtube.com/ upmdotcom

Elisa Nilsson Vice President, Brand and Communications, UPM

FACEBOOK www.facebook.com/ UPMGlobal

„Gemeinsam erfolgreich sein“ und „Mutig Neues schaffen“.

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Kreislaufwirtschaft bedeutet für UPM, Produkte undMaterialien immer wieder zu verwenden und durch intelligente Lösungen einenMehrwert zu schaffen. Außerdem reduzieren wir Abfälle und bemühen uns, den Anteil erneuerbarer Energien undMaterialien zu erhöhen.

Weitere Informationen unter: www.upm.com/responsibility

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I N H A L T

Im Rahmen des RafCycle Pilot­ projekts recycelt Henkel mehr als 90 % des Etiketten­ materialabfalls in seinem Werk in Wassertrüdingen. 30

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03 EDITORIAL

06 INHALT

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Die junge Forscherin Sonja Ahvenainen unterstützt UPM bei der Nutzung von Nährstoffen in der biologischen Abwasserreinigung.

Joss Blériot von der Ellen MacArthur Foundation ist überzeugt, dass eine Kreislaufwirtschaft die einzige Möglichkeit ist, Wohlstand und Stabilität für zukünftige Generationen sicherzustellen.

08 IN TIME

10 EINE GLOBALE UMSTELLUNG

AUF DIE KREISLAUFWIRTSCHAFT Joss Blériot von der EllenMacArthur Foundation ist überzeugt, dass eine Kreislaufwirtschaft die einzigeMöglich­ keit ist, Wohlstand und Stabilität für zukünftige Generationen sicherzu- stellen.

CHEFREDAKTEUR Elisa Nilsson

REDAKTION Annukka Angeria, Sari Hörkkö, Kristiina Jaaranen, Klaus Kohler, Monica Krabbe, Anneli Kunnas, Sini Paloheimo, Maarit Relander- Koivisto, Annika Saari, Tommi Vanha, Päivi Vistala-Palonen, Jessie Yao.

26 Auf dem Weg in eine abfallfreie Zukunft fördert UPM zusammen mit Abfallmanagementpartnern den Kreislauf von Nebenströmen.

38 VINTAGE VERLA: GEBURTSSTÄTTE DER FINNISCHEN INDUSTRIE

26 EINE KEHRTWENDUNG: DIE ZUKUNFT DES ABFALLMANAGEMENTS Auf demWeg in eine abfallfreie Zukunft

Als Weltkulturerbestätte beweist die Verla Holzschleiferei und Kartonfabrik, dass Recycling schon seit dem 19. Jahr­ hundert ein wichtiger Teil der finnischen Forstindustrie ist.

fördert UPM zusammenmit Abfall­ managementpartnern das Recycling von Nebenströmen.

GESTALTUNG Valve DRUCK Erweko Oy

14 BIOKRAFTSTOFFBRANCHE IM AUFWIND

30 ETIKETTENABFALL PRODUKTIV NUTZEN ImRahmen des RafCycle Pilotprojekts

Eine neue Gesetzeslage und die steigende Nachfrage bilden eine solide Grundlage für den Durchbruch hoch­ moderner Biokraftstoffe.

42 EINE NOCH EFFIZIENTERE PAPIERFABRIK

recycelt Henkel mehr als 90 % des Etikettenmaterialabfalls in seinem Werk inWassertrüdingen.

UMSCHLAG UPM Finesse Silk 200 g/m² INNENSEITEN UPM Finesse Silk 130 g/m² UPM-KYMMENE CORPORATION PO Box 380 FI-00101 Helsinki Finnland Tel. +358 (0)204 15 111 www.upm.de www.upmbiofore.com

ImWerk in Changshu kommt im Rahmen des UPM-Programms „More with Biofore in China“ modernste Technik zumEinsatz.

18 DIE ZEIT IST REIF FÜR EINEN INDUSTRIETAUGLICHEN RECYCLING-DÜNGER UPMarbeitet gemeinsammit dem Agrarnährstoffexperten Yara an der Entwicklung eines Düngers aus recycelten Nebenströmen der Forstindustrie. 22 ABFALL DURCH DAS RECYCLING VON NÄHRSTOFFEN GEWINN­ BRINGEND NUTZEN

32 UPM KAUKAS GIBT IN SACHEN KREISLAUFWIRTSCHAFT DIE RICHTUNG VOR

46 TEE TRINKEN IN EINER DESIGN-OASE Chinesische Designer kreieren harmo­ nische Optik mit natürlichen Recycling­ materialien imBiofore-Teehaus und beimTaihu Stone Grada Shelf. 48 PAPIER – FÜR EINE NACHHALTIGE KOMMUNIKATION Aufgrund seines geringen CO 2 -Fuß­ abdrucks ist recyclingfähiges Papier in der Massenkommunikation weiter- hin sehr gefragt.

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Der integrierteWerksstandort von UPM in Lappeenranta ist Vorreiter in der effizienten Nutzung von Ressourcen und Nebenströmen.

36 UPM PROFI FEIERT ZEHNJÄHRIGES BESTEHEN ALS PIONIER DER KREISLAUFWIRTSCHAFT

Nach nunmehr zehn Jahren hat sich UPM ProFi zu einem wegweisenden Hersteller innovativer Produkte aus recycelten Nebenströmen entwickelt.

Die junge Forscherin Sonja Ahvenainen unterstützt UPMbei der Nutzung von Nährstoffen in der biologischen Abwasserreinigung.

Nach nunmehr zehn Jahren hat sich UPM ProFi zu einemwegweisenden Hersteller innovativer Produkte aus recycelten Nebenströmen entwickelt.

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I N T I M E

DER BIOAIKA-TRUCK IST UNTERWEGS

EINE INNOVATION – SO VERSCHWINDEND DÜNN UPM Raflatac, die Brauerei Saimaan Juoma­ tehdas und die Druckerei Auraprint haben zusammen das dünne Etikettenmaterial Vanish™ für recyclingfähige Alu-Getränkedosen entwickelt. Vanish ermöglicht eine selbstklebende Etikettierung von Getränkedosen. Aluminiumdosen können so dem Recycling zugeführt werden. Zudem bekommen Getränkehersteller die Möglichkeit, kleine Chargen von Spezialgetränken kosten­ günstig zu personalisieren und zu vermarkten. Bislang konnten etikettierte Dosen nicht recycelt werden, da sie neben dem recyclingfähigen Aluminium zu viele weitere Materialien enthielten. Das Vanish-Etikett ist so leicht, dass es die Qualität des recycelten Aluminiums nicht beeinträchtigt und somit die Wiederverwertung des gesamten Aluminiums ermöglicht.

