![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0028.jpg)
28
CellitinnenForum 2/2015
In Leid und Elend der Menschen
hören wir immer wieder den Ruf
nach Barmherzigkeit. Das Wort ‚B-
arm-herz-igkeit‘ sagt ‚den Armen
von Herzen‘ zugetan sein. Inner-
lich berührt, betroffen sein, das ist
der Weg, auf dem Barmherzigkeit
gelingen kann. Dann kann man mit-
fühlen, mitleiden, umarmen. Barm-
herzigkeit wird oft mit Liebe ver-
bunden, liebende Hingabe.
Die Barmherzigkeit Gottes ist un-
endlich. Sie wird vor allem imGleich-
nis Jesu vom ‚barmherzigen Vater‘
(Lk 15,11ff.) erläutert: Der Sohn hat
sein Vermögen durchgebracht. Er
wird zum Schweinehüter, verliert
seine Sohnschaft. In seiner Not sagt
er: „Ich will umkehren und zu mei-
nem Vater gehen.“ Der Vater weist
den Sohn nicht zurück. Er eilt ihm
vielmehr entgegen, umarmt ihn und
lässt ihm ein Festgewand anlegen.
Er gibt ihm eine neue Chance, gibt
ihm die Sohnschaft zurück.
Schon im Alten Testament hören
wir von der Barmherzigkeit Gottes,
der dem Volk Israel, das immer wie-
der in Schuld verfällt, vergibt. Er
ist ‚Jahwe-Gott‘, der Gott, der ‚für
die Menschen da ist‘ (vgl. Ex 3,14).
In den Psalmen hören wir: „Wie ein
Vater sich seiner Kinder erbarmt, so
erbarmt sich der Herr über alle, die
ihn fürchten.“ (Ps. 103,13)
Die Menschwerdung Jesu Christi
entspricht der Liebe Gottes, seiner
Barmherzigkeit, seinem ewigen
Heilsplan. Jesu Leben ist Barm-
herzigkeit: Er heilt Kranke, Blinde,
Lahme, Aussätzige. Jesus sagt den
Menschen, dass sie einen ‚Vater‘
im Himmel haben und lehrt sie das
‚Vater unser‘. Jesus vergibt Schuld.
So heißt es am Ende einer Heilung:
„Geh hin und sündige nicht mehr“.
Dies wird uns im Bußsakrament
zugesagt. Es ist der ‚Ort der Barm-
herzigkeit‘.
Jesu Kreuz und Auferstehung ist
Hingabe für uns Menschen. Jesus
erlöst von Sünde, Schuld und Tod,
denn: Wie er auferstanden ist, so
werden auch wir auferstehen“, so
heißt es. Immer wieder taucht an-
gesichts der Barmherzigkeit die
Frage nach der Gerechtig-
keit Gottes auf. Papst Jo-
hannes Paul II. sagt: „Gottes
Gerechtigkeit sei mit seiner
Treue, Hilfe, Güte, mit seiner
Barmherzigkeit verbunden.
Die Gerechtigkeit dient der
Barmherzigkeit.“ (Enzyklika
‚Über das göttliche Erbar-
men‘ 1980).
Immer wieder haben Men-
schen voller Barmherzig-
keit einander geholfen.
Die Fähigkeit dazu ist
uns vom Schöpfer ins
Herz gelegt. So gehen
wir auf den nächsten
Notleidenden zu – mit-
leidend, mitfühlend,
umsorgend. Jesus er-
zählt das Gleichnis vom
barmherzigen Samariter (Lk 10,25-
37) als ihn die Gesetzeslehrer
nach dem Nächsten fragen. Der
Samariter als Fremdling versorgt
den Ausgeraubten. Er bringt ihn in
die Herberge, zahlt den Wirt auch
für die nächsten Tage. Der Nächste
für den Samariter war der Verletzte,
dem er ‚Barmherzigkeit erwies“.
In der Bergpredigt (Mt 5,7) sagt Je-
sus: „Selig die Barmherzigen, denn
sie werden Erbarmen finden.“ An
anderer Stelle (Mt 25,40) heißt es:
„Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr
mir getan.“ Papst Franziskus sagt:
„Wir müssen sie (die Menschen) mit
Barmherzigkeit begleiten.“
Dr. Marianne Breuer
Meditation
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! (Lk 6,36)
Glauben | Leben