Initiative zur Abfallvermeidung in den USA ausgezeichnet Die UPM-Initiative „Zero Solid Waste to Landfill“ wurde im April im Rahmen des Nachhaltigkeitswettbewerbs für den Bereich Mittlerer Westen vom Institute for Supply Management Chicago (ISM) mit einem Gold Award ausgezeichnet. Die Jury lobte, dass die Initiative von UPM die Rolle von Supply Managern hervorhebt, um Nachhaltigkeitsinitiativen

Der Bioaika („Biozeitalter“)-Truck von UPM wird im nächsten Herbst finnische Schulen besuchen, um die Bioökonomie von morgen vorzustellen. Präsentiert werden neue Produkte und Geschäftsmöglichkeiten, die sich aus der Nutzung von Wäldern ergeben. Das Publikum wird über Smartphones und digitale Technologien einbezogen. Der Truck ist mit den neuesten Produkten von UPM beladen, darunter dem erneuerbaren Biokraftstoff UPM BioVerno, dem Hydrogel GrowDex, dem thermo­ formbaren Sperrholz UPM Grada sowie den Bioverbundwerkstoffen UPM ProFi und UPM ForMi. Der Bioaika-Truck wird den ganzen Herbst über an Schulen anzutreffen sein. Davor wird er im Rahmen einer Sommertour an wichtigen Standorten Halt machen, an denen UPM sich aktiv in die Gemeinden einbringt. Läuten auch Sie mit uns das Biozeitalter ein! Der Bioaika-Truck ist Teil der offiziellen Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr der finnischen Unabhängigkeit.

Unterstützung von Sportvereinen in Finnland UPM beteiligt sich an einem Projekt, das möglichst vielen Kindern die Gelegenheit bieten will, nach der Schule an sportlichen und anderen Aktivitäten teilzunehmen. Dabei unterstützt UPM lokale Sportvereine und Organisationen mit Mitteln für Trainergebühren, Ausrüstung und Miete – vor allem an den großen Produktionsstandorten von UPM. Das Projekt wird vom finnischen Olympischen Komitee koordiniert. „Wir wollen uns an Partnerschaften beteiligen, die das Leben von Familien erleichtern und das lokale Gemeinschaftsleben stärken. Mehr Sport zu treiben, hat viele Vorteile. Studien zeigen, dass Bewegung sich auch positiv auf das Lernen auswirkt. Darüber hinaus unterstützen diese nachmittäglichen Sportaktivitäten dabei, Struktur in das Familienleben zu bringen“, so Pirkko Harrela , Executive Vice President of Stakeholder Relations bei UPM.

innerhalb eines Unternehmens zu prägen, voranzutreiben und zu

beeinflussen. Jennifer Wilkerson, Director of Business Development and Marketing

www.bioaika.fi

bei UPM Paper ENA, nahm die Auszeichnung von Scott Daniels, dem Verantwortlichen im Bereich Nachhaltigkeit bei ISM-Chicago, entgegen. Laut Scott Daniels beweist die Initiative von UPM, dass erheblicher Fortschritt bei gleichzeitiger Kostensenkung und Unterstützung der Nachhaltigkeitsinitiativen möglich ist.

Mehrwert für die finnische Wirtschaft

Strengere Standards für Lieferanten

Eine Studie des finnischen Wirtschaftsforschungsinstituts ETLA weist UPM als das Unternehmen aus, das den größten Mehrwert für die finnische Wirtschaft schafft. Berücksichtigt werden der von UPM direkt erzeugte Mehrwert, aber auch der indirekte Einfluss, der Lieferanten mit einbezieht. 2015 hat UPM 2,0 % des finnischen BIPs erwirtschaftet. Der direkt von UPM in Finnland geschaffene Mehrwert belief sich auf 1,5 Milliarden Euro, der indirekte Beitrag über Lieferanten des Unternehmens lag sogar bei 2,6 Milliarden Euro. Die Lieferkette von UPM in Finnland umfasst 10.000 Unternehmen und Dienstleister. Das Unternehmen gibt jährlich rund 850 Millionen Euro allein für die Holzbeschaffung aus. Unter Mehrwert versteht man die Differenz zwischen dem Verkaufspreis eines Produkts und dem Einkaufspreis, der für Rohstoffe, Energie, Dienstleistungen und sonstige Zwischenprodukte zur Herstellung des Produkts bezahlt wird.

Lesen Sie jetzt das Biofore Magazine und weitere interessante Beiträge auf www.upmbiofore.com.

Hohe Standards in der Unternehmensverantwortung verringern Risiken. Daher achten wir darauf, dass unsere Lieferanten und Drittanbieter den im UPM Verhaltenskodex definierten Standards gerecht werden. Der neue Verhaltenskodex für Lieferanten und Drittanbieter sieht ein Leistungsminimum vor, dessen Einhaltung wir von allen mit und für UPM Arbeitenden erwarten. Wir möchten ökologische, soziale und ökonomische Risiken möglichst gering halten. Zudem möchten wir garantieren, dass unsere Betriebs­ abläufe sicher sind und unsere Rohstoffe auf legale und verantwortungsvolle Weise beschafft werden.

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TEXT MATTI REMES   FOTOS ELLEN MACARTHUR FOUNDATION, UPM

D as Bevölkerungswachstumund der steigende Konsum erschweren nachhaltiges Handeln, da das Rohstoffaufkommen schwindet und der Klimawandel schneller voranschreitet. Diese Nachhaltigkeitskrise erfordert einen fundamentalen Richtungswechsel, um auch den kommenden Generationen wirtschaftlichenWohlstand und soziale Stabilität zu garantieren. Dieser Ansicht ist Joss Blériot , Executive Officer der EllenMacArthur Foundation, einer der bekanntesten Befürworter der Kreislaufwirtschaft. „Momentan beruht dieWertschöpfung auf demVerbrauch begrenzter Ressourcen. Das kann langfristig nicht funktionieren. Wir müssenWege finden, dieses Problem zu lösen“, so Blériot. Die EllenMacArthur Foundation ist eine unabhängige Stiftung mit demZiel, den Übergang zu einemneuenWirtschaftsmodell durch Aufklärungsmaßnahmen, Forschung und unternehmerische Zusammenarbeit zu beschleunigen. Die Stiftung rückt das Thema Kreislaufwirtschaft auf Veranstaltungen wie dem World Economic Forum (WEF) im schweizerischen Davos in denMittelpunkt. „In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Debatte auf alle wichtigen Foren ausgeweitet, was eine äußerst positive Entwicklung ist“, merkt Blériot an. Wachstum ohne Ressourcenverknappung Nach Blériot wird das lineareWirtschaftsmodell, das vor 150 Jahren aus der indus- triellen Revolution hervorging, immer mehr hinterfragt. Gemeint sind damit ein­ seitige Herstellungsverfahren, die auf Rohstoffförderung, Produktion, Konsum und der schlussendlichen Entsorgung des Produkts basieren. „Wir müssen das alteWirtschaftsmodell durch ein neues ersetzen, das Wachstum vomRohstoffverbrauch trennt. Dies lässt sich durch eine effizientere

Eine globale Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist ein nachhaltiger Ansatz, der Rohstoffe solange in Umlauf hält, bis sie nicht mehr wiederverwendet werden können. Die Umstellung auf dieses neue Wirtschafts­ modell befindet sich noch in der Anfangsphase. Richtungs­ weisende Unternehmen profitieren bereits von den Vorteilen.

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Tages stillsteht. Wenn es benutzerfreundliche Alternativen zu wettbewerbsfähigen Preisen gibt, sinkt das Interesse daran, selbst ein Fahrzeug zu besitzen.“ Hohe Kosteneinsparungen für Unternehmen Blériot erklärt, dass das Kosteneinsparungspotenzial für Unternehmen ein großer Anreiz sei. Unternehmen erkennen das hohe wirtschaftliche Potenzial, das imRecycling und imVerkauf von Neben­ strömen sowie in derenWeiterverarbeitung zu neuen Produkten liegt. Laut Blériot muss man sich vor allem auf die einzelnen Teilschritte in einer Kreislaufwirtschaft konzentrieren. Dies sei der einzigeWeg, um alleMöglichkeiten voll auszuschöpfen. „Geschäftsmodelle, die auf der Kreislaufwirtschaft basieren, erfordern zudemneue Arten von Partnerschaften zwischen Unternehmen.“ Blériot ist davon überzeugt, dass das neueWirtschafts­ modell in vielen Branchen dieWettbewerbspositionen neu ausrichten wird. Die Unternehmen und Länder, die ihre Methoden am schnellsten ändern, werden anfangs ammeisten profitieren. „Die Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen eine groß­ artigeMöglichkeit, sich neu zu erfinden und neue Chancen zu nutzen.“ Noch zu früh für die große Umstellung Die Kreislaufwirtschaft wird überall auf der Welt heiß disku- tiert, doch zu nennenswerten Veränderungen kommt es nur zögerlich. Auf die Frage, wie lange es dauern wird, großan- gelegte Ideen in die Tat umzusetzen, hält sich Blériot mit Schätzungen zurück. „Es ist noch zu früh für die große Umstellung. Viele positive Entwicklungen sind jedoch schon jetzt unter der Oberfläche sichtbar. Zwar nutzt noch kein Unternehmen die Kreislauf­ wirtschaft zu 100 %, doch viele bewegen sich bereits in die richtige Richtung.“ Blériot ist der Meinung, dass Regierungen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen werden. Ihm ist aufgefallen, dass weltweit eine effizientere Rohstoffnutzung aktiv unterstützt wird. Der Fortschritt wird jedoch teilweise durch veraltete Gesetze und bürokratische Hindernisse verzögert. Initiativen, wie das ehrgeizige Kreislaufwirtschaftspaket der Europäischen Kommission, zeigen, dass der Wunsch nach einemWandel vorhanden ist. Das Paket setzt mit einer Strategie für Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit den Rahmen für eine Beschleunigung der europäischen Konjunktur in den kommenden Jahren. „Das Kreislaufwirtschaftspaket könnte Unternehmen dazu ermutigen, strategische Änderungen in die richtige Richtung vorzunehmen. Es könnte sogar zu einigen schnellen Änderungen führen.“ 

Nutzung von Rohstoffen, das Recycling von Materialien und den Austausch von nicht erneuerbaren Ressourcen durch erneuer- bare erreichen“, so Blériot. In einer vollständigen Kreislauf­ wirtschaft wird keinMüll erzeugt, da

Dieser Trend wird durch rapide technologische Entwicklungen beschleunigt: Neue Technologien machen es zumBeispiel bereits möglich, Solarenergie viel schneller nutzbar zumachen als früher.

Grundsätzliche Änderungen des Konsumverhaltens

Überschüsse und Nebenströme aus Herstel­ lungsverfahren von anderen Akteuren des Kreislaufs als Rohstoffe genutzt werden. „Sobald das Produkt das Ende seines Lebenszyklus erreicht, kehren dieMaterialien in den Kreislauf zurück. Sie werden zur Herstellung ähnlicher Produkte oder auf andereWeise wiederverwendet.“ Blériot betont, dass Unternehmen bereits bei der Produktentwicklung einplanen sollten, wieMaterialen wiederverwendet oder kosteneffizient recycelt werden können. Biomasse birgt enormes Potenzial Blériot ist davon überzeugt, dass Biomasse und Rohstoffe auf biologischer Basis zu einemwesentlichen Bestandteil der Kreislaufwirtschaft und neuer Kreislaufinnovationen werden. „Finnland nimmt auf diesemGebiet eine Vorreiterrolle ein. Das Land verfolgt eine solide bioökonomische Strategie. Es ist interessant zu sehen, welche Arten neuer Materialien und Produkte aus Rohstoffen auf biologischer Basis entwickelt werden. Produkte wie Biochemikalien und Biokraftstoffe sind großartige Beispiele.“ „Nicht erneuerbare Energien durch erneuerbare zu ersetzen, ist ein weiteres wichtiges Ziel der Kreislauf- wirtschaft“, so Blériot.

Blériot betont, dass mit der Kreislaufwirtschaft nicht versucht wird, das wirtschaftliche Handeln zu reduzieren. Ganz imGegenteil. Sie kann das Wirtschaftswachstum sogar beschleunigen, da Unternehmen wettbewerbsfähiger und Innovationen aktiv gefördert werden. Verbraucher werden zudemnicht mehr dazu angehalten, ihren Lebensstandard zu verringern. Blériot sieht jedoch bedeutende Änderungen der Verbrauchergewohnheiten voraus. „Die Art undWeise des Konsums wird sich ändern. Der Schwerpunkt wird nicht mehr auf demBesitz von Produkten sondern auf „Pay-per-use“-Modellen liegen. Das heißt, dass Verbraucher und UnternehmenWaren und Dienstleistungen vermehrt untereinander teilen werden.“ Als positives Vorbild nennt Blériot das Transportwesen. Ein Beispiel dafür ist eine mobile App, mit der man für jede Fahrt das am besten geeignete Transportmittel wählen kann und somit Verkehrsmittel wie Busse, Züge und Taxis nahtlos in einem einzigen Paket kombiniert werden. Blériot glaubt, dass neue Konzepte für „Mobilität als Dienstleistung“ in den kommenden Jahren zu einem erheb- lichen Rückgang des Bedarfs an privaten Fahrzeugen führen wird. „Ein Auto ist eine teure Anschaffung, die über 90 % des

Joss Blériot

FAKTEN

Nur 20 % aller Materialien werden wieder­ verwertet

Der durchschnittliche Bürger eines wohlhabenden OECD-Landes verbraucht pro Jahr insgesamt 800 kg Lebensmittel und Getränke, 120 kg Verpackungsmaterial und 20 kg neue Kleidung und Schuhe. Nur 20 % des gekauften Materials wird nach dem Gebrauch recycelt. Die übrigen 80 % werden aus dem Kreislauf genommen und in Verbrennungsanlagen und auf Müllhalden oder als Abwasser entsorgt. Allein im Vereinigten Königreich könnte die Wiederverwertung und Weiterverarbeitung der Lebensmittelabfälle aller Haushalte und Restaurants in Biogas, Nährstoffe und Chemikalien neue Geschäftskanäle im Wert von 1,4 Milliarden EUR erzeugen. Zudem ließen sich im Vereinigten Königreich durch das Recycling von Textilien pro Tonne Altkleidung rund 1.800 EUR generieren.

Joss Blériot ist davon über­ zeugt, dass neue Konzepte für „Mobilität als Dienst­ leistung“ zu einem Rückgang des Bedarfs an privaten Fahrzeugen führen werden. Als Beispiel nennt er eine App, mit der man die am besten geeigneten Transport­ mittel wie Busse, Züge und Taxis auswählen und in einem Paket kombinieren kann.

Quelle: Towards the circular economy, Bericht Nr. 2, Ellen MacArthur Foundation

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TEXT VESA PUOSKARI   FOTOS VILLE VAUHKONEN, JANNE LEHTINEN, VESA PUOSKARI, UPM; MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DES INTERVIEWPARTNERS

Die Teilnehmer der „Lignofuels 2017“-Konferenz nahmen an einer Exkursion nach Lappeenranta teil, um die Bioraffinerie von UPM zu besichtigen.

Biokraftstoffbranche im Aufwind

Der Biokraftstoffbranche steht eine vielversprechende Zukunft bevor. Eine neue EU-Gesetzgebung, bahnbrechende Technologien und die weltweit steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen und Biomaterialien schaffen eine solide Grundlage für künftige Entwicklungen.

D ie EU und nationale Behörden haben neben äußerst ehrgei- zigen CO 2 -Zielen auch recht- liche Rahmenbedingungen geschaffen, die sich positiv auf das Wachstum imBereich Biokraftstoffe und die Bioökonomie imAllgemeinen auswirken werden“, erläutert Sari Mannonen , Vice President von UPMBiofuels. „Dieser Trend zeigt, wie wichtig fort- schrittliche Biokraftstoffe für ein kohlen- stoffarmes Verkehrswesen sind. Sie werden unter anderem in

aus Lignozellulose erlassen hat. Die neuen Gesetzesvorschläge bietenmeiner Meinung nach die Gelegenheit, entsprechende Investitions­ vorhaben weiter voranzu-

Schifffahrt,“ führt Mannonen aus. „Die Schifffahrt gerät vermehrt unter Druck, Emissionen zu senken. Lösungen zur Verringerung des Schwefelausstoßes wie der

treiben.“

Marko Janhunen

Bioraffinerie-Besichtigung Finnland, das Gastgeberland der

Einbau von Entschwefelungsanlagen sind teuer. Erneuerbare Kraftstoffe ohne Schwefel bieten daher eine ideale Alternative, um strengere Emissionsvorgaben zu erfüllen.“

„Lignofuels“-Konferenz, zählt zu den Spitzenreitern bei der Nutzung ligno- zellulosehaltiger Biomasse. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung bestand in einemAusflug zur UPMBioraffinerie in Lappeenranta, an demungefähr 70 Konferenzbesucher teilnahmen. „Sie haben sich sehr über die einma- lige Gelegenheit gefreut, unsere einzig- artige Anlage zur kommerziellen Herstellung von Biodiesel auf Holzbasis zu besichtigen. ImAllgemeinen besitzen wir in den nordischen Ländern starke Kompetenzen imBereich der Bioraffinerie-Technologien“, so Mannonen. Mit Stolz verweist sie auf UPMs jüngste Erfolge in der Biokraftstoff­ branche: „Dank unserer ausgezeichneten Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist es uns in recht kurzer Zeit gelungen, eine neue bahnbrechende Technologie zu entwickeln und die Produktion für dieMarkteinführung zu erhöhen.“

Flugzeugtreibstoffen, Hochleistungskraft- stoffen und Schiffs­ diesel verwendet.“ Welche Zukunftsperspek­ tivenMannonen für die Branche sieht, konkretisierte sie auf der neunten

Eine Frage der Politik Marko Janhunen , Vice President Stakeholder

Relations bei UPM Biorefining, begrüßt ebenfalls die neuen Gesetzesvorschläge der EU-Kommission: „Zentraler Punkt der Vorlage ist die beträchtliche Steigerung der Produktion von

„Lignofuels“-Konferenz in Helsinki, zu der sich Anfang

Sari Mannonen

Februar knapp 150 Teilnehmer aus Australien, Brasilien, China, den USA und Europa einfanden. „Fortschrittliche Biokraftstoffe haben sich als profitables Geschäftskonzept für UPMerwiesen. Wir haben vielverspre- chendeWachstumsmöglichkeiten im Kraftstoffhandel, bei umweltfreundlich operierenden Fahrzeugflotten und in der

Biokraftstoffen, umdie neuen Ziele zu erreichen. Gemäß den Vorgaben der Kommission soll der Anteil fortschrittli- cher Biokraftstoffe bei mindestens 6,8 % des gesamten Kraftstoffverbrauchs liegen. Dazu sind erhebliche Investitionen in neue Technologien nötig.“ „Notwendig ist auch die Vorschrift, die die Kommission für Biokraftstoffe

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Labortests beweisen, dass der erneuerbare Diesel UPMBioVerno problem- los inmodernen Bussen als Ersatz für herkömmliche Dieselkraftstoffe verwendet werden kann. Durch die Umstellung wird der CO 2 -Ausstoß um bis zu 80 % verringert. Auch gefährliche Abgasemissionen nehmen deutlich ab. 2016 unterzog UPM in Zusammenarbeit mit Helsinki Regional Transport (HSL) und demTechnischen Forschungszentrum (VTT) seinen neuartigen Dieselkraftstoff UPMBioVerno einemPraxistest in städtischen Linienbussen. Die Ergebnisse zeigten, dass UPMBioVerno der Leistungsfähigkeit der besten Dieselkraftstoffe in nichts nachsteht. Ein derartig qualitativ hoch- wertiger Kraftstoff sorgt außerdemdafür, dass die Abgasreinigung selbst nach demZurücklegen langer Strecken effizient funktioniert. Inmodernen Bussen der Klasse Euro 6 werden Emissionen durch den Dieselpartikelfilter (DPF) und die selektive katalytische Reduktion (SCR) auf fast null reduziert. „Wenn diese Busse mit hochwertigen Kraftstoffen betrieben werden, sind sie äußerst umweltfreundlich“, betont Nylund. Auch für ältere Busse stellen erneuerbare Kraftstoffe eine gute Möglichkeit dar, Emissionen im Stadtverkehr auf effizienteWeise zu verringern. Die Strategie von HSL sieht vor, die gesamte Busflotte imGroßraum Helsinki bis 2020 zu 100 %mit Biokraftstoffen zu betreiben. Bei HSL gilt die Kombination aus Fahrzeugen der Klasse Euro 6 und erneuer- baren Kraftstoffen als ideale Lösung zur Verbesserung des Klimas sowie der örtlichen Luftqualität.  Nils-Olof Nylund, Professor am Technischen Forschungs­ zentrum (VTT), bekräftigt: Alternative Biokraftstoffe sind der schnelle Weg zur Senkung der Kohlenstoff­ emissionen von Bussen. Der schnelle Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit im Verkehr

Zur Bekämpfung des Klimawandels hat die EU-Kommission im November ein neues Gesetzes­ paket vorgestellt – demnach muss der CO 2 -Ausstoß

bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 % reduziert werden. In Finnland liegt der Schwerpunkt auf der Verringerung von Emissionen im Verkehrswesen. Dies soll durch den verstärkten Einsatz von Biokraftstoffen erreicht werden. Wie verringern wir CO 2 -Emissionen?

Riku Huttunen

auch über 2020 hinaus Gültigkeit haben wird. Wir glauben, dass die natio- nale Strategie Finnlands in Verbindung mit der neuen EU-Gesetzgebung eine solide Grundlage und hervorragende Investitionsmöglichkeiten für Unter­ nehmen schaffen wird“, so Huttunen weiter. Kraftstoff aus Abfall Der neue EU-Gesetzesvorschlag bezieht sich vor allem auf die Kreislaufwirtschaft. Ziel ist es, die Nutzung von Nebenströmen, Biomasse und Abfällen zur Gewinnung von Biokraftstoffen und Energie zu steigern. Huttunen geht davon aus, dass Finnland den Einsatz vonWaldbiomasse zur Herstel­ lung von Biokraftstoffen durch das effizien- tere Ausschöpfen von Nebenströmen aus der Forstindustrie ausweiten könnte. Die finnischenWälder wachsen zudem schneller, als sie abgeholzt werden. „Das nachhaltige Rundholz-Erntevolumen könnte bis zu 80Millionen Kubikmeter pro Jahr betragen. In den letzten zehn Jahren wurden jährlich 60Millionen Kubikmeter geschlagen. Es besteht also noch Spielraum“, erklärt Huttunen. Ungefähr 40 % des gesamten Energie­ verbrauchs werden in Finnland durch erneuerbare Energien gedeckt. Das ist der dritthöchsteWert in ganz Europa – bis 2030 soll er auf mindestens 50 % erhöht werden. „Wir sind auf dem richtigenWeg. CO 2 -Emissionenmüssen gesenkt und die Erzeugung von Bioenergie gefördert werden – so kostengünstig wie möglich. Für das finnische Verkehrswesen bedeutet das, die Nutzung von Biokraftstoffen zu steigern“, so Huttunens abschließendes Fazit.

„Eine Reduzierung der verkehrsbedingten Kohlenstoffemissionen wird haupt- sächlich durch Effizienzsteigerungen imVerkehrssystem, die Förderung emissionsarmer alternativer Ener­

verbindlich darauf geeinigt, dass bis 2030mindestens 27 % des gesamten Energieverbrauchs in der EU auf erneuerbare Energien entfallen sollen. Hohe Ziele für erneuerbare Energien „Für Sektoren, die vom Emissionshandel ausge- nommen sind, hat die EU-Kommission

Verkehr zwischen 2005 und 2030 umdie Hälfte zu reduzieren“, schätzt Huttunen. Derzeit werden in Finnland jedes Jahr ungefähr 500.000 Tonnen fortschrittli- cher Biokraftstoffe hergestellt. Bis zum Jahr 2030 wirdmit 1,1 Millionen Tonnen gerechnet, wofür Investitionen in Höhe von etwa 1,5Milliarden Euro notwendig sind. Diese Produktionsleistung hängt laut Huttunen allerdings von Fortschritten in Forschung und Entwicklung sowie neuen Innovationen ab. „In Finnland greifen wir bereits auf hochentwickelte Prozesse und Produkte zurück. Dennoch besteht ein Technologie- und Innovationsrisiko. Aus diesemGrund haben wir eine Subventionsregelung für Investitionen eingeführt, die die kommer- zielle Nutzung neuer Technologien inner- halb des Nicht-ETS-Sektors unterstützt.“ Laut nationaler Strategie könnte sich die Förderungssumme für große Investitionsprojekte imEnergiebereich ab 2019 einige Jahre lang auf bis zu 60Millionen Euro jährlich belaufen. „Die Vorlage der Kommission deutet darauf hin, dass die EU-Richtlinie zu Biokraftstoffen imVerkehrssektor

gien und die steigende Nutzung fortschrittlicher Biokraftstoffe erreicht“, erklärte Kyriakos

Maniatis , Mitglied der EU-Kommissionsgruppe für Energietechno­ logien, Innovation und umweltfreundliche Kohle der General­ direktion Energie, im Rahmen der Konferenz. Maniatis zufolge machen Emissionen aus demVerkehr ca. 25 % des

Finnland eine verbind- liche Emissionsredu­

zierung von 39 % bis zum Jahr 2030

vorgegeben“, bestätigt Generaldirektor Riku

Huttunen vomfinni- schenMinisterium für

Kyriakos Maniatis

Wirtschaft und Arbeit. Die Senkung von Emissionen

EU-weiten Gesamtausstoßes aus. „Ziel der Kommission ist es, die Nutzung fortschrittlicher Biokraft­ stoffe imVerkehrswesen voranzu- treiben, indemVorgaben zur Emissions­ reduzierung und zu erneuerbaren Kraftstoffen erlassen und der Anteil an erneuerbaren Kraftstoffen imLuft- und Seeverkehr gesteigert werden.“ Die EU-Länder haben sich bereits

aus demVerkehrswesen ist der Haupt­ treiber für eine Verringerung des finni- schen CO 2 -Gesamtausstoßes. „Für Biokraftstoffe imVerkehrssektor liegt unser Ziel bei bis zu 30 % des gesamten Kraftstoffverbrauchs. Durch eine Erhöhung des Biokraftstoffanteils und weitereMaßnahmen könnte es uns gelingen, die CO 2 -Emissionen aus dem

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TEXT SAARA TÖYSSY   FOTOS YARA, UPM, TUOMAS UUSHEIMO

Die Düngemittelversuche werden an der von Yara betriebenen Forschungsstation Kotkaniemi durchgeführt, deren Versuchsfelder internatio­ nalen Forschungsprotokollen entsprechen. Die Versuchsfelder werden unterschiedlich gedüngt und bestellt. Am Ende des Sommers wird jedes von ihnen einzeln von einem speziell ange­ passten Mähdrescher abgeerntet, um kontrolliert beurteilen zu können, wie sich die unterschiedli­ chen Düngemittel auf die Ernte auswirken.

D amit UPM sein globales Nachhaltigkeitsziel, die muss das Unternehmen nachhaltige Wege für das Recycling und dieWieder­ verwendung von Produktionsneben­ strömen finden. ImNovember 2016 haben UPM und Yara Finland, ein führender Anbieter von Düngemitteln und Pflanzenernährung, die Bewilligung von Fördermitteln für ein gemein- sames Projekt zur Entwicklung von Recycling-Dünger bekanntgegeben. Die beiden Unternehmen arbeiten seit Anfang 2016 zusammen, die ersten gemeinsamen Praxistests fanden im Sommer statt. Nun wurden dem viel- versprechenden Projekt imRahmen von Raki2, einem vomfinnischen Umweltministerium verwalteten Programm für Nährstoffrecycling, die finanziellenMittel für den Zeitraum 2017–2018 bereitgestellt. Eliminierung von Deponie­ abfällen bis 2030, erreicht,

Die Zeit ist reif für einen

tung von Nährstoffen zu einemder wich- tigsten staatlichen Projekte geworden.

für den Klärschlamm. Auch die Kostenstruktur wird

Das Besondere an diesem

Projekt ist, dass zwei große Branchen­ akteure ihre Fach­ kenntnisse und Ressourcen

analysiert”, erklärt Katja Viitikko , Leiterin des Nebenstrom- Forschungsprogramms bei UPMResearch & Development. Yara ist wiederum für die Durchführung von Praxistests, die Zusammen­ arbeit mit den Landwirten

Ermittlung des idealen Nährstoffverhältnisses

Eines der größten Probleme, mit dem die Forschung zu Recycling-Dünger zu kämpfen hat, ist die Heterogenität von Nebenströmen. Die organischen Nebenstrom-Materialien, die von der Forstindustrie erzeugt werden, stehen in großenMengen zur Verfügung und sind daher gut für die Düngerentwicklung geeignet – doch auch sie sind nicht ohne Herausforderungen. Der bei Yara Finnland tätige Düngerforscher Raimo Kauppila ist bereits seit über 25 Jahren in der Düngemittelbranche tätig und wird bei wichtigen strategischen Projekten des Unternehmens als anerkannter Experte hinzugezogen. „Bei dem Bio- und Primärschlamm aus den Abwasserklär­ anlagen von UPMhandelt es sich um relativ homogenes organisches Material,

vereinen, um eine nachhaltige indust- rietaugliche Dünger­ lösung zu entwickeln, die auf die spezifischen Anforderungen der Land­ wirtschaft eingeht. Der Dünger wird aus Nebenströmen hergestellt, etwa aus Klärschlamm (enthält Stickstoff und Phosphor) oder aus der Asche, die bei der Verbrennung von Biomasse entsteht. „UPMhat in diesemProjekt die Aufgabe, Materialien aus Nebenströmen bereitzustellen sowie die Herstellungs­ technologie und das Fertigungswerk zu testen und weiterzuentwickeln. Am wichtigsten ist hierbei die Entwicklung einer geeigneten Trocknungslösung

industrietauglichen Recycling-Dünger Um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2030 keine Abfälle mehr auf Deponien zu entsorgen, entwickelt UPM zusammen mit dem Düngemittel­ unternehmen Yara einen Dünger aus recycelten Abfallprodukten der Forstindustrie.

Katja Viitikko

und die Positionierung auf dem Markt zuständig. „2016 haben wir uns darauf konzentriert, die Qualität der Rohmaterialien zu prüfen und die beste Zusammensetzung sowie geeignetste Technologie zu finden. Bislang sind wir sehr zufrieden“, so Viitikko. Die Forschung zu Düngemitteln, die aus industriellen Nebenströmen hergestellt werden, ist seit einigen Jahrzehnten ein Thema. Da Finnland eine Vorreiterrolle in Sachen Recycling einnehmen will, ist dieWiederverwer­

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Raimo Kauppila, Katja Viitikko, Markus Schortemeyer, Leena Kunnas und Mogens Erlingson am Forschungs- zentrum von UPM in Lappeenranta, Finnland.

UPM und Yara arbeiten an der Entwicklung eines Düngers, der nicht nur leicht zu transportieren und auszubringen ist, sondern auch alle erforderlichen Nährstoffe genau zur richtigen Zeit bereitstellt, um ein optimales Wachstum zu erzielen.

aber die Nährstoff­ zusammensetzung ist nicht ideal. Der Schlammmuss daher mit Pflanzen­ nährstoffen angereichert werden“, erklärt er. „Wennman den Schlamm in

Siilinjärvi derzeit jährlich 1,5Millionen Tonnen Düngemittel her, von denen rund 80 % exportiert werden.

Jari Pentinmäki

Innovation als Antwort auf zukünftige Herausforderungen Das globale Bevölkerungswachstum, der Klimawandel und der steigende Lebensstandardmachen eine immer produktivere Nutzung von landwirt­ schaftlichen Flächen erforderlich. Mit dem steigenden Lebensstandard in den Schwellenländern nimmt zudemder Fleischkonsum zu. Für die Produktion von einer Tonne Hühnerfleisch werden zwei Tonnen Getreide benötigt. Für eine Tonne Schweinefleisch sind bereits vier Tonnen und für eine Tonne Rindfleisch sogar acht Tonnen Getreide erforder- lich. Dazu kommt, dass der Verbrauch von Getreide imLaufe der letzten fünf Jahrzehnte um 2,1 % pro Jahr gestiegen ist, während das jährliche Bevölkerungs­ wachstumnur 1,6 % betrug. „Bis 2050müssen wir in der Lage sein, 60 %mehr Lebensmittel zu produzieren. Aktuell werden 34 Millionen Hektar landwirtschaftli- cher Fläche außerhalb Europas genutzt, umLebensmittel für die europäi- sche Bevölkerung zu produzieren. Wir solltenmehr Verantwortung für unsere eigene Lebensmittelproduktion über- nehmen. Wir müssen in der Lage sein, bessere Ernteerträge zu erzielen. Dies muss aber auf eine nachhaltigeWeise geschehen, bei der die Emissionen und die Auswirkungen auf das Klima berück- sichtigt werden“, so Jari Pentinmäki , Leiter der Marketingabteilung von Yara Nordic. Yara ist ein globales Unternehmen, dessen Forschungstätigkeit großen Einfluss darauf hat, wie unterschied- lichste Getreidearten auf der ganzen Welt gedüngt und wie effizient landwirtschaftliche Flächen genutzt werden. „Der globale Kundenstamm von Yara umfasst 20Millionen Landwirte. Forschungsprojekte, Praxistests und

seiner ursprünglichen Form verwenden würde, müsste man Dutzende Tonnen pro Hektar ausbringen. Unser Projekt untersucht, welche Nährstoffe in den Nebenströmen vorhanden sind und wie wir sie mit Mineraldünger anreichern müssen. Ziel ist es, die Pflanzen optimal zu versorgen und den Landwirten eine benutzerfreundliche Lösung zu bieten“, fügt Kauppila hinzu. In Finnland ist die Vegetationszeit kurz und intensiv. Am besten werden die Nährstoffe aus Düngemitteln von den nördlichen Gewächsen zu Beginn des Sommers verwertet. Aus diesem Grund wird vorrangig während der Aussaat imFrühjahr gedüngt, nach Bedarf muss eventuell nachgedüngt werden. Wenn die Pflanzen alle verfüg- baren Nährstoffe verwerten, verbleiben keine Restnährstoffe auf den Feldern, von wo aus sie in Gewässer gelangen könnten. Der richtige Zeitpunkt ist daher entscheidend: Die Pflanzen benö- tigen die Nährstoffe genau zur richtigen Zeit, damit sie optimal wachsen und alle Nährstoffe imLaufe der Vegetationszeit aufbrauchen. „Gegenüber organischen Düngemitteln habenMineraldünger einige große Vorteile – zumBeispiel ihren hohen, ausgewogenen Nährstoffgehalt aber auch Vorteile hinsichtlich logistischer Aspekte. Mineraldünger lässt sich leicht verpa- cken, transportieren und ausbringen.“, so Kauppila. Die Düngerlösung wird im Sommer 2017 in der Forschungsstation Kotkaniemi getestet, die von Yara betrieben wird. Die Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen sowie die Praxistests werden im Jahr 2018 fortgesetzt. Yara Finnland stellt in seinen finni- schenWerken in Uusikaupunki und

die Vermittlung neuer Erkenntnisse sind ein immer wichtigerer Teil unseres Geschäfts“, so Pentinmäki. Die Branche versucht mit maßge- schneiderten Düngemitteln auf den Nährstoffedarf und dieWachs­ tumsphasen der jeweiligen Pflanze sowie die Herausforderungen der globalen Lebensmittelproduktion zu reagieren. „In letzter Zeit haben wir intensiv an der

demMarkt erhältlichen Düngemittel sein. „UPMund Yara verfolgen das gemeinsame Ziel, einen effizienten und industrietauglichen Recycling-Dünger zu entwickeln, der eine saubere und rentable Nahrungsmittelproduktion im Inland ermöglicht und gleichzeitig die Umweltbelastung minimiert. Dieses gemeinsame Projekt ist ein ideales Beispiel für die Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und indus­ trielle Zusammenarbeit“, freut sich Esa Laurinsilta , Director of Strategic Partnerships bei UPM. Trotz ihrer Vorteile kann von ihnen keine universelle Lösung für das effiziente Recycling von industriellen Nebenströmen und den steigenden Lebensmittel­ bedarf aufgrund des Bevölkerungs­ wachstums erwarten. „Die Begeisterung für Recycling- Dünger ist teilweise auch unbegründet. So ist die Lebensmittelqualität in Finnland beispielsweise hervorragend und sollte nicht durch das Einbringen von Fremdstoffen in den Nährstoffreis­ lauf gefährdet werden. Für Yara ist die Zusammenarbeit mit UPMein bedeu- tendes Projekt, da beide Parteien auf die Entwicklung eines durchdachten, funktionalen und nachhaltigen neuen Düngemittels hinarbeiten, das der tatsächlichenMarktnachfrage gerecht wird“, schlussfolgert Pentinmäki.  sind Recycling-Dünger kein Allheilmittel: Man

NUTZUNG DER NÄHRSTOFFREICHEN NEBENSTRÖME VON UPM Die finnischen Produktionsanlagen von UPM erzeugen jährlich unge­ fähr 430.000 Tonnen organischen Schlamm (ungefähr 165.000 Tonnen Feststoffe). Dieser Schlamm enthält rund 2.200 Tonnen Stickstoff, 320 Tonnen Phosphor und 370 Tonnen Kalium. Die mit Biomasse betrie­ benen Kraftwerke, die sich entweder zum Teil oder vollständig im Besitz von UPM befinden, erzeugen jährlich ungefähr 70.000 Tonnen an Asche, die für die Düngemittelherstellung geeignet ist. Allerdings können nicht alle Abfallprodukte gleichermaßen als Dünger wiederverwendet werden – dies ist von ihrem Nährstoff- und Schwermetallgehalt abhängig. Einige der Schlamm- und Aschetypen können in unveränderter Form verwendet werden, andere Sorten müssen jedoch vor dem Recycling verarbeitet werden.

Entwicklung von digi- talen Lösungen gear- beitet, umdie effizi-

ente Nutzung von landwirtschaftli- chen Flächen und

Düngemitteln zu verbessern und Nährstoff­ auswaschungen und Emissionen zu verringern. Unsere N-Sensor-Technologie beispiels- weise basiert auf einempflanzenspe- zifischen Algorithmus. Sie kann den Anteil an Biomasse und Chlorophyll auf einemFeld ermitteln, damit genau so viel Stickstoff ausgebracht wird, wie es für optimale Ernteerträge und Proteingehalte notwendig ist“, erläutert Pentinmäki. Kein Allheilmittel Das Projekt zielt auf die Herstellung von Recycling-Dünger ab, der aus Bio- und Primärschlamm, Asche und Mineralien besteht. Gleichzeitig muss er genauso effizient wie alle anderen auf

Esa Laurinsilta

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TEXT SAARA TÖYSSY   FOTOS BSAG, JANNE LEHTINEN, UPM

Sonja Ahvenainen hat in der Umwelttechnik ihre Berufung gefunden. In ihrer Freizeit treibt sie Sport und verbringt mit Kommilitonen viel Zeit im Freien. Während ihres Studiums war sie außerdem viel auf Reisen. Ein Studienaustausch im schwülen Bangkok war eine willkommene Abwechslung zum kühlen finnischen Klima. Die Betreuer ihrer Masterarbeit bei UPM sind Corinne Le Ny-Heinonen, Manager, Environmental Support, und Marjukka Joutsimo, Senior Researcher. Das Projekt begann mit Recherchearbeiten und einem Entwurf des schriftlichen Teils der Arbeit. Die Tests werden eine oder zwei Wochen dauern und im Sommer am UPM Standort Kaukas durchgeführt.

Corinne Le Ny-Heinonen und Sonja Ahvenainen

D er Wasserverbrauch in der Forstindustrie ist beileibe nicht gering. Seit Jahrzehnten stehen nicht nur bei UPM, sondern in der gesamten Branche die Abwasserreinigung und eine effizienteWassernutzung ganz oben auf der Tagesordnung. UPMmacht nun jedoch einen großen Schritt nach vorne und integriert zunächst in Finnland und anschließend an allen anderen UPM-Standorten recycelte Nährstoffe in seine Abwasserreinigungsverfahren. Finnland verfügt über außergewöhn- lich große Grundwasserreserven in sehr hoher Qualität. Die Ostsee umdie Süd- undWestküste Finnlands ist jedoch stark verschmutzt. Diese Verschmutzung wird teilweise durch Nährstoffe verur- sacht, die in den letzten Jahrzehnten von Agrarflächen und Industrieanlagen ins Meer gespült wurden. Hierfür verant­ wortlich sind Finnland, die anderen skandinavischen Staaten, Russland sowie die baltischen Staaten. „Der in industriell produzierten Nährstoffen enthaltene Stickstoff wird von der Luft in einemProzess gebunden, der viel Energie verbraucht. Phosphor wird wiederum in Form von Phosphorit – einer endlichen Ressource – abgebaut.

Derselbe Phosphor könnte auch als Dünger in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Wenn die Nährstoff­ nebenströme aus Industrie- und Agrar­ verfahren rückgewonnen würden, würden sie nicht imMeer landen. Die Rückgewinnung von Nährstoffen ist außerdem einfach sinnvoll: des einen Abfall ist des anderen Rohstoff“, so Masterstudentin Sonja Ahvenainen , die imRahmen ihrer Masterarbeit im Frühling und Sommer dieses Jahres das Recycling von Nährstoffen testet. Die Tests werden amWerksstandort UPM Kaukas imfinnischen Lappeenranta durchgeführt. Die Bemühungen um eine bessere Wasserqualität der Ostsee sind vielfältig. Eine der führenden Organisationen auf diesemGebiet ist die Baltic Sea Action Group (BSAG), die Unternehmen und Landwirte dazu ermutigt, einen Beitrag zum Schutz der Ostsee zu leisten. Die Stiftung bietet zudem ein Unter­ stützungsnetzwerk für Projekte, die die gemeinsamen Interessen von Unternehmen, Landwirten und der Meeresumwelt der Ostsee betonen. UPMhat sich imRahmen der Stiftung zu drei Projekten verpflichtet, zwei von ihnen sind bereits abgeschlossen.

Statt die Ostsee zu verschmutzen, könnten Nährstoffe in der biologi­ schen Abwasserreinigung genutzt werden. UPM gehört zu den Ersten, die bei der Abwasser­ reinigung auf recycelte Nährstoffe setzen.

Abfall durch das Recycling von Nährstoffen gewinnbringend nutzen

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Der integrierte Werksstandort Kaukas stellt Zellstoff, Magazinpapier, Schnittholz und Biokraftstoffe her. Am Standort Kaukas befindet sich auch das größte Forschungs- und Entwicklungszentrum von UPM.

BSAG Die Baltic Sea Action Group (Foundation for a Living Baltic Sea) kämpft für eine Wiederherstellung des ökologischen

Gleichgewichts der stark verschmutzten Ostsee. Die Stiftung arbeitet eng mit Unternehmen und Landwirten zusammen, um ihre Ziele zu erreichen. Als eines der Partnerunternehmen der BSAG hat sich UPM zu drei Projekten verpflichtet, von denen zwei bereits abgeschlossen sind. Das dritte Projekt wird in diesem Artikel vorgestellt: alle für die Abwasseraufbereitung von UPM verwendeten Nährstoffe sollen durch recycelte Nährstoffe ersetzt werden.

Die Ostsee ist das jüngste Meer unseres Planeten und das zweitgrößte Brackwasserbecken, enthält also eine Mischung aus Salz- und Süßwasser. Im Brackwasser gedeihen nur wenige Arten. Die durchschnittliche Tiefe der Ostsee liegt bei 55 Metern.

In Rauma wird seit 1991 das gesamte forstindustrielle Abwasser biologisch aufbereitet. Im Jahr 2002 begannen UPMund die Stadt Rauma die gemein- same Aufbereitung des industriellen und kommunalen Abwassers. „Ein Tankfahrzeug beliefert den Standort UPMRauma zweimal die Woche mit recycelten Nährstoffen. Damit lässt sich in etwa nachvollziehen, wie hoch die erforderliche Nährstoff­ menge ist. Die recycelten Nährstoffe sollten unabhängig davon, ob es sich um Feststoffe oder Lösungen handelt, aus der Region stammen. Ferntransporte sind finanziell und ökologisch weniger sinnvoll“, so Ahvenainen. In Zukunft könnte ein Teil der recy- celten Nährstoffe aus den UPM-eigenen Nebenströmen stammen, doch eine vollständige Selbstversorgung ist nicht praktikabel. „Es fallen zwar auch während der Produktion Nährstoffe an, doch die Rückgewinnung von Nähr­ stoffen aus demAbwasser ist die bessere Option. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis dies umgesetzt werden kann“, merkt Ahvenainen an. Die Theorie in der Praxis Als Schülerin träumte Ahvenainen von einemMedizinstudium. Als sie jedoch 2013 an der Technischen Universität Lappeenranta zu studieren begann,

Beim ersten wurde erforscht, ob und wie sich Verunreinigungen aus dem von Agrarflächen in die Ostsee gespültem Wasser mithilfe vonmit Biokohle versetzter Erde filtern lassen. Das zweite Projekt betraf eine Aktualisierung der UPM-Liste chemischer Substanzen, die für Meeresbewohner schädlich sind. Das dritte Projekt, das aktuell durchgeführt wird, untersucht neueWege, um in den Abwasserkläranlagen von UPMbis 2030 ausschließlich recycelte Nährstoffe zu verwenden. Wie funktioniert das? Der Markt für recycelte Nährstoffe wächst zwar, ist jedoch zurzeit noch sehr fragmentiert. Wie kann eine ausrei- chendeMenge an Nährstoffen beschafft werden?Wie werden Infrastruktur und Logistik der Werke an die Veränderung angepasst? Sonja Ahvenainen hat bereits während ihrer letzten Arbeitsaufent­ halte bei UPMnach Antworten auf diese Fragen gesucht, diesen Sommer werden ihre Recherchen in Praxistests umgesetzt. Untersuchungsgegenstand ist die Frage, wie ausgewählte recy- celte Nährstoffe sich bei der Abwasser­ reinigung verhalten. Die Tests werden am Standort UPMKaukas durchge- führt, zudemwird Ahvenainen prüfen, ob das Verfahren später auch in anderen

Der Markt für recycelte Nährstoffe wächst zwar, ist jedoch zurzeit noch sehr fragmentiert.

wusste sie sofort, dass Umwelttechnik für sie das Richtige war. Nach ihrem ersten Studienjahr arbeitete sie den Sommer über imLabor der Papierfabrik UPMKaukas in Lappeenranta. Imdarauffol- genden Sommer war sie in derselben Fabrik Trainee des Umweltbeauftragten. Im Sommer 2016 wurde sie beauftragt, einen vorläufigen Bericht zur Nutzung recycelter Nährstoffe in der Abwasserreinigung zu erstellen. Hierfür arbeitete sie imBiofore House in Helsinki. ImFrühling 2017 beginnt nun die eigentliche Testphase ihrer Studie, ein echter Meilenstein in ihrer Arbeit. „Als das Projekt letzten Sommer begann, war ich begeistert, an etwas zu arbeiten, das wirklich etwas bewegen wird. Nichts ist wich- tiger als der Einsatz für mehr Umweltschutz. Meine Tätigkeit bei UPM ist eine großartige Erfahrung. Alle Umweltfachleute haben ihr eigenes Spezialgebiet und ein unglaubliches Fachwissen“, beschreibt sie. UPMund Ahvenainen blicken einem inte- ressanten Frühling und Sommer entgegen und werden gemeinsamnach Lösungen für eine sauberere Zukunft suchen – und die bereits abgeschlossenen Kapitel versprechen spannende Ergebnisse. Wir wünschen allen Beteiligten viel Erfolg! 

UPM-Werken in Finnland und im Ausland anwendbar wäre – all dies ist Teil ihrer Masterarbeit. „Letzten Sommer habe ich unter- sucht, wo recycelte Nährstoffe verfügbar sind, wie groß die erforderlicheMenge ist und ob sie sich überhaupt nutzen lassen. Dafür habe ich potenzielle Nähr­ stoffanbieter direkt kontaktiert, zum Beispiel Betreiber landwirtschaftli- cher und industrieller Biogaskraftwerke sowie kommunale Abwasserkläranlagen. Meinen Forschungen zufolge sollte die umfassende Nutzung recycelter Nährstoffe bis 2030möglich sein“, so Ahvenainen. UPM Rauma: ein Vorzeigewerk Recycelte Nährstoffe werden bereits in der Papierfabrik UPMRauma genutzt, wo eine der Nährstoffquellen das Abwasser einer Biogasanlage ist.

RAKI-EKOSYSTEEMI RaKi Ekosysteemi ist ein Kooperationsnetzwerk, das seine Partner dabei unterstützt, nachhaltige und wettbewerbs­ fähige Geschäftsmodelle für die Wiederverwertung von Nährstoffen zu entwickeln. Dem Netzwerk gehören viele finnische Unternehmen an. Das Programm wurde vor rund einem Jahr von der BSAG ins Leben gerufen, die vor vier Jahren den Nährstoffkreislauf als ihren Schwerpunkt gewählt hat. Die BSAG koordiniert diese Aktivitäten und ist in der Lage, Pilotprojekte und die Entwicklung von Produkten zu unterstützen. „Wir freuen uns, dass das Programm so große Fortschritte macht. Sobald das Recycling von Nährstoffen wirtschaftlich rentabel ist, wird niemand mehr Nährstoffe in natürliche Gewässer leiten“, so Marja Koljonen, Programmleiterin von BSAG.

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